Alles neu macht der Mai

Wien wacht auf. Vor den Eissalons stehen Schlangen, in den Gastgärten sind freie Sitzplätze rar und junge Menschen feiern unter Sternenhimmel bis spät in die Nacht – die Schwere der letzten Monate scheint einer frühsommerlichen Leichtigkeit gewichen zu sein.

Auch dem Teenager-Mädchen sind Flügel gewachsen und es tanzt nach pandemie-bedingtem Raupen-Dasein wie ein Schmetterling von einer „Home“ (so werden nicht-öffentliche Partys im Westen Wiens nun genannt) zur nächsten.

Mich packt auch gerade die Lust auf Neues. Ich habe eine neue Frisur (kürzer, blonder), bin in der Küche noch experimentierfreudiger (Highlight: Maissuppe mit Avocado und Koriander!) und ich habe erstmals Tempeh probiert – ein besonders proteinreiches, pflanzliches Fermentationsprodukt aus Indonesien, das Salate und Suppen aufpeppt (gibt’s jetzt auch bei Spar). An dieser Stelle ein großes Danke an den Lieblingskollegen, der sich in drei Monaten einen Beach-Body antrainiert hat und seitdem auf Tempeh als ideale Eiweißquelle schwört (mehr darüber lesen Sie in der kommenden Ausgabe von Lust aufs LEBEN, neu ab 2. Juni).

Außerdem habe ich, obwohl alter Medienprofi, wieder etwas dazu gelernt: wer vielerorts laut schreit, hat meistens nichts zu sagen. An sich eine Binsenweisheit, aber ich musste erst in eine dreiste Falle tappen, um erneut daran erinnert zu werden. Das Gute daran: aus Fehlern kann man lernen.

Ebenso aus schönen Erfahrungen. Weil Paris so wunderbar war, fliegen wir demnächst für ein paar Tage nach Stockholm. Zur Einstimmung höre ich abends alte Abba-Platten und schmökere in Reiseführern. Und ich habe die Bade-Saison eröffnet, mit einem Besuch im geliebten Gänsehäufel. Die Alte Donau hat schon 20 Grad, die Frau vom Buffet begrüßt uns wie langjährige Freunde und um 14 Uhr sind zwei Massage-Liegen im Schatten der hohen Pappeln für uns reserviert. Ich glaube, ich bin ein neuer Mensch.

Kristin Pelzl-Scheruga ist Chefredakteurin von Lust aufs LEBEN