Wer Geld klug anlegt, sorgt für die eigene Zukunft vor. Wer dabei auch an unseren Planeten und das Wohl der Menschen denkt, setzt auf nachhaltige Anlagen. Doch wie findet man grüne Möglichkeiten? Und worauf muss man achten, um nicht auf Green Washing reinzufallen?
"Wir legen in all unseren Lebensbereichen mehr Wert auf Nachhaltigkeit. Wir reisen bewusster, essen weniger Fleisch, sparen Energie. Es ist selbstverständlich, dass wir auch mit unseren Geldanlagen ein Zeichen für die Zukunft setzen wollen", findet Jessica Bräu, Landesdirektorin der Union Investment. Nachhaltige Investitionen werden immer wichtiger und die Nachfrage danach immer größer. Frauen möchten noch stärker als Männer mit ihrem Geld sicherstellen, dass auch die kommenden Generationen gut leben können. Das bestätigt eine Forsa-Studie zum deutschen Investitionsverhalten, die von der Klimaschutzgenossenschaft The Generation Forest im Jahr 2022 veröffentlicht wurde. Für viele Anleger:innen bedeutet das, auf Unternehmen zu setzen, die Kinderarbeit ausschließen, keine Wälder roden, Wasser für alle Menschen sicherstellen und auf Klimaneutralität achten.
Union Investment beschäftigt sich seit über 30 Jahren damit, nachhaltig Geld anzulegen. Während früher das Ziel vieler Menschen war, ihren Kindern Besitz zu hinterlassen, wird es heute immer bedeutender, eine gute Zukunft sicherzustellen. Doch wie legt man erfolgreich nachhaltig an und fällt nicht auf Green Washing herein? Jessica Bräu empfiehlt, sich gut zu informieren, worin man investiert. Rentabilität und Nachhaltigkeit schließen sich in ihren Augen auf keinen Fall aus: "Es ist wichtig, dass man sich selbst überlegt, welches Risiko man eingehen möchte und was langfristig die Wünsche und Ziele sind."
Kennzahlen: ESG-Kriterien, FNG-Siegel & Co
Eine mögliche Orientierung bei der Entscheidung können die ESG-Kriterien bieten, die nachhaltige Investitionsmöglichkeiten klassifizieren und Unternehmen bewerten. Die Fonds darin müssen eine Vielzahl an Anforderungen erfüllen und werden in Nachhaltigkeitslisten gerankt. Das E steht für Environmental – also Umwelt. Unternehmen dürfen die Ressourcenknappheit nicht weiter steigern, müssen Wasserzugang für alle Menschen ermöglichen, Artenvielfalt erhalten. Unter dem Punkt S – Social – wird sichergestellt, dass Menschenrechte nicht verletzt werden, auf die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter:innen geachtet wird, aber auch die Ernährungssicherheit aller gefördert wird. Das G steht für Governance. Unternehmen müssen Antikorruptionsrichtlinien präsentieren, es ist definiert, wie oft der Aufsichtsrat tagen muss, welche Reportings zu liefern sind und wie die Kompetenzen im Betrieb verteilt werden müssen. Das führt zu weniger Skandalen und mehr Transparenz.
Weiters orientieren sich viele nachhaltige Geldanlagen an den 17 UN-Zielen für Nachhaltige Entwicklung, den sogenannten Social Development Goals (SDGs). Diese Ziele wurden im Rahmen der Agenda 2030 verabschiedet. Dabei geht es beispielsweise um bessere Bildungschancen, Zugang zu Gesundheitssystemen für alle Menschen, faire Arbeitsbedingungen oder Klimaschutz. Nadja Othman arbeitet bei der Erste Asset Management als Junior ESG Analyst im Team für Responsible Investments und sagt: "Die Nachhaltigkeitsklassifizierung von Fonds basiert auf einer Selbsteinschätzung der Fondsgesellschaften, wobei sie transparent offenlegen müssen, wie sie Nachhaltigkeit definieren. Dadurch kann es je nach Fondsgesellschaft unterschiedlich strenge Standards geben." Deshalb sei es umso wichtiger, sich selbst zu informieren und kritische Rückfragen zu stellen. Ein weiterer guter Orientierungspunkt bei Geldanlagen im deutschsprachigen Raum sind Labels wie das Österreichische Umweltzeichen oder auch das FNG-Siegel, das seit 2015 einen Mindeststandard für nachhaltige Fonds gewährleistet und dessen Qualität sichert.
Thema: Biodiversität
Besonders bei Fonds, Anleihen und ETFs ist das Umweltbewusstsein seit einigen Jahren Standard. Aber es gibt auch nachhaltige Immobilien, in die man investieren kann, oder Green-Konten, bei denen Banken das Geld ausschließlich für grüne Projekte verwenden. Verfügt eine Anlagemöglichkeit über ein Umwelt-Label oder folgt den ESG-Kriterien, bekommt man als Anleger:in immer zusätzliche Informationen über die mögliche Investition, die die Unternehmen zur Verfügung stellen müssen. Und mehr Informationen bedeuten für Nadja Othman immer, dass das Risiko tendenziell weniger wird: "Je mehr ich über eine Anlagemöglichkeit weiß, desto bessere Entscheidungen kann ich treffen." Bei vielen Banken ist es möglich, bereits ab 50 Euro monatlich in nachhaltige Fonds zu legen.
Nadja Othman empfiehlt, mit kleinen Beträgen pro Monat zu beginnen und sich einen passenden Sparplan zu suchen. Jessica Bräu hat die Erfahrung gemacht, dass man das Geld mindestens sieben Jahre angelegt lassen sollte. Die beiden Expertinnen sind sich sicher, dass nachhaltige Investments an Bedeutung gewinnen werden. Nadja Othman meint: "Wir hatten in Wien im April sowohl 30 als auch acht Grad innerhalb weniger Tage. Das ist nicht normal, und die Menschen merken: Diese Krise betrifft sie direkt. 50 Prozent unseres weltweiten BIPs hängen an Biodiversität. Wir brauchen die Natur zur Herstellung von fast allem. Das Thema wird immer wichtiger werden."
Auf einen Blick
Diese Richtlinien und Label stellen die Qualität nachhaltiger Investitionsmöglichkeiten sicher:
• ESG-Richtlinien: ESG steht für Environmental, Social und Governance und ist die aktuell gängigste Richtlinie für Anlagemöglichkeiten.
• Environmental: Definiert, dass Unternehmen die Ressourcenknappheit nicht weiter steigern, Wasserzugang für alle Menschen ermöglichen, Artenvielfalt erhalten müssen.
• Social: Stellt sicher, dass keine Menschenrechte verletzt werden, Gesundheit und Sicherheit von Mitarbeiter:innen priorisiert wird und die Ernährungssicherheit aller Menschen verbessert wird.
• Governance: Definiert Antikorruptionsrichtlinien, wie oft der Aufsichtsrat tagt, wie Kompetenzen im Unternehmen verteilt sind.
• 17 UN-Ziele für Nachhaltige Entwicklung: Wurden im Rahmen der Agenda 2030 definiert und werden auch die Social Development Goals (SDGs) genannt. Diese inkludieren Klimaschutz, Bildungschancen, Nahrungssicherheit und Zugang zum Gesundheitssystem für alle Menschen.
• Österreichisches Umweltzeichen: Zertifiziert ethisch orientierte Projekte im Finanzbereich, die Gewinne durch nachhaltige Investitionen erzielen. Online findet man bei ihnen eine Liste mit Anlagemöglichkeiten.
• FNG-Siegel: Stellt seit 2015 einen Mindeststandard für nachhaltige Fonds im deutschsprachigen Raum sicher. Die Zertifizierung muss von den Fondsträgern regelmäßig erneuert werden.