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Ich war Beatles, sie war Stones

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Was verraten unsere Lieblingsbands über uns?

Es stimmt natürlich nicht, aber die Legende will es so: die Beatles waren die Braven, die Stones die Bösen. Trifft dies möglicherweise auch auf ihre Fans zu?

Als Teenager der frühen 80-er musstest du Farbe bekennen: meine Freundin war Stones, ich war Beatles. Sie war cooler als ich, traute sich mehr, kannte sich mit Burschen besser aus und hatte alle Trümpfe in ihrer Hand: die Stones tourten noch, während die Beatles seit über einem Jahrzehnt Geschichte waren und Gegenstand des Musikunterrichts. Der Oberbeatle lebte nicht einmal mehr.

Sie hatte gute Dates, ich gute Noten

Meine Freundin war ein Hingucker. Sie sah aus wie Nena: Ruderleiberl, Minirock, Shag Cut (schulterlang, lässig gestuft), manchmal sogar mit Stirnband. Das war kein Zufall: auch das deutsche Fräuleinwunder verehrte die Stones. Ich hingegen sah aus wie eine Mutation aus Schaf (Danke, Dauerwelle!) und Udo Huber in meinem pastellblauen Overall aus London, auf den ich so stolz war.

In meinem Zimmer zeugten eingerahmte Poster von John Lennon und Paul McCartney vom Glanz einer längst verblassten Ära, im echten Leben fetzte Mick Jagger im Baseballoutfit über die Bühnen der Welt. Meine Freundin hatte gute Dates, ich gute Noten.

McCartney sang mit Fröschen („We All Stand Together“) und ließ die Broad Street lieb grüßen. Jagger setzte mit „She’s the Boss“ ein klares Statement. Die Zeit war nicht auf meiner Seite. Und unsere Freundschaft verlief im Sand.

Gehst du auch zu den Stones?

Als ich vor dem Laptop sitze, um für das Stones Konzert in Wien Karten zu kaufen, bekomme ich plötzlich eine Nachricht auf WhatsApp: „Gleich geht’s los! Gehst du auch?“

Da war sie wieder. Und, wie immer, einen Tick voraus: Als sie längst ihre Golden Circle Karten ergattert hat, hänge ich noch in der Warteschleife und kämpfe gegen die Technik. Sie schickt mir einen Link, und es klappt nun auch bei mir. With a Little Help From Your Friends You Can Always Get What You Want. Wir sehen uns am 15. Juli im Wiener Happel Stadion. Und sollte sie mich nicht gleich erkennen: ich bin die im verwaschenen Beatles-Shirt.

Kristin Pelzl-Scheruga ist Chefredakteurin von Lust aufs LEBEN

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