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Hell und müde

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Weg mit der Sommerzeit!

Als die Sommerzeit 1980 wieder in Österreich eingeführt werden sollte, war ich elf Jahre alt. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das ablaufen würde und dachte, ha, wie lustig, alles beginnt nun eine Stunde früher!

Die Schule würde also um sieben Uhr starten, um neun Uhr wäre die große Pause und der kleine Spar neben dem Wieselburger Schlosspark hätte abends nur bis fünf Uhr offen. Auch das Fernsehprogramm würde sich komplett ändern. Hans-Joachim Kulenkampff könnte bereits um 19.15 mit „Einer wird gewinnen“ loslegen – was nur gut war, weil er regelmäßig die Sendezeit überzog. Meine Überlegungen waren möglicherweise etwas weltfremd, folgten aber durchaus einer Kristin’schen Logik.

Als alles beim Alten blieb, war ich von der Sommerzeit enttäuscht. Schulstart um acht, große Pause um zehn und Kulenkampff überzog weiterhin. Früher aufstehen musste ich trotzdem. Also doppelte Enttäuschung!

Sommerzeit, du Mogelpackung!

Diese Enttäuschung hält bis heute an. Die Sommerzeit ist eine einzige Mogelpackung. Sie verheißt auf den ersten Blick viel Gutes: es ist noch hell, wenn du aus dem Büro kommst. Du siehst beim Heurigen auch noch nach dem zweiten Spritzer das Gesicht deines Gegenübers und brauchst kein Flutlicht beim Tennisspielen. Selbst nach 20 Uhr kannst du noch durch den Wald joggen, ohne dass du dich verirrst oder über Wurzeln stolperst.

Wenn, ja wenn du denn überhaupt noch aufrecht stehen kannst! In Wahrheit willst du nämlich längst nur noch eines: endlich wieder gut schlafen. Todmüde liegst du im Bett, aber der Körper verlangt nach Action. Es ist ja noch hell! Und wenn du irgendwann doch einschlummerst, reißt dich der Wecker aus dem Koma: zu Zeiten, in denen es mein Bio-Rhythmus normalerweise bestenfalls unter die Dusche schafft, sitze ich nun bereits in Meetings.

Ich leide von allen am meisten

Chronobiologen und Chronobiologinnen – das sind jene Experten und Expertinnen, die sich wissenschaftlich mit unserem Tag-Nacht-Zyklus beschäftigen – bestätigen übrigens, dass uns die Umstellung von der Winter- auf die Sommerzeit mehr Probleme macht als umgekehrt. Ich habe gelesen, dass insbesondere Menschen im Alter von 45 bis 59 Jahren und Frauen von diesen Anpassungs-Schwierigkeiten betroffen sind. Ich leide also doppelt, zumindest ein paar Jahre noch. Dann erlöst mich die senile Bettflucht.

Bis dahin wünsche ich mir: Winterzeit forever! Und den Sommerzeit-Enthusiasten schlage ich vor: Bleibt doch auf, so lange ihr wollt! Feiert das Licht! Eure Tage werden von ganz alleine länger. Aber lasst Menschen wie mich dann ins Bett, wenn Zeit dafür ist. Spätestens in der Früh freuen wir uns alle darüber.

Kristin Pelzl-Scheruga ist Chefredakteurin von Lust aufs LEBEN

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