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Halbe-halbe? Ich will was anderes!

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Gedanken zum internationalen Frauentag

So wichtig und richtig Maßnahmen und Forderungen zur Gleichstellung von Mann und Frau im Öffentlichen sind (darüber herrscht ohnedies längst Einigkeit), so sehr hinterfrage ich sie im Privaten. Eine faire Verteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung ist wünschenswert – aber sie lässt sich nicht „von Außen“ verordnen.

Selbstverständlich wollen wir, dass auch Männer Wäsche aufhängen, den Geschirrspüler ausräumen und Kinder nicht nur am Wochenende bespaßen, sondern auch für sie da sind, wenn es grad nicht so lustig ist (Schule, Arzttermine, Besorgungen). Und dass man sich die Verantwortung teilt (Stichwort: „mental load“). Aber lässt sich das wirklich mit Forderungen nach „Halbe-halbe für ganze Gerechtigkeit“ erreichen, die erst diesen Sommer wieder gestellt wurden?

Ja, ich weiß, es geht primär darum, das Bewusstsein für mehr Gerechtigkeit auch im Häuslichen zu schaffen. Und gerade in der jungen Generation scheinen diese Bemühungen auch langsam zu fruchten – das ist eine gute Entwicklung. Gleichberechtigung zu Hause lässt sich aber nicht erzwingen, und schon gar nicht mit seltsamen Zahlenformeln, die mittlerweile auch schon 20 Jahre auf dem Buckel haben. Halbe-halbe funktioniert beim Kuchenbacken (man nehme halb Mehl, halb Zucker), aber nicht beim Aufrechnen von Müll raustragen gegen Fieberthermoter suchen, wenn das Kind Bauchweh hat. Weil Familienkonstrukte komplex und höchst individuell sind.

Wir müssen sagen, was wir wollen

Ja, es stimmt: die innerfamiliären Angelegenheiten in Österreich sind immer noch zum Großteil traditionell geregelt. Sprich: Haushalt und Kinder sind vorwiegend Mütter-Sache. Und so wie die Pandemie vieles verstärkt hat, was im Argen liegt, war dies auch hier so: der Mehraufwand durch Distance-Learning und/oder die Betreuung erkrankter Familienmitglieder blieben vermehrt an den Müttern hängen. Aber sicher nicht nur, weil sich die Väter nicht einbringen wollten. Die waren, auch das muss einmal gesagt werden, oft ebenso am Limit.

Halbe-halbe wird eine Floskel bleiben. Weil wir vom Staat nicht verlangen können, unsere persönlichen Angelegenheiten – und dazu zählen Haushalt und Kinderbetreuung nun einmal – zu regeln. Was der Staat leisten kann und soll: Rahmenbedingungen schaffen, sodass Familie und Beruf sich möglichst gut vereinbaren lassen. Dennoch müssen wir auch selbst aktiv werden. Was heißt das? Nicht müde werden, mit dem Partner, mit der Partnerin zu diskutieren, zu verhandeln, einzufordern und vor allem: zu sagen, was wir wirklich wollen. Und das ist oft gar nicht so leicht.

Ich weiß, wovon ich rede. Als unsere Tochter 11 Monate alt war, haben wir uns darauf geeinigt, dass nun mein Mann ein Jahr in Karenz geht. Wir wollten das beide so, weil es ökonomisch Sinn machte und auch unserem Bild einer fortschrittlichen Familie entsprach. War es einfach? Nein, weder für ihn, noch für mich. Ich hatte das Gefühl, zu wenig von meiner Tochter zu haben, er zu viel.

Hatte ich ein schlechtes Gewissen? Ja, oft. Weil mein berufliches Engagement auch Selbstverwirklichung und nicht ausschließlich eine finanzielle Notwendigkeit war. Als Rosa ihre ersten Schritte machte, war ich nicht dabei. Und in der Nacht schrie sie nach „Papa“, wenn sie Durst hatte. Auch das muss man wollen.

Wir hatten die besten Rahmenbedingungen (es standen auch Omas und Opas zur Verfügung) und dennoch war die Phase der Väter-Karenz rückblickend unsere anstrengendste Zeit. Ganz einfach, weil kleine Kinder immer auch mit Entbehrungen verbunden sind. Weil es Kompromisse, Zugeständnisse und Abmachungen braucht, die sich aber nur individuell lösen lassen. Weil jede Familie, jedes Paar anders ist. Hätte mein Mann von mir in dieser Zeit „Halbe/Halbe“ im Haushalt verlangt, hätte ich ihn wahrscheinlich verlassen.

Fairness im Familienalltag: Kindern ein Vorbild sein

Heute ist das natürlich anders: wir sind längst beide wieder voll berufstätig und das Teenager-Kind braucht uns ganz anders als früher. Mehr so als Back-up. Das heißt: wer sich bei uns wie stark und wie viel im Haushalt und im Eltern-Dasein einbringt, muss immer wieder neu verhandelt werden. Und ja, mitunter verlaufen diese Diskussionen nicht konfliktfrei. Ich neige dazu, mich vor Hausarbeit zu drücken und es gibt immer journalistische Deadlines, die gerade wichtiger sind. Aber ich weiß auch: ein harmonisches Familienleben ist nur möglich, wenn es allen gut geht.

Was ich mir wünsche: dass wir unserer Tochter ein gutes Beispiel waren und sind, wie Fairness im Familienalltag gelebt werden kann. Werte werden bekanntlich von Generation zu Generation weiter gegeben. Auch ich habe mich an meiner Mutter orientiert: sie hat ihren Beruf als Volksschullehrerin geliebt und musste sich Anfang der Siebziger Jahre in einer kleinen Provinzstadt viel anhören lassen, weil sie längst wieder unterrichtete, noch ehe mein Bruder und ich im Kindergarten waren. Meinen Papa sah ich unter der Woche kaum: sein Architekturbüro war in der Landeshauptstadt und er kam oft erst nach Hause, als wir schon schliefen.

Ich glaube nicht, dass er oft den Tisch abgeräumt oder die Wäsche aufgehängt hat. Er war auch nie mit uns beim Arzt oder in der Ballett-Stunde. Dafür hat er uns ein Haus gebaut. Er hat unsere Schlafzimmerwand mit bunten Tieren bemalt und mir später Modelle für Zylinder gebastelt, damit ich meine Mathematik-Aufgaben lösen konnte. Halbe-halbe war das bei meinen Eltern sicher nicht. Es war viel mehr: gegenseitiger Respekt und Wertschätzung für das, was der andere für die Familie leistet.

Und ist es nicht genau das, was wir uns wirklich wünschen?

Kristin Pelzl-Scheruga ist Chefredakteurin von Lust aufs LEBEN

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