Logo

Pink Tax: Warum Frauen bei vielen Produkten draufzahlen

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
9 min
Pink Tax Geld Frauen

©Elke Mayr
  1. home
  2. Politica
  3. Gesellschaft

Die unsichtbare Frauensteuer. Die Pink Tax ist ein Preisaufschlag, den Unternehmen auf Produkte und Dienstleistungen erheben, die speziell für Frauen vermarktet werden. Das sogenannte Gender Marketing ist dafür verantwortlich, dass Frauen für die gleichen Produkte und Dienstleistungen oft mehr zahlen.

Ist dir beim Einkauf im Drogeriemarkt schon einmal aufgefallen, dass Frauenrasierer viel teurer sind als Männerrasierer? Unternehmen gehen davon aus, dass Frauen mehr Geld in ihr Äußeres investieren würden als Männer und somit auch für bestimmte Produkte oder Dienstleistungen eine höhere Zahlungsbereitschaft haben.

Mit einem Aufpreis für weiblich vermarktete Produkte wird dieser Umstand ausgenutzt und Frauen werden beim Einkauf diskriminiert, wenn sie für manche Pflegeprodukte (z.B. Rasierutensilien, Lotion, Parfüm) und Dienstleistungen (z.B. Friseur oder Textilreinigung) höhere Preise zahlen als Männer.

Eine aktuelle Erhebung der Salzburger Arbeiterkammer (AK) ergab, dass die sogenannte "Pink Tax" bei Hygieneartikel, beim Friseur oder bei der Reinigung von Kleidung bis zu 30 Prozent beträgt.

Was ist die Pink Tax?

Das gleiche Produkt, zwei Zielgruppen, verschiedene Preise. Ist dir vielleicht schon einmal im Drogeriemarkt aufgefallen, dass die Rasierer für Frauen viel teurer sind, als die der Männer? Und das einfach nur, weil sie Pink sind?

Die "Pink Tax" ist keine tatsächliche Steuer, sondern ein Preisaufschlag, den Unternehmen auf Produkte und Dienstleistungen erheben, die speziell für Frauen vermarktet werden. Stereotype Verpackung, teurerer Preis für gleiche Inhaltsstoffe.

Die Pinksteuer hat nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch soziale Konsequenzen. Sie trägt dazu bei, bestehende Geschlechterrollen- und stereotype zu verstärken.

Gender Marketing führt dazu, dass Frauen höhere Preise zahlen

Ein teures Problem für Frauen und eine große Benachteiligung, zumal diese im Durchschnitt ohnehin weniger Geld verdienen als Männer. Bereits im Frühjahr 2023 führten die Konsumentenschützer:innen der Arbeiterkammer (AK) eine umfassende Preiserhebung durch, bei der sie die Preise für insgesamt 2.032 Hygieneartikel in den Online-Shops der Drogeriemarkt-Riesen Bipa, dm und Müller analysierten.

Die Untersuchung umfasste zehn ausgewählte Produktkategorien: Duschgel, Haarshampoo, Gesichtstagescreme, Deospray, Deo Roll-on, Rasierer mit Wechselklinge (ohne Elektrogeräte), Rasierklingen, Einwegrasierer, Rasierschaum, -gel und -seife sowie After Shave. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Frauen in sechs der zehn Kategorien mehr zahlen als Männer:

  • Einwegrasierer: 68,1 Prozent mehr

  • Gesichtstagescreme: 55,0 Prozent mehr

  • Duschgel: 51,4 Prozent mehr

  • Rasierschaum/-gel/-seife: 42,4 Prozent mehr

  • Rasierer mit Wechselklinge: 8,8 Prozent mehr

  • Deospray: 1,7 Prozent mehr

Verantwortlich dafür ist vor allem das sogenannte Gender Marketing. Also die geschlechtsspezifische Vermarktung von Produkten, die eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Pink Tax spielt. Unternehmen nutzen gezielt unterschiedliche Verpackungen, Farben und Düfte, um Produkte für Männer und Frauen zu differenzieren, obwohl die Inhaltsstoffe identisch sind. Diese Praxis führt dazu, dass Frauen für vermeintlich "weibliche" Produkte höhere Preise zahlen müssen.

"Buscopan Plus Pink": Gleiche Inhaltsstoffe, höhere Preise für Frauen

Ein aktuelles Beispiel zeigt, wie Gendermarketing gezielt genutzt wird. Im Mittelpunkt der Diskussion stehen die "Buscopan Plus"-Tabletten, die es seit Juni 2024 auch in Pink gibt. Der Wirkstoff und die Dosis sind exakt gleich - der Preis jedoch nicht.

Tatsächlich sind sogar auch noch weniger Tabletten in der Packung enthalten. 20 Tabletten Buscopan Plus in der grünen Version kosten 13,99 Euro (69 Cent pro Tablette) und in der pinken Verpackung befinden sich 10 Stück für 8,19 Euro (81 Cent pro Tablette).

Das Pharmaunternehmen Sanofi richtet sich mit dem neuen Produkt explizit an menstruierende Menschen. Dafür wurde sogar ein eigener Instagram Kanal gelauncht.

Doch die Einführung hatte in den sozialen Medien und bei Verbraucherorganisationen eine große Debatte ausgelöst, da die Tabletten trotz identischer Inhaltsstoffe und kleinerer Packungsgrößen deutlich teurer sind als die herkömmliche Version.

Sanofi verteidigt die Entscheidung mit der Begründung, dass die Farbe "Pink eine aufmerksamkeitsstarke Farbe" sei, um visuell auf die Zielgruppe der menstruierenden Personen aufmerksam zu machen.

Die Country Communication Lead bei Sanofi erklärte, dass die Farbe Pink gewählt wurde, weil sie in vielen Ländern für Produkte im Bereich Frauengesundheit und Menstruation genutzt wird. Das Ziel sei es, alle menstruierenden Personen zu erreichen, die nach einer Behandlungsmöglichkeit für Regelbeschwerden suchen.

Zum verringerten Inhalt wurde gesagt, dass Menstruierende das Produkt erst testen sollen können. "Sollte sich herausstellen, dass die erwartete Wirkung nicht eingetreten ist, würden nur neun anstatt sonst 19 Tabletten entsorgt", so die Unternehmenssprecherin. Und weiter: "Betreffend den Preis pro Tablette stimmt es, dass dieser bei unserer neuen Pink-Packung um zwölf Cent höher ist. Das liegt daran, dass sich der Preis der 10er-Packung im Verhältnis zur 20er-Packung nicht einfach halbieren lässt, da die Produktionskosten für beide Versionen gleich hoch sind."

Pink Tax abschaffen: Was kann man dagegen tun?

Aber was genau kann man dagegen tun und wie kann man die Pink Tax umgehen?

AK Expertin Karin Hinteregger, Leiterin des Konsumentenschutzes, empfiehlt Frauen, Frauen- und Männerprodukte genau zu vergleichen: "Wichtig ist besonders, dass man sich dieser Problematik überhaupt bewusst ist. Und dann kann ich als Konsumentin auch handeln: Ich kann die Preise vergleichen. Ich kann mich bewusst entscheiden und es kann mir auch als Frau niemand verbieten, ein Männerprodukt zu kaufen und zu verwenden, wenn dieses gleichwertig und entsprechend günstiger ist."

  • Bewusstseinsbildung: Es ist wichtig, über die Pink Tax und ihre Auswirkungen zu sprechen. Durch Kampagnen, Studien und Medienberichte kann darauf aufmerksam gemacht werden.

  • Verbraucherdruck: Auch du kannst etwas dagegen tun. Vergleiche Preise und unterstütze genderneutrale Unternehmen.

  • Reklamieren und Beschwerden einreichen: Wenn du auf einen Preisunterschied stößt, sprich das Unternehmen direkt an und beschwere dich. Kundenfeedback kann eine starke Wirkung haben. Du kannst dich auch beim VKI melden.

  • Wettbewerbsrechtliche Maßnahmen: Prüfung, ob die Pink Tax als Wettbewerbsverstoß gewertet werden kann und entsprechende rechtliche Schritte eingeleitet werden können.

Diese Marken und Organisationen, gehen gegen die Pink Tax vor

  1. European Wax Center: Diese Kette für Haarentfernung hat die "Ax The Pink Tax" Kampagne ins Leben gerufen, um auf die Ungerechtigkeit der Pink Tax aufmerksam zu machen und politische Veränderungen zu fördern.

  2. Verbraucherzentrale Hamburg: Diese Organisation hat durch regelmäßige Preisvergleiche und Veröffentlichungen dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Pink Tax zu schärfen. Sie hat festgestellt, dass beispielsweise Einwegrasierer inzwischen oft ohne geschlechtsspezifische Preisunterschiede verkauft werden, was als kleiner Erfolg gewertet wird.

  3. Billie: Diese Marke für Rasierprodukte hat sich explizit gegen die Pink Tax positioniert und bietet Rasierer und andere Pflegeprodukte zu gleichen Preisen für alle Geschlechter an.

FrauenrechteGender

Über die Autor:innen

Logo
-50% auf das WOMAN-Abo

Das beste Angebot zum WOMAN DAY