Würstel, Pommes, Sommerspritzer
Die Sonne im Genick, das Badetuch als Tischdecke, die Finger fettig: nie ernähre ich mich so sehr nach dem Zufallsprinzip wie im Sommer. Das liegt vor allem daran, dass man in dieser Jahreszeit fast immer unterwegs ist und selten daheim.
„Einmal die Eiernockerl, fertig!“
Sehr gerne verbringe ich heiße Tage am Gänsehäufel, einem der schönsten Freibäder Wiens. Im FKK-Bereich ist meist deutlich weniger los, trotzdem bildet sich vor dem Buffet zu den Stoßzeiten eine lange Schlange. Schnell geht hier gar nichts und das passt auch so. Du nimmst, was du kriegst: Berner Würstel, Pommes, Sommerspritzer. Neu angeschrieben sind Langos mit Debreziner um 5,50 Euro; dazu fehlt mir aber noch der Mut. Manchmal bestelle ich Eiernockerl mit grünem Salat, weil ich so gerne höre, wie die Buffet-Frau ruft: „Einmal die Eiernockerl, fertig!“
Sommerabende lassen wir auch gerne beim Heurigen ausklingen. Letztens sind wir zwei Stunden lang mit Freunden durch das Kamptal marschiert und danach mit einem Bärenhunger bei einem Buschenschank eingefallen. Abendsonne, Riesling und ich höre, dass es hier eine Spezialität gibt, die sich „Sausemmel“ nennt: ein Wachauer Laberl mit Schmalz, Zwiebel und Kümmelbraten. Menschen, die mich nicht so gut kennen, sind dann oft verwundert: „Du isst so etwas?“
Hot Dog und der Nino aus Wien
Ich muss dazu sagen: ich liebe im Sommer auch knackiges Gemüse ¬wie Radieschen, Gurken, Tomaten, Fenchel oder ofenwarme Zucchini und Melanzani. Es wächst halt nicht im Freibad. Besonders gerne mag ich auch die Buschenschanken im Burgenland, wo ein guter Spritzer keine zwei Euro kostet und ich mich nie entscheiden kann zwischen Schafkäse, Kümmelbraten-Brot und Presswurst mit Kernöl. Wir bestellen dann meist alles und dazu noch Pfefferoni, weil der Beste ohnedies immer aufisst, was übrig bleibt.
Vorige Woche wollte ich mir abends nach einer Buchpräsentation in der Landstraßer Hauptstraße noch ein wenig die Füße vertreten und bin zufällig am Stadtpark vorbei gekommen. Es ist immer noch heiß und ich bin hungrig. Vom Würstelstand hole ich mir ein Käsekrainer-Hotdog und ein Dosenbier. Die Sonne geht unter, ich setze mich auf eine Parkbank und höre gerade noch, wie der Nino aus Wien sein letztes Lied singt. Die Menschen klatschen, es ist friedlich und ich habe mich endlich bis zum Senf durchgebissen. Sommerglück.
Und im Herbst esse ich wieder vernünftig.
Kristin Pelzl-Scheruga ist Chefredakteurin von WOMAN Balance.