Wie Manifestieren wirklich geht
Leser*innen dieser Kolumne wissen: Wir brauchen zwei neue Sofas im Wohnzimmer. Die Suche danach gestaltet sich aufwendig und langwierig – zu unterschiedlich sind unsere Präferenzen. Der Beste will eine praktische und gemütliche Lösung, ich eine schöne. Die Teenager-Tochter will die beiden alten behalten, wahrscheinlich, weil sie weiß: Essen und Trinken auf den neuen Möbelstücken spielt's dann nicht mehr.
Die neue Couch ist uns dann richtig angesprungen. Natürlich in dem Moment, wo wir aufgehört hatten, aktiv danach zu suchen. Auf einmal stand sie vor uns, in einem Designgeschäft, zwischen all den Weihnachtskugeln, Windlichtern und Laternen. Im Geschäft war kaum was los, der Beste ausgeschlafen und nicht hungrig. Optimale Bedingungen also! Noch am selben Tag haben wir zwei Exemplare in Cremeweiß bestellt, mit Zierknöpfen an den Rückenlehnen im French-Style. Mitte März sollen die Sofas geliefert werden.
Angeblich funktioniert Manifestieren genau so: Man bestellt etwas, das man sich sehr wünscht, beim Universum. Dann denkt man nicht mehr daran und vertraut darauf, dass das Gewünschte geliefert wird. Menschen finden auf diese Weise Jobs, Partner und Parkplätze. Was mir dabei auffällt: Das Nicht-Mehr-Daran-Denken scheint eine entscheidende Rolle im Manifestationsprozess zu spielen. Warum sonst finden wir Lösungen für Großes und Kleines so oft ausgerechnet dann, wenn wir uns nicht mehr darum bemühen?
Das Leben einfach kommen lassen
Finden Sie diese Überlegungen ruhig seltsam! Es ist Ihr gutes Recht. Aber in meinem Leben war es tatsächlich zu oft so, dass Zufälle, das Universum oder wer auch immer Regie geführt haben – und nicht meine Initiativen. Mich haben Jobs, Wohnungen und Partner immer dann gefunden, wenn ich nicht nach ihnen gesucht habe. Auch schwanger bin ich erst dann geworden, als ich gerade nicht wollte, weil wir einen Urlaub auf die Seychellen gebucht hatten.
Für mich als Kontroll-Freak ist das alles natürlich eine Zumutung. Ich neige dazu, mir das Gehirn über Nichtigkeiten zu zermartern, die Zukunft vorwegzunehmen, indem ich sie zerdenke oder mich für Ziele bis zur Überforderung zu engagieren. Der Beste sagt dann oft: „Lass doch das Leben einfach kommen!“
Wäre das nur so einfach!
Vor ein paar Tagen hat uns das Designstudio dann mitgeteilt, dass die Zierknöpfe für die bestellten Sofas nicht mehr produziert werden. Der Beste denkt nicht einmal daran, den Auftrag deshalb zu stornieren: „Ist doch eh viel bequemer ohne diese Knöpfe!“ Wahrscheinlich hat er einfach keine Lust mehr darauf, noch länger Sofas zu suchen.
Verstehe ich. Und man soll ja auch das Universum nicht überstrapazieren, ich werde es vielleicht noch öfter brauchen.