Weihnachten für Amateure: weniger Listen, mehr Liebe
Wir sind genau da, wo wir schon einmal waren: im Lockdown, mitten im Advent. Das heißt weiterhin: Abstand halten, Masken tragen, keine Restaurant-Besuche, leere Geschäfte, keine Weihnachtsmärkte.
Was tut man, in einem so stillen Advent? Ich bin viel im Wald. Spaziere mit dem Besten durch das unberührte Schönbrunn, schaue die Beatles-Doku von Peter Jackson (die acht besten Stunden im vierten Lockdown!), backe Apfel-Zimtschnecken, lese Bücher und Magazine (meist gleichzeitig), freue mich kindisch über die ersten Schneeflocken, lasse mir vom Teenager-Mädchen die Energieübertragung in der Zelle erklären (und verstehe es immer noch nicht) und koche Winteressen wie Erdäpfelpürree mit allem, was sich findet, Rindsuppe mit Grießnockerl oder zuletzt ein Ofenhuhn mit 40 Knoblauchzehen (es war köstlich).
Wie es weitergeht, weiß niemand
Wie geht es weiter? Ausgangssperren, zusätzliche Beschränkungen, neue Virus-Varianten? Niemand weiß es. Pläne schmieden ist schwierig. Meist werden sie schneller durchkreuzt als man sie zu Ende denken kann. Also warten wir. Komischerweise stellt sich dennoch selten Ruhe ein. Es gibt zu viele „To Do“- und „To Know“-Listen: Haushalt, Besorgungen, berufliche Deadlines. Und täglich neue Infos, die wir zu wissen glauben müssen. Nur fertig wird man damit nie.
Ich erlaube mir daher etwas, das mir am schwersten fällt: den Mut zur Lücke. Unser Zuhause muss nicht katalogmäßig geschmückt sein. Ich muss nicht jede Spezialsendung über Corona verfolgen und auch nicht jeden Tag auf die Yogamatte. Ich muss weder (digital) detoxen, noch Tonnen an Backblechen mit Keksen füllen. Ich muss nicht durcharbeiten, sondern darf mir Pausen gönnen. Ich muss mich nicht weiter selbst optimieren, sondern darf einmal alles so lassen, wie es gerade ist. Weniger Perfektion, mehr Gelassenheit. Weniger Druck, mehr Leichtigkeit. Weniger Ego, mehr Wir.
Ich glaube, das werden schöne Weihnachten.
Kristin Pelzl-Scheruga ist Chefredakteurin von Lust aufs LEBEN