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Früher oder später betrifft die Menopause jede Frau, doch wird dieser prägende Lebensabschnitt nach wie vor viel zu selten thematisiert. Menofluencerinnen, renommierte Gesundheitsresorts und Expertinnen setzen sich dafür ein, das zu ändern.
Wir sprechen mit unseren Müttern, Freundinnen und Gynäkolog:innen über die Periode, Verhütungsmethoden oder unser Sexualleben, doch die Menopause bleibt oft ein Tabuthema. Selbst wenn wir erste Symptome bemerken, die darauf hindeuten, fühlen sich viele überfordert und erhalten nicht die notwendige Unterstützung. Dazu kommt, dass viele Anzeichen sehr subtil sind und oft nicht mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht werden – sowohl von den Betroffenen selbst als auch von Ärztinnen und Ärzten.
Die deutsche Gynäkologin Dr. Viola Zwanzig bestätigt diesen Mangel an Wissen sowie Aufklärung und wünscht sich mehr Bewusstsein für die Veränderungen in der zweiten Lebenshälfte: "Ich glaube, dass Frauen auch untereinander wenig über dieses Thema sprechen. Es scheint immer noch mit Scham behaftet zu sein, und es herrscht die Einstellung vor, dass man da einfach durch muss, ohne groß darüber zu reden. Das ist bedauerlich, aber zum Glück ändert sich das langsam."
In ihrer Praxis kombiniert die Ärztin klassische Schulmedizin mit integrativen Ansätzen wie Ayurveda und der Yoga-Philosophie, um für jede Frau den optimalen Weg durch die Wechseljahre zu finden. Da das Thema in der klassischen Facharztausbildung nach wie vor nur wenig behandelt wird, erwerben viele Ärzt:innen laut der Expertin das notwendige Wissen häufig nur durch Eigeninitiative, sei es in der Praxis oder durch gezielte Fortbildungen. Daher ist es nicht überraschend, dass viele Frauen oft nicht wissen, dass sie sich in den Wechseljahren befinden, und welche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Die Phasen
"Der Begriff ‚Wechseljahre‘ bezeichnet die Phase, die bei Frauen in der Regel ab 40 beginnt und bis Mitte oder Ende 50 andauern kann", erklärt Zwanzig. Diese Phase gliedert sich in drei Abschnitte: Prämenopause, Perimenopause (einschließlich Menopause) und Postmenopause. Der monatliche Zyklus einer Frau startet in der Pubertät, wenn die Eierstöcke beginnen, Östrogen und Progesteron zu produzieren. Bereits ab Ende 30 können leichte Veränderungen im Zyklus auftreten. Der Eisprung findet mitunter nicht mehr jeden Monat statt. Diese Phase wird als Prämenopause bezeichnet. "Frauen werden mit einer begrenzten Anzahl an Eizellen geboren, die im Lauf des Lebens abnimmt. Wenn diese Eizellen aufgebraucht sind oder nicht mehr richtig funktionieren, beeinflusst das den Zyklus. Ein regelmäßiger Zyklus erfordert funktionierende Eizellen, die Hormone freisetzen", erläutert die Ärztin.
Die Perimenopause beginnt oft, während die Periode noch regelmäßig ist, und kann Symptome hervorrufen, die nicht direkt mit den Fortpflanzungsorganen zusammenhängen, wie Kopf- und Gelenkschmerzen oder Depressionen. Die Menopause selbst tritt typischerweise zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr ein und wird als der Zeitpunkt definiert, an dem eine Frau seit zwölf Monaten keine Menstruation mehr hatte. Die Zeit danach wird als Postmenopause bezeichnet.
Die Symptome
Der Grund, warum weltweit Millionen von Frauen unvorbereitet in die Menopause eintreten, liegt im mangelnden Wissen innerhalb der Gesellschaft und der Medizin. Lange Zeit wurde angenommen, dass Beschwerden erst nach dem Ausbleiben der Periode auftreten. Viele Frauen haben jedoch oft einen jahrelangen Leidensweg hinter sich und ertragen Symptome wie Hitzewallungen, Herzrhythmusstörungen, Stimmungsschwankungen, Haarverlust, Gewichtszunahme, Schwindel, Hautprobleme, Schlafstörungen oder Brain Fog stillschweigend.
Inzwischen werden über 40 Symptome mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht, darunter trockene Augen, Kopfschmerzen und Erschöpfung bis hin zu Harninkontinenz, trockene Haut und Schleimhäute sowie Gelenk- und Muskelschmerzen oder Depressionen. Dr. Zwanzig hebt hervor, wie wichtig es ist, individuelle Beschwerden ernst zu nehmen und bei der Behandlung auch andere medizinische Fachgebiete einzubeziehen.
Die Behandlungen
Gemäß der Drei-Drittel-Regel erlebt ein Drittel der Frauen nur leichte Symptome während der Wechseljahre, ein weiteres Drittel hat moderate Beschwerden, die beispielsweise mit pflanzlichen Therapien behandelt werden können, und das letzte Drittel leidet unter Symptomen, die den Alltag erheblich beeinträchtigen. "Für diese Frauen kann eine individuell angepasste Hormonersatztherapie (HRT) mit natürlichen Hormonen sinnvoll sein", weiß Dr. Zwanzig. Die HRT kann sehr individuell gestaltet und sollte bei Beschwerden so früh wie möglich begonnen werden, um die präventiven Vorteile, wie den Schutz von Knochen und Gefäßen, optimal zu nutzen.
Dabei werden dem Körper bioidentische Hormone zugeführt, die in ihrer chemischen Struktur den körpereigenen Hormonen entsprechen. "In der Postmenopause sind bioidente Hormone eine gute Option. Hierbei wird Östrogen in Form von Östradiol als Gel oder Pflaster über die Haut verabreicht, während Progesteron entweder als Kapsel eingenommen oder vaginal angewendet wird. In der Perimenopause können jedoch auch andere Therapieschemata sinnvoll sein, wie zum Beispiel eine Gestagen-Pille in Kombination mit transdermalem Östrogen. Es ist wichtig, dies mit dem Gynäkologen oder der Gynäkologin zu besprechen", so die Expertin.
Zu Beginn der Behandlung sollten alle drei Monate Kontrolltermine vereinbart werden, um den Fortschritt zu überwachen und mögliche Nebenwirkungen zu besprechen. Diese regelmäßige Betreuung stellt sicher, dass Patientinnen nicht allein gelassen werden. Im Erstgespräch sollten auch alternative Behandlungsmöglichkeiten erörtert werden, so die Ärztin.
Zur Linderung von Beschwerden wie Hitzewallungen haben sich etwa Atemtechniken oder kühlende Öle als wirksam erwiesen. Phytopharmaka mit Wirkstoffen wie Traubensilberkerze oder Rotklee können leichte Symptome mildern, sollten jedoch nur in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin eingenommen werden.
Hilfe zur Selbsthilfe
In den letzten Jahren haben immer mehr Frauen ein stärkeres Bewusstsein für die Wechseljahre entwickelt und erkannt, dass sie den körperlichen und geistigen Veränderungen nicht hilflos ausgeliefert sind. Eine gute Schlafhygiene, eine hormonfreundliche Ernährung mit viel Gemüse, Eiweiß und Ballaststoffen sowie weniger Zucker und Alkohol, kombiniert mit ausreichend Bewegung und Erholung, kann helfen, Körper und Geist ins Gleichgewicht zu bringen. Bücher wie der Bestseller "Woman on Fire. Alles über die fabelhaften Wechseljahre" von Dr. med. Sheila de Liz (Rowohlt Verlag) und Online-Plattformen wie wexxeljahre.de und wechselweise.net unterstützen Frauen dabei, gelassener mit den Veränderungen dieser Lebensphase umzugehen.
Anke Sinnigen, Gründerin von wexxeljahre, widmete ihr kürzlich erschienenes Buch "Wechseljahre. Das Upgrade. Aufgeklärt und selbstbestimmt durch das Hormonchaos" (Herder Verlag) den "neun Millionen Frauen in den Wechseljahren". Das sind nur einige Lektüretipps, die auch der Partner oder die eigenen Kinder lesen sollten, um zu verstehen, dass die Wechseljahre eine reale und herausfordernde Phase im Leben ihrer Partnerin und Mutter sind. Auch Dr. Zwanzig betont die Bedeutung des Zusammenhalts innerhalb der Familie: "Es wäre wünschenswert, wenn Familien zusammen lernen und sich gegenseitig unterstützen könnten. Ein gemeinsames Verständnis könnte dazu beitragen, diese Lebensphase harmonischer zu gestalten."
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