Ich verrate Ihnen ein Erfolgsgeheimnis
Ich habe letzten Sonntag mein erstes Vollkornbrot gebacken. Dazu habe ich mir ein sehr einfaches Rezept von „Backen mit Christina“ aus dem Netz gefischt, ohne Sauerteig – davor habe ich noch zu großen Respekt.
Die Teenager-Tochter meint, ich solle doch wegen so ein bisschen Mehl und Wasser nicht so ein Theater machen, als ich die Zutaten liebevoll auf unserer Küchenplatte arrangiere:
420 g lauwarmes Wasser
500 g Dinkelvollkornmehl
50 g Haferflocken
30 g Sesam
10 g Salz
10 g frische Germ
Sesam und Haferflocken zum Bestreuen
Ich hingegen finde, man muss Momente wie diesen zelebrieren. Wie oft kommt es schließlich vor, dass man in dem Alter, in dem ich jetzt bin, noch etwas zum ersten Mal tut?
Der beste Zeitpunkt: Zwischen Yoga und Tatort
Das erste Vollkornbrot seines Lebens bäckt man nicht einfach so nebenbei; ich halte die Orchestrierung wichtig für ein gelungenes Ergebnis. Der beste Zeitpunkt ist ein Sonntagnachmittag, an dem man schon alles erledigt hat, was man sich für das Wochenende vorgenommen hat. Man hat schon Freunde getroffen, sich wieder einmal ausgeschlafen, Frischluft getankt, die wunderbare Serie über Haute Couture-König Cristóbal Balenciaga auf Disney+ fertig geschaut und mit der Mutter telefoniert. Man wartet nur mehr darauf, dass der Tatort beginnt oder die neue Arbeitswoche.
Ich gebe alle Zutaten in eine große Schüssel und lasse den Teig 30 Minuten rasten. Danach knete ich die weiche Massse nochmals durch, fülle sie in die Kastenform und stelle diese in den vorgeheizten Ofen. Bald breitet sich warmer Duft im Wohnzimmer aus und die Vorfreude steigt: In gut 50 Minuten wird mein erstes selbst gebackenes Dinkelvollkornbrot fertig sein.
Bitte nicht weitersagen!
Ich decke den Tisch und das Brot wird zum Abendessen gleich verkostet, mit reichlich Butter und Schnittlauch. Bissen für Bissen ein befriedigender Genuss. Auch der Beste ist begeistert.
Was ihn jedoch am meisten freut: dass ich zum Teig kneten endlich, endlich, endlich unsere teure Küchenmaschine verwendet habe, von der er so begeistert ist. Damit gelingt wirklich alles, sagt er.
Ich sage nichts. Denn die Wahrheit ist: Die tolle Maschine hat den zunächst ziemlich flüssigen Teig auf meinen Sweater, die weiße Wand und eine Obstschale gespritzt. Geflucht habe ich. Und dann habe ich den Teig erst Recht mit meinen Händen fertig geknetet.
Wahrscheinlich schmeckt das Brot deshalb so gut, aber verraten Sie das bitte dem Besten nicht. Jede gute Köchin braucht ihr kleines Geheimnis.