Nicht zu viel darüber nachdenken, einfach tun!
Unser Chef sagt, wir können vieles richtig gut. Was wir aber gar nicht gut können: Unsere Erfolge feiern. Damit hat er Recht. Wir strengen uns an, wir verfolgen immer neue Ziele, immer größere, aber kaum haben wir eines erreicht, sprinten wir schon zum nächsten. Das ist schade.
Woran liegt das? Vielleicht daran, dass uns eine Party-Kultur fehlt. Wie, wann und mit wem soll man auf das Erreichte anstoßen? Nach Feierabend, wo die meisten nach Hause wollen? Untertags, wo noch so viel zu tun ist? Mit allen? Oder nur mit den Beteiligten? Darf man schon Etappen-Ziele feiern oder muss man warten bis zum großen Finale? Und überhaupt: wer übernimmt die Organisation?
Party oder Pyjama: Feiern Sie Ihre runden Geburtstage?
Letzte Woche bin ich der Einladung einer Luxuspflegemarke in die pittoreske Bretagne gefolgt. Man hat dort mit vielen internationalen Influencer:innen und ein paar wenigen Vertreter:innen von Printmedien drei Tage lang den Launch eines Pflege-Serums gefeiert. Frage nicht! Eine durch und durch stimmige Inszenierung, durchgetaktet und wohl überlegt bis ins kleinste Detail – vom Champagnerglas bis zu den dem jeweiligen Ambiente angepassten Dresscodes. Die Gäste durften sich wie Stars fühlen.
Im Kleinen, im Privaten tun wir uns mit dem Feiern schwerer. Es passiert nicht von selbst; es verlangt ein gewisses Maß an Willen und Disziplin – so wie das Arbeiten. Die wenigsten Menschen sind auf Abruf in Feierlaune. Auch ich muss mich zum Feiern mehr überwinden als zum Arbeiten. Schuften, das bin ich gewohnt. Anderen und mir selbst anerkennend auf die Schultern klopfen? Da ist noch viel Luft nach oben! Für die Seele ist das nicht sehr gesund.
Nicht einmal alle meine "Runden" waren mir ein Fest wert. Mein 30. Geburtstag war zeitlich zu knapp nach unserer Hochzeit. Beim 40-er war ich im Ausnahmezustand: Stress im Job, kleines Kind daheim, Finanzkrise. Ich hätte alles dafür gegeben, eine Nacht durchzuschlafen; da bleibt man nicht freiwillig auf, um Party zu machen. Ich hatte auch keine Lust, meinen 50-er groß zu feiern. Wie froh bin ich heute, dass ich es trotzdem getan habe: wir haben die Nacht durchgetanzt.
Feste feiern, wie sie fallen
Im Februar ist eines meiner Patenkinder 20 geworden. Ich habe den jungen Mann gefragt, wann er denn Zeit zum Anstoßen hätte. Am besten jetzt gleich, hat er gewhatsappt. Der Beste und ich haben gerade Nudeln gekocht, es war ein Montagabend und die Teenager-Tochter war zufällig auch daheim. Und plötzlich steht der Jubilar vor unserer Tür.
Wir haben gemeinsam Pasta gegessen und ihn hochleben lassen. Über mein kleines Geschenk hat er sich sehr gefreut. Spontane Feste – und sind sie noch so bescheiden – sind ja oft die allerbesten. Im Zweifelsfall also: nicht zu pedantisch planen, einfach tun! Und vielleicht liest das ja mein Chef und morgen knallen schon ein paar Korken, einfach so.