Früher legte man Geld für Kinder auf Sparbücher, um ihnen den Start ins Leben zu vereinfachen. Das ist heute überholt. Welche Möglichkeiten gibt es, um für Kinder vorzusorgen, und was sollte man dabei beachten? Wir haben bei der Expertin nachgefragt.
Viele erinnern sich: Am Weltspartag ging es mit der Sparbüchse zur Bank, um Geld auf das Sumsi-Konto einzuzahlen. Kurz zuvor hatten Oma, Opa oder die Eltern noch ein paar Scheine extra hineingesteckt. Für später – den Führerschein, den Urlaub oder die erste Wohnung. Damals fühlte sich das an, als wäre man bestens fürs Leben gerüstet. Heute ist diese Vorsorgeform längst nicht mehr zeitgemäß. Margarita Pillwein hat 15 Jahre lang in der Finanzbranche gearbeitet. Seit der Geburt ihrer Kinder widmet sie sich der finanziellen Bildung von Frauen und rät zu modernen Alternativen. Mit ihrer Plattform Mamafinanzen unterstützt sie Frauen dabei, für sich und ihre Familien besser vorzusorgen.
Ihr erster Tipp überrascht: Statt Aktien oder ETFs rät sie zuerst zur Vorsorge für die Gesundheit. "Für mich ist Medizin ein ganz wichtiger Punkt der Anlage", erklärt sie. "Wir leben in einer Zeit der Mehrklassenmedizin. Wer für die Zukunft seiner Kinder vorsorgen will, sollte zuerst in eine private Zusatzversicherung investieren." Je früher diese abgeschlossen wird, desto günstiger sind die monatlichen Beiträge, die oft zwischen 30 und 50 Euro liegen. In der aktuellen Phase des Kassenarzt-Mangels ist das ein wichtiger erster Grundstein fürs Leben.
Risiko und Return
Wer noch Geld übrig hat, um zu investieren, dem empfiehlt Margarita Pillwein ETFs. Diese sogenannten Exchange Traded Funds bilden einen Index nach, der wiederum die Entwicklung eines ganzen Marktes abbildet, wie etwa den europäischen oder US-Aktienmarkt. ETFs sind passiv gemanagt, das heißt, es gibt kein aktives Fondsmanagement, das versucht, besser zu performen als der zugrunde liegende Index. Aus diesem Grund sind die Verwaltungskosten in der Regel geringer als bei aktiv gemanagten Fonds. Das ist wichtig, denn zu hohe Kosten für das Investmentprodukt schmälern den Gewinn der Anlegerin.
Viele Frauen schrecken vor dem Thema Börse und Kapitalmarkt zurück, aber das muss nicht sein. "ETF-Portfolios gibt es in unterschiedlichen Risikoklassen und Zusammensetzungen", weiß die Finanzexpertin. "Man kann die Gewichtung selbst bestimmen und das Risiko steuern." Es ist wichtig, nicht alles auf eine Karte zu setzen. Der Profi empfiehlt ein breit gestreutes Portfolio mit Aktien, Anleihen und einem kleinen Anteil an Gold. Das funktioniert bereits ab 150 bis 200 Euro pro Monat. Risiko ist nicht immer nur negativ zu bewerten: "Das ist ein wichtiger Investmentgrundsatz: Ohne Risiko kein Return. Die Angst, die manche empfinden, entsteht vor allem durch Unwissenheit. Je mehr man zum Thema Finanzen lernt und je mehr man sich weiterbildet, desto sicherer wird man."
Mut zur Aktion
Ein großer Vorteil bei der Vorsorge für Kinder ist die lange Anlagedauer. Beginnt man mit der Geburt, hat man 15 bis 20 Jahre Zeit, das Geld für sich arbeiten zu lassen. "Je länger der Anlagehorizont, desto mehr Aktienanteil kann man im Portfolio haben, weil man mögliche Schwankungen aussitzen kann", so Pillwein. Je kürzer der Zeitraum, desto risikoarmer sollte die Anlage sein. Der größte Fehler sei allerdings, aus Angst gar nichts zu tun. Wovon Pillwein abrät, ist Geld auf einem Girokonto liegen zu lassen. Auch ein Sparbuch sollte nur fürs Zwischenlagern von Geld, für den Notgroschen, und nicht für den Vermögensaufbau genutzt werden.
Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen sollte man sehr vorsichtig sein. Diese haben oft "horrende Spesensätze", gibt die Expertin zu bedenken. Ein weiteres Thema ist das Mündelgeld. Wer für minderjährige Kinder in deren Namen ein Depot eröffnen möchte, darf von Gesetzes wegen nicht in Aktien oder bestimmte ETFs investieren, da nur in risikoarme Produkte angelegt werden darf. Möchte man breit gestreut in verschiedene Anlageklassen, etwa ETFs, investieren, muss die Anlage im Namen eines Elternteils passieren. Das Depot kann mit Volljährigkeit auf das Kind übertragen werden.
Investition in Bildung
"Ein weiterer wichtiger Punkt in der Vorsorge: Bildung wird vererbt. Es liegt auch an den Eltern, den Kindern zu lehren, wie sie mit Geld umgehen", unterstreicht Margarita Pillwein. Das Taschengeld ist gerade bei jüngeren Kids das wichtigste Instrument, um ihnen den Umgang mit Geld beizubringen. "Die Jugendverschuldung ist unglaublich hoch. Je früher Kinder sich mit diesen Themen beschäftigen, desto besser ist das", so die zweifache Mutter. In der Volksschule wird den Eltern beispielsweise empfohlen, ihren Kindern drei bis sechs Euro Taschengeld pro Woche zu geben. Das erhöht sich dann nach Alter und Bedürfnissen.
Außerdem spannend: Die Mutter ist in der Familie das größte finanzielle Vorbild. Deshalb ist es wichtig, dass Frauen entsprechend informiert sind und Finanzthemen nicht einfach dem Partner überlassen. "Ich biete Kurse für die Finanzbildung der Mütter an. Dort lernen sie in zehn Wochen, wie sie Geld anlegen und worauf sie achten müssen. Weiterbildung ist auf vielen Ebenen eine Investition in die eigene finanzielle Zukunft und die nächste Generation."