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Gegen die Haferflocken-Verschwörung

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Advent, Porridge und Röhrenjeans

Eigentlich wollte ich heute über Adventkalender schreiben und darüber, dass ich mich auch als Erwachsene noch jeden Morgen darüber freue, ein Türchen zu öffnen. Ich liebe es, mich überraschen zu lassen. 

 

Wir gehen ja davon aus, dass hinter den selbst gebastelten oder gekauften Kalendertürchen täglich eine feine Kleinigkeit auf uns wartet. Aber ganz sicher sein kann man sich nie. Manchmal schmeckt das Schoko-Engerl wie vom Vorjahr übrig geblieben. Oder man hat schon fünf feste Duschseifen – und nun schon wieder eine! Es ist, wie schon Forrest Gump anhand einer Pralinenschachtel festgestellt hat, wie im echten Leben: Man weiß nie, was man bekommt.  Und dennoch hoffen wir erneut immer wieder auf etwas Gutes und Schönes.

Haferporridge ist Seelenfutter

Während ich diesen Text schreibe, löffle ich mein Haferporridge mit Chiasamen, Kürbispulver, etwas Ghee, Mandelmus, Birnenkompott, Nüssen und Ahornsirup. Es schmeckt großartig. Seit meinem Yoga-Retreat im Herbst habe ich mir ein zweites Frühstück angewöhnt. Ich brauche diesen Extra-Energie-Kick gerade im Winter, er streichelt meinen Bauch und meine dünnen Nerven. Das Porridge bereite ich in der Früh schnell vor und nehme es in die Redaktion mit.

Leider habe ich unlängst in der Online-Ausgabe eines deutschen Wochenmagazins gelesen, dass Haferflocken doch nicht so gesund seien, wie wir alle glauben. Angeblich posten „Ärztinnen, Köche und Fitnesscoaches“ unter dem Hashtag #OatmealConspiracy, dass Haferflocken dick machen und für Kinder sogar giftig seien. Dass wir sie massenweise zum Frühstück schlemmen, sei einzig der Propaganda kapitalistischer Großkonzerne geschuldet. Schluck!

Ich habe das gleich auf Instagram überprüft, da findet man unter diesem Hashtag aber kaum Relevantes. Und die Haferflocken-Gegner auf TikTok sind auch nicht sonderlich vertrauenswürdig: Ein Kardiologe etwa, der sich „Natural Heart Doctor“ nennt und seinen Status mit einem Stethoskop, das ihm lässig um den Hals baumelt, unterstreicht, sagt, man solle Haferflocken keinesfalls jeden Tag essen. Unseren Vorfahren wäre das im Traum nicht eingefallen! Kein Wunder, dass wir alle zusehends verfetten.

Erst hoch gelobt, dann verteufelt

Unbestritten liefern Haferflocken viel Energie, im Schnitt etwa 380 Kalorien pro hundert Gramm. Es könnte daher tatsächlich sein, dass man nicht unbedingt abnimmt, wenn man nur mehr Haferflocken isst. Das ist aber bei den meisten Lebensmitteln so,  ausgenommen Wasser und Tee. 

Lange Zeit war es umgekehrt: Da wurden Haferflocken als hervorragende Ballaststoffquelle, Cholesterinsenker, Vitaminbomben und gesunde Sattmacher gehypt, die sogar Altersdiabetes vorbeugen. Dass man sie auch essen kann, weil sie einfach gut schmecken, wussten die wenigsten. 

Wir kennen das ja schon: Wenn etwas sehr angesagt ist, kommt früher oder später die Trendwende und plötzlich ist das eben noch Hochgelobte ungesund, ökologisch bedenklich oder peinlich. Smoothies, Avocados und Röhrenjeans wissen, wovon ich spreche. 

Zum Glück seit über hundert Jahren noch nie aus der Mode gekommen ist der Adventkalender. 21 Mal schlafen noch! 

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