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Mobbing am Arbeitsplatz - so wehrt Frau sich gegen herablassende Sprüche

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14 min
Mobbing am Arbeitsplatz - Frau wird von Kollegen im Büro gemobbt
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Ein blöder Spruch oder unangemessene Blicke: Fast jede Frau hat das bereits erleben müssen - Mobbing oder sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Das ernste Problem hat weitreichende Konsequenzen für die betroffenen Personen. Wir erklären dir, wie du dich dagegen wehren kannst.

Du hast das Gefühl, hinter deinem Rücken wird schlecht über dich geredet? Wichtige Informationen werden dir vorenthalten? Betroffene sollten sich bei Mobbing am Arbeitsplatz so schnell wie möglich Hilfe holen. Auch Sexismus und sexuelle Belästigung gehören leider für viele zum Arbeitsalltag. Anstarren und taxierende Blicke, anzügliche oder unangenehme Bemerkungen oder das Erhalten von WhatsApp-Nachrichten auf die private Nummer.

Betroffen sind meistens Frauen – es gibt aber natürlich auch Männer, die diesbezüglich schon unschöne Erfahrungen machen mussten. Wir erklären dir, was du dagegen tun kannst und wie du dich bewusst gegen Mobbing und sexuelle Belästigung wehrst.

Was ist Mobbing am Arbeitsplatz?

Hinter dem Rücken wird getuschelt und gelästert, die eigentlich gute Arbeit wird grundlos kritisiert oder wichtige Informationen werden bewusst zurückgehalten. Kolleg:innen stellen dich in Meetings vor dem Chef bloß und im schlimmsten Fall beteiligt sich einer der Vorgesetzten selbst aktiv daran. Das bezeichnet man dann als sogenanntes "Bossing". Die Folgen: Für Betroffene wird somit nicht nur der alltägliche Gang ins Büro zum Albtraum, sondern auch das Privatleben und die Gesundheit leiden unter den Folgen des Mobbings.

Mögliche Erscheinungsformen von Mobbing laut dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung sind: Physisches Mobbing, Verbales Mobbing, Soziales/Indirektes Mobbing, Cybermobbing und Sexistisches Mobbing.

Merkmale, die für Mobbing typisch sind

  • Dauerhafter Angriff auf eine einzelne Person ohne plausible Gründe.

  • Wiederholung: Mobbing ist ein wiederholtes Verhalten, das über einen längeren Zeitraum auftritt.

  • Mobber:innen haben die Absicht, das Opfer zu belästigen, zu demütigen oder zu verletzen. Oft geschieht dies durch das Verbreiten von Gerüchten oder Lustigmachen.

  • Direktheit oder Indirektheit: Das Mobbing kann offen und direkt oder subtil und indirekt erfolgen. Zum Beispiel wenn dich eine Person "wie Luft behandelt".

  • Mobbing kann Ausgrenzung, Verleumdung, Bloßstellung, körperliche Gewalt, Cybermobbing oder sexuelle Belästigung sein.

Laut der WKO (Wirtschaftskammer Österreich) gibt es bislang keine gesetzliche Definition von Mobbing. Das macht es natürlich schwer zu beurteilen, was als Mobbing gilt und was nicht und schwieriger, zu beweisen, dass eine bestimmte Handlung Mobbing ist.

Das kannst du tun, um Mobbing am Arbeitsplatz zu stoppen

Opfer von Mobbing können sich die Ursachen häufig gar nicht erklären. "Vielleicht warte ich einfach ab, irgendwann wird er:sie bestimmt damit aufhören." So denken viele Betroffene. Allerdings können böse Gerüchte, Sticheleien und Ausgrenzungen über einen längeren Zeitraum, zu einem vermindertem Selbstwertgefühl, zu Angst vor der Arbeit oder Schlafstörungen führen.

Daher ist es sehr wichtig, etwas dagegen zu tun. Denn: Wer schweigt, der duldet. Das gilt ebenso für sexuelle Belästigungen am Arbeitsplatz. Erlaubst du diesen Menschen Grenzen zu überschreiten, gibst du ihnen die Macht. Daher solltest du direkt am Anfang handeln und Mobbing und Belästigung auf keinen Fall dulden.

  1. Schreibe Mobbing-Angriffe und bestimmte Situationen immer mit. Halte sie am besten in einem Tagebuch fest, mit Tag und Uhrzeit. So hast du es Schwarz auf Weiß, wenn die Person in einem Gespräch versucht gewisse Dinge zu verdrehen. Gaslighting ist eine Form der emotionalen Manipulation und führt dazu, dass du beginnst deine eigene Selbstwahrnehmung zu hinterfragen.

  2. Selbstsicher reagieren. Mobber suchen sich bewusst Personen, die Unsicherheit ausstrahlen. Stärke dein Selbstbewusstsein und reagiere schlagfertig (Konter zurück, damit wird der Mobber nicht rechnen).

  3. Das Gespräch suchen und Konsequenzen aufzeigen. Suche zunächst das Gespräch unter vier Augen. Manchmal ist es aber auch hilfreich, eine dritte und objektive Person zu dem Gespräch hinzuzuziehen. Sprich konkrete Situationen an, in denen du dich gemobbt und bloßgestellt fühlst.

  4. Den Betriebsrat kontaktieren. Betroffene Opfer haben das Recht sich zu beschweren und können unter Umständen die Arbeitsleistung verweigern. Unternehmen müssen Beschwerden prüfen und Maßnahmen treffen, um zu verhindern, dass sich Belästigungen wiederholen.

  5. Rückzug. Wenn gar nichts hilft, bleiben dir nur zwei Alternativen: der Gang zum Chef oder die Kündigung.

Es gibt mittlerweile zahlreiche Beratungsstellen, die auf Mobbing spezialisiert sind. Diese können zur individuellen Situation konkrete Ratschläge liefern.

Das sind deine Rechte, wenn du am Arbeitsplatz gemobbt wirst

Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, ihre Mitarbeitenden vor Diskriminierung und Belästigung am Arbeitsplatz zu schützen. Rechtlich kann Betroffenen zunächst das Recht zustehen, ihre Arbeitsleistung zurückzubehalten.

Dabei ist allerdings Vorsicht geboten: Wenn dir nicht der Nachweis für das Vorliegen des Mobbing-Tatbestands gelingt, wird der Arbeitgeber die Zurückbehaltung regelmäßig als rechtswidrige Arbeitsverweigerung auslegen und kann dieses Verhalten mit Abmahnung oder gar Kündigung sanktionieren.

Soweit der entsprechende Nachweis gelingt steht dir ggf. ein Anspruch auf Schadensersatz und Schmerzensgeld. In bestimmten Fällen können außerdem Ansprüche aus dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) geltend gemacht werden.

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Sexismus am Arbeitsplatz: Erkenne ihn. Beende ihn.

Sexismus findet immer dann statt, wenn Geschlechter nicht als gleichwertig angesehen und nicht gleich behandelt werden. Sobald sich ein Geschlecht dem anderen überlegen fühlt, ist der Grundstein für Sexismus gelegt. Der Human Rights Channel beschreibt Sexismus wie folgt:

Sexismus bezeichnet jeden Ausdruck (Handlung, Worte, Abbildung, Geste), der auf der Idee basiert, dass manche Menschen, meistens Frauen, aufgrund ihres Geschlechts minderwertig sind.
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Sexuelle Belästigung (am Arbeitsplatz)

Sexismus am Arbeitsplatz kann in Form von verbalen oder körperlichen Übergriffen auftreten. Bei Sexismus muss es sich nicht um direkte Ausführung handeln, da dies auch eine Einstellung sein kann. Mobbing und sexuelle Belästigung hingegen sind ausgeführte Handlungen. Bei einem geschlechtsbezogenemn oder sexistischen Mobbing handelt es sich um Belästigung, Vorurteile, unangebrachte Anspielungen oder abwertende Kommentare, die aufs Geschlecht bezogen sind.

Zum Beispiel, wenn dir dein:e Vorgesetzte:r unerwünschte sexuelle Aufmerksamkeit schenkt und anzügliche Bemerkungen über dein Aussehen oder deine Kleidung macht. Auch Belästigung in Form von unangemessenen Berührungen oder Annäherungen ohne Zustimmung. Unangebrachte Aufmerksamkeiten, in Form von Geschenken wie beispielsweise Schmuck, können ebenfalls zu sexueller Belästigung am Arbeitsplatz zählen. Aus Angst, den Job zu verlieren, lassen sich leider viele Frauen dieses Verhalten gefallen und schweigen sehr lange. Zu lange.

#MeToo Bewegung

"Auch mir ist es widerfahren, auch ich habe es erlebt". Unter dem Hashtag #MeToo teilen Frauen (und auch einige Männer) auf den sozialen Netzwerken ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung, Missbrauch oder Vergewaltigung. Das öffentliche Bewusstsein für diese Problematik wurde vor allem durch die Enthüllungen um den US-amerikanischen Filmproduzenten Harvey Weinstein geweckt.

Im Oktober 2017 beschuldigten ihn zahlreiche Schauspielerinnen der sexuellen Nötigung und des Missbrauchs. Schauspielerin Alyssa Milano forderte in einem Tweet andere Frauen auf, unter dem Hashtag #MeToo öffentlich über ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen zu berichten. Seitdem hat sich der Hashtag weltweit verbreitet immer mehr Frauen teilen ihre Geschichte.

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Eine Liste von herablassenden Aussagen, die nicht okay sind

Viele Frauen müssen sich zudem immer wieder sexistische Kosewörter und herablassende Aussagen am Arbeitsplatz anhören. Dies sind nur einige Beispiele:

  • Puppal

  • Schatzal - Schatzi

  • Trulla

  • Süße

  • Kleines

  • Fräulein

  • Madame

  • Zicke

  • Diva

  • Hase, Häschen, Hasal

  • Mausi, Mausal

  • Spatzal, Spatzi

  • Schnucki

  • "Hast du deine Tage oder warum so schlecht gelaunt?"

  • "Also, das ist jetzt eher eine Aufgabe für eine Frau."

  • "Sei doch nicht so empfindlich, das ist doch nur ein Spaß."

Wir haben euch gefragt, welche unpassenden Kosenamen euch im Büro begegnet sind. Hier ein paar Antworten, die ihr uns zugeschickt habt:

  • "Sexy Hexy"

  • "Bienchen"

  • "Mein Schnuckel"

  • "Traummadl"

  • "Mägdelein"

➠ Blöde Sprüche? Unpassende Kosenamen? Hast du schon ähnliche Erfahrungen gemacht? Schreib uns gerne an online@woman.at

Wir möchten eure Erfahrungen sammeln und zusammenschreiben. Damit wollen wir aufzeigen, dass es leider noch immer viel zu häufig im (Büro-)Alltag vorkommt.

Grenzüberschreitungen sind nämlich noch immer alltäglich. Man könnte nach all den Debatten in den vergangenen Jahren annehmen, dass männliche Vorgesetzte und/oder Arbeitskollegen mittlerweile wissen sollten, dass Puppal, Püppchen, Mausal oder Schatzl nicht der Name der Mitarbeiterin oder Kollegin ist. Solche Wörter tragen dazu bei, dass Frauen nicht als gleichwertige Arbeitskolleginnen angesehen werden. Eher dienen sie der Abwertung und Minderung.

Zudem findet nach wie vor geschlechtsspezifische Diskriminierung bei Bewerbungsgesprächen statt. So werden Frauen immer noch gefragt, wie denn die Familienplanung ausschaut oder ob eine aktuelle Schwangerschaft besteht. Fakt ist aber: Die Frage nach einem Kinderwunsch ist laut dem Gleichbehandlungsgesetz nicht zulässig. Ob du eine Familie gründen möchtest und wann, gilt als Privatsache.

Sexuelle Belästigung? Das kannst du tun

Einzelne Vorfälle von Sexismus oder sexueller Belästigung mögen harmlos erscheinen, aber sie erschaffen eine Atmosphäre der Einschüchterung, Angst und Unsicherheit. Nimm deine Gefühle und Wahrnehmungen ernst. Wenn du das Gefühl hast, an deinem Arbeitsplatz sexuell belästigt zu werden, kannst du folgendes tun:

  • Mach deinen Standpunkt klar. Weise die Person höflich, aber bestimmt darauf hin, dass das Verhalten unerwünscht ist. Bei sexistischen Kommentaren kannst du deine:n Kolleg:in bitten, den Kommentar laut zu wiederholen. Auf diese Weise kannst du ihn:sie entlarven und mit seinem:ihrem Verhalten konfrontieren.

  • Das Gespräch suchen. Bei diesem Gespräch solltest du klar und selbstbewusst auftreten. Erkläre auf sachliche Weise, warum die Kommentare, Witze oder das Verhalten der Person weder witzig noch angebracht sind. Fordere ihn:sie auf das zukünftig zu unterlassen.

  • Sprich mit Personen deines Vertrauens, aber achte darauf, dass die Informationen vertraulich behandelt werden. Suche Verbündete, kompetente Unterstützer:innen (Betriebsrat).

  • Melden, wenn das Verhalten nicht aufhört. Zum Beispiel der HR-Abteilung. Dein:e Arbeitgeber:in ist verpflichtet, etwas zu unternehmen – und zwar so, dass Betroffene anonym bleiben. Du kannst beim Arbeits- und Sozialgericht zudem auf Schadensersatz klagen.

  • Telefonberatung bei sexueller Belästigung. Du hast unangenehme Erfahrungen am Arbeitsplatz gemacht, die du nicht richtig einordnen kannst? Du bist von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen und weißt nicht mehr weiter? Die Telefonberatung Act4Respect 0670 600 70 80 (österreichweit) ist vertraulich und kostenlos. Oder die Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555.

Unternehmen sollten Strukturen schaffen, die helfen, Sexismus im Alltag zu vermeiden und es für Frauen und Männer einfacher machen, solche Themen frühzeitig anzusprechen.

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 © Elke Mayr

Warum sexuelle Belästigung uns alle etwas angeht

In zwischenmenschliche Beziehungen, in denen unterschiedliche Machtverhältnisse aufeinandertreffen (wie am Arbeitsplatz), kann die vermeintlich überlegene Person ihre Macht ausüben. Genau aus diesem Grund, schweigen Betroffene und lassen die Belästigungen über sich ergehen. Häufig schämen sich die Opfer, dass sie betroffen sind. Die Auswirkungen sexueller Belästigung zeigen sich häufig durch Angst, Hilflosigkeit und Unsicherheit.

Wir müssen uns stets vor Augen führen, wie stark das Frauenbild in unserer Gesellschaft noch immer von Oberflächlichkeit und Sexismus geprägt ist. Aus diesem Grund ist es wichtig gemeinsam unsere Stimmen zu erheben. Tage wie der Weltfrauentag sind dafür da, um Aufmerksamkeit auf bestehende Diskriminierungen und Ungleichheiten zu richten.

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