
In jeder WOMAN-Ausgabe geben unsere Redakteurinnen Antworten auf drei (un)wichtige Fragen, dieses Mal: Männer? Nein, danke!
Eine junge Frau sitzt im Jogger auf der Couch und streichelt ihre Katze. Gestern Nacht hat sie mit ihrem republikanischen Boyfriend Schluss gemacht und sich der 4B-Bewegung angeschlossen, postet Userin "Rabbistandtea" in ihrem neunsekündigen Video auf TikTok. "Ich habe meine Pflicht als amerikanische Frau getan." Und: "Cat lady era acitivated" steht da, während im Hintergrund die amerikanische Nationalhymne dahinposaunt. Ihr Geständnis ging nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses innerhalb kürzester Zeit mit Millionen Klicks durch die Decke.
Aber Moment mal, was ist überhaupt 4B? Und was hat das jetzt mit den USA zu tun? Der Reihe nach: Das feministische "4B movement" stammt ursprünglich aus Südkorea. Im Koreanischen heißt das Wort "Bi" so viel wie "nein". Also keine Dates mit Männern (biyeonae), keine Hochzeit mit Männern (bihon), kein Sex mit Männern (bisekseu) und keine Kinder (bichulsan).
Hintergrund
Vor zehn Jahren ging’s in Südkorea in feministischen Social-Media-Kreisen mit 4B los – als Protestaktion gegen die Ungleichbehandlung von Frauen. 2016 wurde die 4B-Bewegung noch stärker. Warum? Auf der Toilette einer Karaoke-Bar wurde eine junge Frau brutal erstochen. Der Mörder, ein 34-jähriger Schnapsverkäufer, soll eine Stunde lang auf ein Opfer gewartet haben. Genauer gesagt: Nicht auf EINE BESTIMMTE Frau, sondern einfach auf IRGENDEINE Frau. Weil er "ein Leben lang von Frauen runtergemacht und ignoriert wurde". Als Protest schlossen sich viele junge Frauen 4B an. Männer? Nein, danke!
Dazu muss man wissen, dass das patriarchale Südkorea das Land mit den meisten Femiziden ist, der niedrigsten Geburtenrate (mit 0,72 Kindern pro Frau) und einem durch und durch antifeministischen Präsidenten. Jemand, der so ganz nebenbei die Strafen für falsche Vergewaltigungsvorwürfe erhöhen möchte. Das Mantra der 4B-Frauen: Wir können uns nicht mehr auf die Regierung verlassen, also müssen wir uns selbst schützen und solidarisieren. Und jetzt geht’s damit auch in Amerika los. Die Suchanfragen zu 4B sind im November schlagartig um 3.000 Prozent gestiegen, denn seit dem Wahlsieg von Trump – einem mehrfach verurteilten Sexualstraftäter – stehen die Frauenrechte auf der Abschussliste. Alle Macht den Männern, so Trumps ultrakonservativer Masterplan.
Ich werde nicht zulassen, dass ein weiterer Mann mich berührt, bis ich meine Rechte zurückhabe.
Frauenhass reloaded
Schützenhilfe bekommt Trump vom rechtsnationalen Podcast-Moderator Nick Fuentes. Vor einem Millionenpublikum lässt der Internet-Troll verbale Entgleisungen wie "Your Body. My Choice. Forever" vom Stapel und spricht damit Frauen die Entscheidungsfreiheit über ihren eigenen Körper ab. Dieses Posting wurde Millionen Mal aufgerufen und auf Social Media rauf und runter geteilt. Auf TikTok berichten Frauen, dass Nutzer diesen ekeligen Spruch massenhaft unter ihren Content posten. Genau. Männliche Nutzer.
Genau dieser Satz von Fuentes fiel zuletzt auch in einer Wiener U-Bahn. Von einem Zwölfjährigen (!!!), der eine Schülerin damit belästigte, wie Journalistin Corinna Milborn auf Instagram von ihrer schockierenden Beobachtung berichtete. "Auf diese globale Welle an Frauenhass war ich nicht vorbereitet", sagt sie. Und, ganz ehrlich: Dass immer mehr Frauen die Schnauze voll haben von Männern, wundert mich schön langsam wirklich nicht mehr. Ob 4B einen weitreichenden gesellschaftlichen Impact hat, wird sich noch zeigen. McKenna, eine 24-jährige 4B-Anhängerin aus Amerika, gibt sich in einem Interview mit dem Guardian kämpferisch: "Ich werde nicht zulassen, dass ein weiterer Mann mich berührt, bis ich meine Rechte zurückhabe."