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Feminismus: Ein Kampf für die gesellschaftliche Gleichstellung aller Geschlechter

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Wann gilt man als Feminist:in?

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Beim Feminismus handelt es sich zweifelsfrei um eine der kontroversesten gesellschaftlichen Debatten überhaupt. Ist es nun eine pure Abneigung gegenüber Männern oder doch die endlos wirkende Forderung nach mehr Frauenrechten? Während unausgewogene (männliche) Dominanz- und Machtverhältnisse zwar oft den Diskussionsgegenstand bilden, steht vor allem eins im Vordergrund: Gleiche Chancen und Rechte für jeden Menschen - ohne Diskriminierung, Sexismus und Geschlechterrollen jeglicher Art.

Glaubt mir, wenn ich sage, dass es wahrscheinlich ein:e Feminist:in war, der:die dafür gesorgt hat, dass du und ich heute so leben können, wie wir es tun. Du darfst wählen? Du darfst lieben, wen du möchtest? Du darfst jeden Tag den Beruf ausüben, für den du brennst? Du darfst über deinen Körper entscheiden? Voll normal, meinst du? Leider nein. Denn viele dieser für uns selbstverständlichen Aspekte treffen selbst 2024 nicht auf jede:n zu. Männer regieren die Welt, während Frauen auf ihr Aussehen reduziert werden und sich bloß gut um die Kinder kümmern sollen.

Im Rahmen der "Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung" heben sogar die Vereinten Nationen hervor, dass die Stärkung und Beteiligung von Frauen an der Gestaltung unserer Welt eine grundlegende Voraussetzung ist, um Armut und Gewalt zu beenden. Die strukturellen Ursachen dieser Ungleichheit müssen unbedingt, das ist der genaue Wortlaut, bekämpft werden. Frauenrechte sind Menschenrechte - und die stehen bekanntlich allen zu, oder?

Die Gleichstellung der Geschlechter ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern in ökonomischer und sozialer Hinsicht unverzichtbar.

Die Vereinten Nationen

Marlene Loos ist gebürtige Burgenländerin, Fashion Studentin und Influencerin. Auf ihren Social-Media-Kanälen "Malentschi" postet sie unter anderem politischen Content, der Feminismus und Frauenrechte behandelt. "Als Frau in der großen Businesswelt habe ich viel Diskriminierung und Sexualisierung gegenüber Frauen erlebt", so Marlene. Gemeinsam mit WOMAN spricht sie über das ständige Auf und Ab im Feminismus.

Was setzt sich Feminismus zum Ziel?

Feminismus bedeutet auf Latein "Frau" - was die gesamte Thematik bereits stark eingrenzt, gleichzeitig aber auch viel Interpretationsspielraum bietet. Um eine Sache direkt zu Beginn klarzustellen: Das Ziel von Feminismus ist es nicht, Männer von ihrem Thron zu stoßen und stattdessen Frauen hinzusetzen. Frauen wollen gesehen, gehört und verstanden werden. Es geht um eine gerechte Verteilung von Ressourcen, Freiheit, Gleichheit und Selbstbestimmung. Dies impliziert allerdings die Aufdeckung und Analyse patriarchalischer Strukturen - im gesellschaftstheoretischen Rahmen wird so die Institutionalisierung männlicher Macht beschrieben.

Fakt ist: Obwohl eine Gleichstellung der Geschlechter rechtlich vorgesehen ist, existiert nach wie vor eine gravierende Genderungleichheit, deren negative Auswirkungen in mehreren Bereichen zu spüren sind - aber natürlich nur von Mädchen und Frauen. Allein ein Blick auf das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern genügt, denn die Gender Pay Gap bleibt auch in Österreich nicht aus. Bei den Gehältern soll es 2022 laut Eurostat einen Unterschied von 18,4 Prozent gegeben haben. Der verwehrte Zugang zu fairem Lohn und die Vorurteile hinsichtlich beruflicher Fähigkeiten resultieren in einem lebenslangen finanziellen Ungleichgewicht sowie einem erhöhten Armutsrisiko im Alter. Wichtig: Der Equal Pay Day markiert, ab welchem Stichtag Frauen, im Gegensatz zu Männern, theoretisch (und praktisch) "gratis" bis zum Jahresende arbeiten.

Ich würde mich niemals mit Leuten umgeben, die keine Feminist:innen sind. Wenn eine Person sich nicht für meine Rechte engagiert, macht eine Freundschaft keinen Sinn. Primär bei Frauen ist es schade, wenn nicht für die eigenen Rechte eingestanden wird.

Marlene LoosInfluencerin

Hinzukommen etliche Femizide, sexualisierte Gewalt, sexuelle Belästigungen und sexistische Kosenamen - egal, ob hinter verschlossenen Türen im häuslichen Rahmen oder nachts auf der Straße. Ein "Nein" wird oft nicht akzeptiert und endet in einer (korrigierenden) Vergewaltigung oder einem sogenannten "Ehrenmord", der sich fast ausnahmslos gegen Frauen richtet. Solch eine geschlechtsspezifische Gewalt wird meist aufgrund der Geschlechtsmerkmale, Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung ausgeübt. Leidtragende sind dabei also nicht nur weibliche, sondern ebenso intersexuelle, transsexuelle und nicht-binäre Menschen. Mehr zum Thema Gender kannst du hier lesen. Eine offene und demokratische Gesellschaft wie unsere ist eigentlich dafür verantwortlich, dass Minderheiten geschützt, statt bedroht werden. Auch hier gilt wieder: Selbstverständlich können auch Männer betroffen sein. Die Realität zeigt jedoch, dass sich nun einmal überwiegend Mädchen und Frauen in der Opferrolle befinden.

Feminismus versteht sich daher als eine Art Ideologie, die auf der Gleichstellung politischer, wirtschaftlicher, persönlicher und sozialer Frauenrechte basiert und sowohl theoretisch als auch praktisch eine Verbesserung der weiblichen Lebenschancen fordert. Übrigens: Ein besserer Begriff lautet "Feminismen", da es unglaublich viele unterschiedliche und vielfältige Ansätze zur Geschlechter- und Gesellschaftskritik gibt.

Welche Rolle spielt eigentlich das Venussymbol?

Das Venussymbol besteht aus einem Kreis mit umgedrehtem Kreuz - keine Sorge, Frauen sind keine Antichrist:innen - und kommt ursprünglich aus der Astronomie sowie Astrologie, wo es den Planeten Venus verkörpert. In der römischen Mythologie wird dieser mit Weiblichkeit assoziiert. Erst vor wenigen Jahrzehnten erweiterten Feminist:innen das Symbol in den 1970er-Jahren um eine geballte Faust, die in der Mitte des Kreises sitzt. Seither gilt die abgewandelte Form des Venussymbols als offizielles Feminismussymbol und wird für Sticker, Plakate und Kleidungsstücke verwendet.

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 © Elke Mayr

Feminismus findet seinen Ursprung in den Frauenbewegungen

Obwohl das Wort "Feminismus" erst im 19. Jahrhundert geprägt wurde, heißt dies nicht, dass es vorher keine feministischen Schlachten gab. Ganz im Gegenteil: Seit Jahrhunderten setzen sich Frauen für Gleichberechtigung und Inklusion ein. Eine der berühmtesten Frauenrechtler:innen ist Olympe de Gouges, die während der Französischen Revolution - ein Zeitalter, in dem Menschen- und Bürgerrechte ausschließlich für Männer galten - gegen die Monarchie und für mehr Frauenrechte kämpfte. Im Jahr 1791 verfasste Olympe ihre "Déclaration des droits de la Femme et de la Citoyenne", übersetzt mit "Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin" - und bezahlte später mit ihrem Leben.

Die Frau wird frei geboren und bleibt dem Manne gleich in allen Rechten.

Olympe de GougesSchriftstellerin, Revolutionärin & Frauenrechtlerin

Da der Begriff "Feminismus" anfangs noch als Schimpfwort aufgefasst wurde, hießen die englischen Kämpfer:innen damals Suffragetten. Diese setzten sich im Rahmen der "Women's Social and Political Union" (WSPU) für das Wahlrecht der Frau ein.

Neben Parlamentsboykott und Hungerstreik warf sich Emily Davisonm, eine englische Suffragette, im Jahr 1913 beim Epsom Derby vor das Pferd des Königs, um auf die Ernsthaftigkeit der Forderungen aufmerksam zu machen, wobei sie ihren Verletzungen erlag.

Auf europäischem Grund hatten die Suffragetten erst 1918 Erfolg, als Frauen nach dem Ersten Weltkrieg in England, Deutschland und Österreich wählen durften. In der Schweiz hingegen wurde das Frauenwahlrecht erst 1971 eingeführt. Vor allem im mittleren Osten ist dies für Länder wie Syrien, Afghanistan und Pakistan noch immer nicht gegeben.

Das 19. Jahrhundert war von insgesamt drei Wellen der Frauenbewegungen geprägt.

  1. Die erste Welle fokussierte sich auf den Zugang zu Universitäten und das Recht auf Erwerbsarbeit.

  2. Die zweite forderte ein Recht auf Abtreibung und das Ende altmodischer Rollenverteilungen. 1949 veröffentlichte die französische Philosophin Simone de Beauvoir ihr Werk "Das andere Geschlecht", aus dem der folgende berühmte Satz stammt: "Man wird nicht als Frau geboren, man wird es."

  3. Schließlich folgte ab den 60er-Jahren die dritte Welle, während der "Alphamädchen" andere Frauen dazu aufriefen, aktiv und selbstbewusst ihre Rechte in Besitz zu nehmen. Im Vordergrund standen primär die Psyche, Sexualität und den Konsum betreffende Thematiken. Diese Frauenbewegungen werden auch als "autonom" und "neu" bezeichnet.

Im Jahr 1979 folgte die "Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau" (CEDAW) der Vereinten Nationen - hierbei handelt es sich um einen internationalen Vertrag, der klar definiert, welchen Verpflichtungen die über 190 Mitgliedsstaaten nachgehen müssen, um sicherzustellen, dass Frauen und Mädchen ihre Rechte genießen können. Trotz dessen stehen feministische Proteste, Demonstrationen und Kämpfe auch im 21. Jahrhundert auf der Tagesordnung. Zuletzt dominierte 2017 die "#MeToo"-Bewegung", deren Ziel es war, Bewusstsein für Machtmissbrauch, veraltete Rollenbilder und sexuelle Belästigung zu schaffen.

Was bedeutet Intersektionalität im Feminismus?

Intersektionaler Feminismus versucht, nicht nur einen Faktor hervorzuheben, sondern verschiedene Formen von Diskriminierung mitzudenken und unterschiedliche Perspektiven zu berücksichtigen. Dabei können bspw. soziale Kategorien wie Ethnizität und Hautfarbe, Geschlechtsidentität, Status, Behinderung, sexuelle Orientierung und Geschlecht einen Zusammenhang aufweisen. Geschlechterungleichheit darf und soll nicht isoliert voneinander gesehen werden, sondern mehrdimensionales Denken anregen.

Es geht darum, verschiedene Erklärungsmuster von Ungleichheit hervorzuheben und deren Wechselwirkungen zu erforschen. Es macht - leider - einen großen Unterschied, ob bspw. eine weiße cis-Frau oder eine behinderte, schwarze und queere Frau auf Arbeitssuche ist, eine Adoption anfragt oder einen Kredit aufnehmen möchte. Auch Marlene ist betroffen: "Ich bin eine lesbische Frau und dadurch gleich zweifach benachteiligt."

Ursprünglich entstanden Intersektionalität und intersektionaler Feminismus aus dem Kontext des Schwarzen Feminismus, der in Europa und den USA den Rassismus in der Gesellschaft sowie die von weißen Mittelschichtsfrauen dominierte Frauenbewegung kritisierte - denn auch innerhalb solcher kann es zu Diskriminierung kommen. Dies wird im Rahmen der "Cultural Studies" und "Critical Race Theory" behandelt. Der Begriff "Intersektionalität" wurde erstmalig von der amerikanischen Juristin Kimberlé Crenshaw geprägt, die das Konzept mit einer Straßenkreuzung verglich. Verschiedene Faktoren treffen aufeinander.

Eine Übersicht der größten Feminismus-Strömungen

Wie bereits erwähnt, gibt es nicht den einen Feminismus. Stattdessen existieren diverse Bewegungen und Theorien, die sich für die unterschiedlichsten Themen einsetzen. Manche widersprechen sich sogar! Man könnte es mit Epochen vergleichen: Im Laufe der Zeit sowie je nach Forderung hat die Gesellschaft mehrere Strömungen und Wellen durchlaufen, die jeweils verschiedene Schwerpunkte und Ziele hatten, dennoch immer die Gleichstellung der Geschlechter forderten. Dies wird auch durch separate Bezeichnungen verdeutlicht - von Mainstream-Feminismus über Differenzfeminismus bis hin zu Radikalfeminismus ist alles dabei.

Mainstream-Feminismus

Feminismus ist, wie der Name erwarten lässt, im Mainstream angekommen und wirkt fast schon wie ein Trend. Grund dafür sind vor allem die (sozialen) Medien, die den Diskurs unglaublich erleichtern. Einerseits ist dies natürlich super, weil das Thema mehr Aufmerksamkeit bekommt, andererseits wird sich laut Kritiker:innen immer mehr an die kapitalistischen und patriarchalen Strukturen angepasst. Themen werden thematisiert, aber es kommt - im Gegensatz zu den damaligen Frauenbewegungen - nur selten zu radikalen Handlungen oder der Lösung von Problemen.

Einen weiteren Negativaspekt spricht die Journalistin Rafia Zakaria in ihrem Buch "Against White Feminism" an: Im Mainstream-Feminismus geht es hauptsächlich um den Blick weißer Feminist:innen, der Women of Color ausgrenzt - und damit genau das macht, was Feminismus bekämpfen möchte.

Dekonstruktiver Feminismus

Dekonstruktiver Feminismus beschäftigte sich in den 1960er-Jahren - mit Anlehnung an die Arbeiten von Simone de Beauvoir - mit dem Aspekt, dass es sich sowohl beim biologischen als auch sozialen Geschlecht um gesellschaftliche Konstrukte handelt. Beide Begriffe sollten nicht herangezogen werden, um einen Menschen zu definieren oder zu unterscheiden, da es weitaus aussagekräftigere Kategorien gibt - das sagt auch Vertreter:in Judith Butler.

Queerfeminismus

Man kann es sich fast schon denken: Im Queerfeminismus geht es um LGBTQIA+ und die queere Community. Gegenstand hierbei ist die Kritik an der Heteronormativität, festgelegten Geschlechtsidentitäten, Geschlechterrollen sowie der Diskriminierung von Geschlecht mit Kategorien wie Rasse, Klasse, Sexualität und Nationalität. Anders als beim dekonstruktiven Feminismus wird hier davon ausgegangen, dass zwischen Gender (dem sozialen Geschlecht) und Sex (dem biologischen Geschlecht) unterschieden werden sollte.

Ökofeminismus

Beim Ökofeminismus geht es um die Kombination aus ökologischen und feministischen Überlegungen. (Umwelt-)Aktivist:innen des Ökofeminismus argumentieren, dass es eine Verbindung zwischen der Unterdrückung von Frauen, BIPoC sowie marginalisierten Personen und der Zerstörung der Umwelt gibt, da beide durch den patriarchalen Kapitalismus ausgebeutet werden. Die Forderung: Ein kompletter Strukturwandel. Den Anfang macht die "Fridays for Future"-Bewegung, gegründet durch Greta Thunberg, wo viele akute Probleme angesprochen werden.

Spiritueller Feminismus

Der spirituelle Feminismus betont die Verbindung zwischen Spiritualität und Geschlechtergerechtigkeit. Er befasst sich mit Fragen des Glaubens und der Religiosität im Kontext von Geschlechterrollen - ein essenzieller Teil ist das Wiedererkennen der wahren Weiblichkeit. Frauen sollen zu sich selbst finden. Anhänger:innen dieser esoterischen Strömung identifizieren sich oftmals mit Hexenkulten und Prinzipien der Frauenheilkunde.

Differenzfeminismus

Männer und Frauen sind nicht gleich - das besagt der Differenzfeminismus. Klar, macht Sinn. Hier geht es allerdings nicht nur um die offensichtlichen biologischen Unterschiede, sondern auch um die kulturellen Differenzen, die dazu führen, dass Frauen in modernen patriarchalen Systemen nach wie vor unterdrückt werden. Ganz nach dem Motto "Girls support Girls" muss es daher einen unglaublich starken Zusammenhalt untereinander geben. Ein Hoch auf Female Empowerment!

Postkolonialer Feminismus

Der postkoloniale Feminismus arbeitet die Ungleichheiten und die Gewalt der postkolonialen Welt heraus. Er untersucht überwiegend die Wechselwirkungen zwischen Geschlecht, Kolonialismus und Rassismus. Im Vordergrund steht die Anerkennung und Ermächtigung von Frauen aus ehemaligen Kolonien und marginalisierten Gemeinschaften. Anhänger:innen dieser Strömung kritisieren die eurozentrische Perspektive und Hegemonie in der allgemeinen feministischen Bewegung.

Netzfeminismus

Netzfeminismus beschreibt kritisch-feministische Aktivismus- und Diskussionsformen, die hauptsächlich über das Internet und soziale Medien stattfinden. Diese Form des Feminismus nutzt Online-Plattformen, um feministische Ideen zu verbreiten, Bewusstsein zu schaffen, Diskussionen anzuregen und Aktivismus zu fördern. Beispiele dafür sind Podcasts, Blogs, Social-Media-Posts, Online-Petitionen und digitale Kunst.

Radikalfeminismus

Radikaler Feminismus ist extrem, nimmt kein Blatt vor den Mund und fordert Opfer. Ein bekannter Slogan lautet "Das Private ist politisch", da sich patriarchale Herrschaftsstrukturen auch im Familienleben widerspiegeln. Feminist:innen argumentieren, dass die Unterdrückung von Frauen nicht nur auf individuelle Vorurteile oder Diskriminierung zurückzuführen ist, sondern auf die grundlegenden Strukturen der patriarchalischen Gesellschaft. Es wird eine tiefgreifende Veränderung der gesellschaftlichen Ordnung und Hierarchien gefordert.

5 Mythen über Feminismus, die du ab jetzt widerlegen kannst

Feminismus hat - und das steht, denke ich, außer Frage - oft keinen guten Ruf. Das liegt vor allem an den hartnäckigen Gerüchten und Vorurteilen, die seit Jahrzehnten bestehen. Durch die Verbreitung solcher Falschdarstellungen rückt die eigentliche, im Vordergrund stehende Botschaft der Ideologie in den Hintergrund. Wir haben uns die bekanntesten Mythen angeschaut.

1. Feminist:innen hassen Männer

Beim Kampf um Frauenrechte geht es nicht darum, Männer schlecht zu reden oder ihnen bestimmte Berufe zu klauen. Eine Umdrehung der "Herrschaft" ist keineswegs gewollt. Ziel ist schlichtweg die Gleichstellung beider Geschlechter, da diese trotz rechtlicher Vorgaben nicht überall gegeben ist und zu großen Bildungs- sowie Karrierelücken bei Frauen führt. Feminismus will die Rechte und Chancen aller fairer gestalten.

"Ich hasse Männer nicht, sondern habe nur extrem schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht. Es ist Fakt, dass wir in einer patriarchalen Gesellschaft leben und Männer statistisch gesehen mehr Gewalttaten begehen. Männer können aber ebenso extrem gute Wegbegleiter sein, sollten sie ihre eigenen Privilegien hinterfragen", fügt Marlene hinzu.

2. Feminismus ist nicht mehr aktuell

Klar, im Laufe der Zeit haben sich manche Aspekte verbessert - alles andere wäre auch mehr als traurig. Dennoch gibt es noch genug zu tun, wenn es bspw. um die Gender Pay Gap geht. Frauenrechte werden immer noch verletzt und eingeschränkt, da auch heutzutage viel mehr Männer als Frauen in Führungspositionen und politischen Ämtern sitzen - auch, wenn die Frauenquote langsam wächst. Frauen und Karriere ist auch für Marlene eine große Thematik: "Ich wünsche mir stark mehr Frauen in Führungspositionen. Viele können das nicht mehr hören, ich weiß. Aber wie kann es sein, dass beispielhaft in der Politik nur Männer sitzen? Ich fühle mich ganz und gar nicht vertreten und wünsche mir Repräsentation - auch in der Schule."

3. Feminist:innen sind gegen traditionelle Geschlechterrollen

Nein. Es spricht absolut nichts dagegen, Hausfrau sein zu wollen und die Kinder aufzuziehen, während der Mann zur Arbeit geht. Der springende Punkt ist einfach, dass es auch andersherum möglich sein sollte und dann nicht als Aufopferung des Mannes gilt, so etwas Tolles für die Familie zu machen. Denn (Haus-)Frauen wurden und werden eigentlich kaum dafür geschätzt, was sie alles unter einen Hut bringen. Es geht darum, dass jede:r seinen eigenen Lebensweg wählen darf, ohne, dass irgendeine (ungefragte!) Meinung der Außenwelt folgt.

Ich finde es schade, dass der Begriff so oft in ein schlechtes Licht gerückt wird, denn im Prinzip kämpfen wir alle für dasselbe.

Marlene LoosInfluencerin

4. Feminist:innen sind ungepflegt

Frauen machen endlich nicht mehr nur das, was die männliche Welt von ihnen erwartet. Bloß stets perfekte Frisuren haben und absolut keine Körperbehaarung aufweisen - das war lange ungeschriebenes Gesetz. Mittlerweile trauen sich Frauen, so rumzulaufen, wie sie möchten. Dazu gehört nun einmal auch, sich nicht täglich die Achsel zu rasieren. I mean, bei Männern ist es doch ebenfalls kein Problem, oder? Das unterschreiben übrigens auch moderne Feminist:innen wie Beyoncé, Emma Watson und Ryan Gosling, die nun wirklich alles andere als ungepflegt sind.

5. Es gibt keine männlichen Feminist:innen

Wer solch einen Mythos glaubt, zeigt doch genau das eigentliche Problem auf. Nur, weil man selbst nicht betroffen ist, heißt das nicht, dass man sich nicht für seine Mitmenschen einsetzen sollte. Im Endeffekt wollen wir alle dasselbe: Gleichberechtigung. Wer dies nicht so sieht, ist schlichtweg kein:e Feminist:in - unabhängig vom Geschlecht. Es gibt Frauen, die keine Feminist:innen sind und Männer, die Feminist:innen sind.

"Männer können sicherlich teilweise feministisch aktiv sein, aber nicht jeder Mann, der sich als Feminist bezeichnet, ist auch wirklich einer oder macht es mit einer aufrichtigen Intention. Oft ist es, um Frauen zu imponieren. Leider. Die meisten Reaktionen von Männern sind nämlich negativ", wirft Marlene ein.

Männer und Feminismus: Passt das zusammen?

Kurze Antwort: Klar! Wie zuvor geschrieben, geht es beim Feminismus darum, allen dieselben Chancen zu gewähren - Männerhass ist keine der Intentionen. Für Männer gibt es bei der Gleichberechtigung und Gleichstellung beider Geschlechter auch große Vorteile. Denn auch diese erleben Benachteiligung aufgrund überholter Vorstellungen von Geschlechterrollen. Männer müssen nicht den traditionellen, toxischen Männlichkeitsbildern entsprechen und dürfen in Elternzeit gehen, Hilfe annehmen, Gefühle zeigen, Therapeut:innen aufsuchen, Röcke tragen und Schminke auftragen. In unserer Gesellschaft ist das jedoch leichter gesagt als getan. Hier kommt Feminismus ins Spiel: Jede:r soll die Möglichkeit haben, sich frei zu entfalten.

Feminismus kämpft gegen das Patriarchat und dessen Strukturen - das ist eine Gesellschaftsordnung, in der Männer deutlich mehr Privilegien und Macht aufweisen als Frauen. Einerseits kann ich nachvollziehen, dass Männer die Vorwürfe sehr persönlich nehmen und sich angesprochen fühlen. Andererseits kann dies auch als Chance gesehen werden, mitzuhelfen, etwas zu ändern. Als männlicher Feminist kann dies bspw. erfolgen, indem man auf eine Gehaltserhöhung verzichtet, wenn dies bedeutet, dass Frauen fair entlohnt werden. Als männlicher Feminist kann man dazwischen gehen, wenn man sieht, dass eine Frau sexuell belästigt wird. Als männlicher Feminist kann man Feminismus ernst nehmen und nicht ins Lächerliche ziehen. Viele Männer sind daher bereits Feminist:innen, ohne es überhaupt zu wissen. Jede:r kann Feminist:in sein, da sich jede:r dafür einsetzen kann und sollte, Benachteiligungen aufzuzeigen, zu verstehen und zu überwinden.

Welche feministischen Bücher, Podcasts, Filme & Co empfehlen wir?

Feministische Botschaften können auf diverseste Art weitergegeben werden - darunter fallen natürlich Bücher, Filme und Serien, jedoch auch andere Kunst wie Musik. Bereits in den 1960er-Jahren wurde die Thematik der Emanzipation in der globalen Musikwelt behandelt: Pop-Ikonen wie Dolly Parton, Madonna und Whitney Houston gehören zu den erfolgreichsten Sängerinnen ihrer Generation, die sich innerhalb ihrer Musiktexte mit Feminismus auseinandersetzen. "Du besitzt mich nicht, ich bin nicht nur eins deiner vielen Spielzeuge" singt bspw. Lesley Gore 1963 in ihrem Lied "You Don't Own Me" - und sorgte damals für viele Schlagzeilen.

Wir haben euch unsere Favoriten aus den Bereichen Büchern, Podcasts, Filmen, Serien und Content Creator:innen zusammengefasst!

Bücher

Podcasts

Filme

America Ferrera über Frauen in ihrer Rolle als Gloria im Film "Barbie"

Serien

Content Creator:innen auf Instagram

Das sind die bekanntesten Feminist:innen weltweit

Bisher sind einige Namen bedeutsamer Feminist:innen gefallen: Simone de Beauvoir, Judith Butler, Kimberlé Crenshaw oder Olympe de Gouges. Hinter ihnen stehen unzählige weitere Powerfrauen, die sich für ihre Rechte eingesetzt haben, einsetzen und einsetzen werden. Marlenes größtes feministisches Vorbild ist Sängerin und Schauspielerin Marlene Dietrich, die in den 1930er-Jahren in ihren revolutionären und damals skandalös geltenden Hosenanzügen auftrat: "Marlene Dietrich ist eine sehr starke, inspirierende Frau. Witzig ist, dass wir uns zufällig auch den gleichen Namen teilen. Mein allergrößtes Vorbild ist und bleibt aber meine Mutter."

Wir stellen euch fünf weitere Feminist:innen und Female Founders vor - obwohl es jede:r Feminist:in verdienen würde, vorgestellt zu werden. Unser Dank gilt euch allen, bitte fühlt euch angesprochen! Euer Aktivismus trägt zu einer großartigen, lang ersehnten, langfristigen Veränderung bei, egal, wie klein eure Taten auch wirken mögen.

Audre Lorde

Audre Lorde war eine einflussreiche afroamerikanische Dichterin, Schriftstellerin, Aktivistin und Feministin, die von 1934 bis 1992 lebte. In Berlin traf sie auf die Schriftstellerinnen May Ayim und Katharina Oguntoye. Deren Zusammenarbeit und das daraus entstandene Buch "Farbe bekennen" (1992) gilt als einer der wichtigsten Anstöße für die afro-deutsche Frauenbewegung in Deutschland und wird noch immer im universitären Rahmen herangezogen. Gegenstand Audres Arbeiten sind dabei stets Themen wie Rassismus, Sexismus, Homophobie und soziale Ungerechtigkeit.

Demet Demir

Demet Demir ist eine absolute Ikone der türkischen Transgender-Bewegung: Sie ist die allererste aktivistische Transfrau innerhalb der Türkei - einem Land mit der zeitweise höchsten Mordrate an transgeschlechtlichen oder genderdiversen Personen. Schon als Jugendliche zeigte Demet politisches Engagement für die Rechte von Transgendern, Sexarbeiter:innen und queeren Menschen, da diese nicht in der türkischen Verfassung verankert sind. Dafür wurde sie in den 1980er-Jahren sogar verhaftet und gefoltert.

Clara Zetkin

Clara Zetkin war ab 1878 in der SPD, dann in deren Abspaltung USPD und letztlich in der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) aktiv. Innerhalb dieser Zeit agierte sie als Vorkämpferin für das Frauenwahlrecht in Deutschland und brachte die sozialistische Frauenzeitschrift "Die Gleichheit. Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen" heraus. Gemeinsam mit Käte Duncker gilt Clara als Begründerin des europäischen Weltfrauentags, welcher erstmals am 19. März 1911 stattfand. Seit 1921 wird dieser jährlich am 8. März gefeiert. Im Alter von 75 Jahren eröffnete sie als erste Alterspräsidentin den vorletzten demokratischen Reichstag - in ihrer Rede warnte sie vor den Gefahren des Nationalsozialismus.

Sojourner Truth

Sojourner Truth ist neben Kimberlé Crenshaw eine der wichtigsten Frauen im intersektionalen Feminismus. Als Kind versklavter Eltern gelang ihr 1827 die Flucht aus der Gefangenschaft, woraufhin sie als Predigerin, Frauen- und Versklavtenrechtlerin durch die Vereinigten Staaten reiste. 1851 nahm Sojourner an der "Women’s Rights Convention" in Ohio teil. In ihrer Rede "Ain't I a Woman" verlangte sie völlige Gleichberechtigung von Frauen und Männern sowie Schwarzen und weißen Menschen. Was genau eine Frau ist und ausmacht, ist selbst heutzutage eine aktuelle Debatte.

Malala Yousafzai

Malala Yousafzai ist eine pakistanische Menschenrechtsaktivistin und die jüngste Friedensnobelpreisträgerin aller Zeiten. Sie wurde am 12. Juli 1997 in Pakistan, geboren - dort, wo es untersagt ist, unverschleiert Räume zu betreten, Musik zu hören oder Schulen zu besuchen. In Anlehnung an Anne Franks Tagebuch teilte Malala im Jahr 2009 ihre Gedanken und Ängste in einem BBC-Online-Tagebuch. Im Alter von 15 Jahren schoss ihr ein Taliban-Kämpfer in den Kopf. Malala wurde schwer verletzt, aber überlebte den Anschlag. Trotz der Bedrohung und des Angriffs setzte sie ihren Kampf fort und gründete später den "Malala Fund". 2014 wurde ihr gemeinsam mit Kailash Satyarthi der Friedensnobelpreis übergeben.

Fazit: Brauchen wir Feminismus heutzutage noch?

Bessere Frage: Werden wir Feminismus jemals nicht brauchen? Schön wär's. Ein Ende ist bisher jedoch leider nicht in Sicht. In vielen Teilen der Welt haben Frauen und Mädchen nach wie vor keinen Zugang zu sicheren, legalen Schwangerschaftsabbrüchen, erfahren sexualisierte Gewalt, übernehmen Care-Arbeit und müssen für ihre Rechte sterben.

Trotz der Möglichkeit, sich zu emanzipieren, studieren und arbeiten zu können, wählen viele Frauen einen ihrer Geschlechterrolle entsprechenden typischen Beruf. Es gibt allerdings auch positive Entwicklungen. In den letzten Jahrhunderten, Jahrzehnten und Jahren haben sexistische, homosexuellenfeindliche und klischeehafte Einstellungen insgesamt abgenommen. Auch eine geschlechtergerechte Schreibweise wurde mit der Einführung von Gendern erleichtert.

"Als Kind wurde ich gefragt, welche Berufe ich später gerne ausüben würde. Meine Antworten waren stets Arbeitsfelder, die weiblich konnotiert sind, beispielsweise Putzfrau. 'Arzt' war dabei nie eine meiner Antworten, denn 'Ärztin' hört man selten. In den Köpfen von jungen Leuten kann viel verändert werden, wenn Weiblichkeit in Wörtern integriert wird", ergänzt Marlene zum Gendern.

Der Kampf um Gleichberechtigung ist definitiv kein gradliniger Prozess und wird stets Hürden aufweisen. Aber ich würde behaupten, dass Frauen dies mittlerweile traurigerweise gewohnt sind. Ein Grund mehr, jedes Jahr am 8. März den Weltfrauentag aka feministischen Kampftag zu feiern - der in Österreich übrigens kein Feiertag ist.

Solltet ihr euch in Gefahr befinden, häusliche Gewalt erleben oder Rat suchen, könnt ihr euch innerhalb Österreichs an die unten aufgelisteten kostenlosen und anonymen Hilfsorganisationen, Einrichtungen sowie Hotlines wenden. Im absoluten Notfall bitte zuerst die Polizei (133) anrufen.

Als Frau eine Feministin zu sein, ist für mich selbstverständlich.

Marlene LoosInfluencerin

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