©Elke Mayr
Brauchen wir wirklich noch Tierversuche, um Krankheiten zu erforschen oder zu heilen? Bei uns erfährst du, ob deine Kosmetik Produkte wirklich tierversuchsfrei sind.
- Was sind Tierversuche?
- Tierleid für die Wissenschaft: Ist das ethisch vertretbar?
- Auch in Österreich werden Tierversuche durchgeführt
- Kaninchen, Mäuse und Ratten werden hauptsächlich herangezogen
- Wie sieht die rechtliche Lage aus? Diese Regeln gibt es bei Tierversuchen
- Wie können wir Tierversuche umgehen?
- Hinter welchen Kosmetik Marken stecken Tierversuche?
- Diese Marken sind tierversuchsfrei
- Vegane Naturkosmetik
- Siegel helfen dabei tierversuchsfreie Kosmetik zu erkennen
- Sind Tierversuche heutzutage noch notwendig, brauchbar und ethisch vertretbar?
*TRIGGERWARNUNG* In diesem Artikel geht es um Tierversuche und Tierleid.
Experimente an lebendigen Tieren sind schrecklich. Unter Stress werden sie beispielsweise schädlicher Strahlung ausgesetzt. Künstliche Schlaganfälle werden herbeigeführt und die Tiere werden absichtlich krank gemacht. Die Bedingungen in den Versuchslaboren sind teilweise katastrophal.
Laut der Tierschutzorganisation PETA werden Europaweit jedes Jahr mehrere Millionen Tiere gequält und getötet – unter anderem in der Grundlagenforschung, in der medizinischen Forschung und zur Testung von Inhaltsstoffen von Kosmetika sowie Haushalts- und Nahrungsmitteln. Gibt es wirklich keine anderen Alternativen? Welche Kosmetikmarken sind wirklich tierversuchsfrei? Das erfährst du bei uns.
Was sind Tierversuche?
Das deutsche Tierschutzgesetz definiert Tierversuche als "Eingriffe oder Behandlungen zu Versuchszwecken an Tieren, wenn sie mit Schmerzen, Leiden oder Schäden für diese Tiere verbunden sein können". Dazu zählen auch Versuche, bei denen Wissenschaftler:innen das Erbgut eines Tieres verändern, sowie die Zucht von genetisch veränderten Tierlinien. Das bedeutet, dass einem gesunden Tier absichtlich eine Krankheit zugefügt wird.
Tierversuche werden oft für die Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen durchgeführt. Aber rechtfertigt jede wissenschaftliche Fragestellung wirklich einen Tierversuch? An den Tieren werden grausame und äußerst schmerzhafte Experimente durchgeführt, die in der Regel mit dem Tod des Tieres enden.
115 Millionen Tiere sind davon jedes Jahr betroffen. Getestet wird für die medizinische Forschung, für die Testung von Chemikalien (zum Beispiel für Reinigungsmittel, Hausbau, Düngemittel usw.) oder für Ausbildungszwecke (Medizinstudium), so der Ethik Guide über das Thema Tierversuche.
Tierleid für die Wissenschaft: Ist das ethisch vertretbar?
Wir alle sind dankbar für Medikamente, die unsere Kopfschmerzen oder Halsschmerzen lindern. Aber für welchen Preis? Tierversuche werden in der Forschung eingesetzt, um neues Wissen zu generieren und zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Dies kann sowohl der Gewinnung neuer Erkenntnisse in Bezug auf den Menschen als auch in Bezug auf das Tier dienen. Tierversuche für Tiere? Wie passt das denn zusammen?
Die Frage, die sich viele stellen: "Brauchen wir heute denn wirklich noch Tierversuche"? Die Meinungen hierzu gehen weit auseinander. Dr. med. Eva Kristina Bee, Vorstandsmitglied von Ärzte gegen Tierversuche sagte gegenüber dem deutschen Ärzteblatt:
"Erkrankungen des Menschen können durch Tierexperimente weder in ihren wirklichen Ursachen erforscht noch geheilt werden. Die im Labor künstlich hervorgerufene Schädigung des Tieres hat, außer gewissen Symptomen, nichts mit der menschlichen Erkrankung und den ihr zugrunde liegenden Ursachen zu tun".
Befürworter:innen hingegen zeigen unterschiedliche Beispiele auf, warum Tierversuche nötig sind. Es gebe beispielsweise nur künstliche Herzklappen für Menschen, weil man sie vorher an Schafen getestet hat. Auch die HIV-Behandlung sei ohne Versuche an Tieren nicht möglich gewesen, betonen die Befürworter:innen. "Wir brauchen Tierversuche, um komplexe Zusammenhänge zu verstehen, die sich in einem Organismus abspielen", sagt Roman Stilling von der Initiative "Tierversuche verstehen“.
Brauchen wir Tierversuche für die Krebsforschung?
Tierversuche sind unverzichtbar in der Erforschung von Krebs. Doch stimmt das wirklich? Die Antwort der größten Tierschutzorganisation PETA lautet: Nein. Die mangelhafte Übertragbarkeit von Ergebnissen aus Tierversuchen auf den Menschen ist dabei ein maßgeblicher Faktor.
In einer PETA Studie von 2018 heißt es, dass nur 3,4 Prozent der onkologischen Medikamente, also der Präparate gegen Krebs, eine Zulassung zur Anwendung am Menschen erhielten – und das, obwohl sie in Tierversuchen erfolgreich und sicher waren.
Viele Wissenschaftler:innen rechtfertigen Tierversuche also für die Forschung. In diesem Zusammenhang wird immer wieder betont, dass die Tiere angemessen behandelt werden. Die Realität sieht aber oft anders aus, wie das Video unten zeigt. Wie es wirklich zugeht lässt sich als Außenstehende Person nur schwer erkennen.
Die traurige Realität ist, dass viele Tiere in Einzelkäfigen leben müssen, in dem es alleine und isoliert gehalten wird. Hier hat der SOKO Tierschutz monatelang undercover recherchiert und Tierquälerei enthüllt. Die Bilder sind grausam: gefesselte Affen, leidende Katzen und Hunde, die in Blutlachen liegen.
Auch in Österreich werden Tierversuche durchgeführt
Eine traurige Wahrheit. Laut PETA gibt es in Österreich 400 Versuchslabore, in denen jeden Tag Tiere misshandelt werden – obwohl es bereits zahlreiche Alternativen gibt. Tierversuche für Kosmetika sowie Tierversuche an Menschenaffen sind allerdings gesetzlich verboten.
Kaninchen, Mäuse und Ratten werden hauptsächlich herangezogen
Mäuse sind die am häufigsten verwendeten Tiere in der Forschung. Eine besondere Bedeutung haben Affen beispielsweise für die Neurowissenschaften, da die Funktionsweise ihres Gehirns der des Menschen sehr ähnlich ist. Jedes Jahr werden über 200.000 Kaninchen, Mäuse, Ratten und andere Tiere in österreichischen Versuchslaboren für wissenschaftliche Zwecke missbraucht. 2020 waren es 206.469 Tiere. Lediglich Versuche an Menschenaffen wie Gorillas oder Schimpansen sind seit 2006 in Österreich verboten.
Im Jahr 2021 wurden laut dem deutschen Tierschutzbund folgende Tiere für wissenschaftliche Zwecke verwendet:
Mäuse: über 1,8 Millionen
Fische: knapp 260.000
Ratten: über 190.000
Kaninchen: über 60.000
Hunde: 2.658
Wie sieht die rechtliche Lage aus? Diese Regeln gibt es bei Tierversuchen
Tierversuchen sind rechtlich enge Grenzen gesetzt: Sie müssen beantragt und genehmigt werden und gelten zudem nur dann als ethisch vertretbar, wenn sie auf das unerlässliche Maß beschränkt bleiben. In dem sogenannten Tierversuchsrecht, das im Tierschutzgesetz verankert ist, heißt es, dass das Wohlergehen der Tiere geschützt werden muss und Tierversuche nur dann erlaubt sind, wenn es keine Alternative gibt.
Jede Versuchsreihe muss daher beantragt und von mehreren Gremien und den Behörden genehmigt werden. Doch das Tierschutzgesetz dient keineswegs dem Schutz von Tieren vor diesen Schmerzen, Leiden und Schäden. Laut den Ärzten gegen Tierversuche e.V. werden vielmehr Kriterien festgelegt, unterer deren Voraussetzung Tiere in Versuchen verwendet werden dürfen.
Wie können wir Tierversuche umgehen?
Gibt es Alternativen zu Tierversuchen?
Diese Frage kann immer öfter mit "Ja" beantwortet werden. Wir zeigen euch ein paar Beispiele:
Die Lösung: Neue Technologien
Das Unternehmen L'Oréal leistet seit über 40 Jahren Pionierarbeit bei der Entwicklung von rekonstruierter menschlicher Haut, mit der sich das Verhalten von kosmetischen Inhaltsstoffen und Produkten auf menschlicher Haut beurteilen lässt. In sogenannten Episkin-Laboren wird rekonstruierte menschliche Haut hergestellt,an der dann Kosmetik getestet werden kann.
Simulationsmodelle
Im Biologie- und Medizinstudium üben Studierende in Sezierkursen oft an Tieren. Auch in OP-Kursen werden oftmals Schweine oder Schafe als Übungsobjekte herangezogen. Mittlerweile gibt es verschiedene Simulatoren, wie Attrappen und Virtual Reality Darstellungen der tierischen und menschlichen Anatomie, an denen in der Aus- und Fortbildung geübt und gelernt werden kann.
Kaufe tierversuchsfreie Kosmetik
Trotz EU-Verbot werden weiterhin unzählige Kosmetikartikel verkauft, deren Inhaltsstoffe an Tieren getestet werden. Im nachfolgenden findest du eine Übersicht, hinter welchen Kosmetik Marken Tierversuche stecken.
Hinter welchen Kosmetik Marken stecken Tierversuche?
Ist dein Make-Up tierversuchsfrei? Seit 2013 dürfen laut EU-Richtlinie keine kosmetischen Rohstoffe und Produkte mehr im Tierversuch getestet und nicht in die EU eingeführt werden. Allerdings betrifft das nur die Stoffe, die ausschließlich für Kosmetik verwendet werden – und das sind nur ungefähr 10% der gesamten Inhaltsstoffe, so die Ärzte gegen Tierversuche. Folgende Marken sind beispielsweise nicht tierversuchsfrei:
Beiersdorf (NIVEA)
Benefit
Clarisonic
Clinique (Estee Lauder)
Estée Lauder
got2b (Henkel)
Helena Rubinstein
LaRoche Posay
M.A.C. Cosmetics
Victorias Secret
Bobbi Brown
Auf der Liste von PETA findet ihr alle Unternehmen, die Tierversuche für ihre Produkte durchführen, in Auftrag geben oder finanzieren.
Diese Marken sind tierversuchsfrei
Oft handelt es sich um Naturkosmetik-Firmen oder kleine Manufakturen, die unabhängig von Konzernen arbeiten. Aber auch einige der großen und bekannten Marken arbeiten ohne Tierversuche: Wir haben einige Marken für euch aufgelistet:
Dr. Hauschka
Logocos
Logona
LUSH Cosmetics
myRapunzel
NYX
Dove
Essence
Aveda
Rare Beauty von Selena Gomez
Aufschluss darüber, welche Produkte wirklich nicht an Tieren getestet wurden oder einzelne Inhaltsstoffe enthalten, die an Tieren getestet wurden, gibt PETAs offizielle Liste tierversuchsfreier Kosmetik an.
Vegane Naturkosmetik
Bei EccoVerde findest du Vegane Naturkosmetik. Hier kannst du sicher sein, dass die Produkte weder an Tieren getestet wurden noch tierische Inhaltsstoffe enthalten. Für Veganer bietet EccoVerde eine umfangreiche Palette an hochwertigen zertifizierten und nicht-zertifizierten natürlichen Kosmetikprodukten.
Die Österreichische Naturkosmetik Marke Unverfaelscht ist 100% vegan. Die Produkte werden ausschließlich tierversuchsfrei und vegan entwickelt und produziert. Zudem ist das Unternehmen Bio Zertifiziert und verwendet natürliche und hochwertige Inhaltsstoffe.
Jungglück ist eine der beliebtesten tierversuchsfreien Naturkosmetik-Marken. Die Produkte von Jungglück sind PETA zertifiziert, 100% vegan und bestehen aus natürlichen Inhaltsstoffen.
Siegel helfen dabei tierversuchsfreie Kosmetik zu erkennen
Wirklich verlässlich kann man tierversuchsfreie Kosmetik- und Pflegeprodukte nur an Siegeln erkennen. Aussagen der Hersteller wie "das Produkt wurde nicht an Tieren getestet“ können irreführend sein: Einzelne Inhaltsstoffe können sehr wohl an Tieren getestet worden sein oder die Hersteller können Tierversuche bei anderen Unternehmen in Auftrag gegeben haben.
Dies bedeutet lediglich, dass in dem Produkt keine Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs (Honig, Milchproteine, Schellack, Karmin, …) enthalten sind. Wenn du auf tierische Stoffe jeder Art verzichten möchtest, solltest du zusätzlich auf eins der Vegan-Siegel achten.
Hase mit schützender Hand
Der "Hase mit schützender Hand“ ist ein offizielles Siegel des Deutschen Tierschutzbundes, welches tierversuchsfreie Produkte zertifiziert. Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmittel werden nach Erfüllung bestimmter Kriterien mit dem Siegel ausgezeichnet. Firmen mit dem Label versichern somit eine tierversuchsfreie Produktion seit der Einführung des Siegels im Jahr 1979.
Von PETA approved bis Leaping Bunny / HCS
(Humane Cosmetic Standard) - es gibt zahlreiche Siegel. In dieser Tabelle findest du eine Übersicht der Kosmetik Siegel mit Fokus auf Tierversuche.
Sind Tierversuche heutzutage noch notwendig, brauchbar und ethisch vertretbar?
Es ist absolut nicht ethisch vertretbar fühlende Lebewesen gefangen zu halten, künstlich krank oder taub zu machen, sie ersticken zu lassen oder anderweitig zu quälen und anschließend zu töten. Sind Tierversuche wirklich notwendig für die Bekämpfung von Krankheiten?
Zwischen Tier und Mensch bestehen schließlich vielfältige Unterschiede hinsichtlich Körperbau, Organfunktionen, Stoffwechsel, Ernährung, Psyche und Lebensgewohnheiten. Es ist wichtig an weiteren Alternativen zu forschen. Das gilt sowohl für die medizinische Forschung, als auch für die Kosmetikindustrie.