Lunzer See, Heindl-Wehr und Gänsehäufel
Die Teenager-Tochter sitzt im Zug Richtung Kärnten, ich im Auto Richtung Wieselburg. Mamas Lasagne wartet und wir essen wie immer zu viel davon.
Verdaut wird die Mahlzeit auf der Heindlwehr. Es gibt dort heiße Steine, auf denen man liegen kann und die Kleine Erlauf, sonst nichts. Du kannst dort auch nichts tun außer dich im Wasser abkühlen und dich danach an den Steinen wieder aufwärmen, bis du wieder ins kalte Wasser musst. „Wenn ich von hier wegfahre, bin ich jedes Mal ein anderer Mensch“, sagt meine Mama und ich weiß genau, was sie meint.
Es gibt sie: jene magischen Orte, die einen Sommer erst zum Sommer machen. Vielleicht, weil wir sie mit schönen Erinnerungen verbinden, mit Menschen, die uns etwas bedeuten oder bedeutet haben. „Weißt du noch, wie Rosa hier stundenlang Steine ins Wasser geworfen hat?“ fragt der Beste, der sein Mädchen wohl gerade ein bisschen vermisst.
Zigaretten und Küsse im Freibad
„There are places I’ll remeber all my life, though some have changed...“ Auch die Heindlwehr sieht heute anders aus als vor fünfzig Jahren. Damals ist das Wasser noch über ein morsches Holzstauwerk gerauscht. Als Kinder haben wir es geliebt, möglichst nah dorthin zu schwimmen, wo es runterprasselt. Nur als Jugendliche waren wir lieber im Freibad, weil dort mehr los war und man die Leute aus der Clique getroffen hat. Wir lagen immer hinten auf der Wiese, wo wir ungestört rauchen und ein bisschen schmusen konnten.
Neben der Heindlwehr zählen auch der Lunzer See, das Gänsehäufel in Wien, der Steg der „Weißen Taube“ am Mondsee und die kleine Badewiese in Fürberg am Wolfgangsee zu meinen magischen Sommerplätzen. Jeder dieser Plätze ist auf seine Weise einzigartig. Was sie verbindet: es sind Plätze mit Geschichten, die wir glauben wollen, wenn wir sie uns Jahre später erzählen, selbst wenn sie sich vielleicht doch ein wenig anders zugetragen haben. Plätze, die wir immer wieder aufsuchen, weil sie unsere Erinnerungen so gut ins Jetzt hinüberretten und die es uns ermöglichen, den Rest der Welt einfach auszublenden, solange man an ihnen verweilt.
Vom Campingplatz am Goggausee in Kärnten kommt auf meine Nachfrage („Wie geht’s dir, alles ok?“) spätabends endlich eine Nachricht: „supi.“
Mehr muss eine besorgte Mutter nicht wissen. Gut möglich, dass dieser Campingplatz am Goggausee in Kärnten mit seinem Lagerfeuerplatz und den bewaldeten Bergen rundherum, für die Tochter gerade zu einem Sommerplatz wird, an den sie sich später einmal gerne erinnert.