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Snowboard-Star Anna Gasser: "Sobald ich abspringe, bin ich total im Moment."

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Aktualisiert
Lesezeit
11 min
österreichische Snowboarderin Anna Gasser

©IMAGO / AFLOSPORT
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Anna Gasser war bereits 18, als sie mit dem Snowboarden begann. In diesem Portrait liest du alles über die Anfänge ihrer Karriere, ihren Durchbruch sowie ihre größten Rekorde und Meilensteine.

Anna Gasser hat die internationale Wintersport-Szene ordentlich aufgemischt. Red Bull bezeichnet die Kärntnerin als "den leuchtenden Stern einer neuen Generation von Freestylern." Und das ist sie.

Mit einer Kombination aus bemerkenswertem Körpergefühl und enormer Zielstrebigkeit hat sie es innerhalb kürzester Zeit bis ganz nach oben geschafft. Heute ist sie zweifache Olympiasiegerin, bricht Rekorde, räumt einen Preis nach dem anderen ab und sorgt mit ihren atemberaubenden Sprüngen weltweit für Schlagzeilen.

Steckbrief: Anna Gasser

© imago

Steckbrief

Anna Gasser

geboren
16.08.1992
Geburtsort
Villach, Kärnten (Österreich)
Beruf
Profi-Snowboarderin
Sternzeichen

Löwe

Wohnort

Millstatt am See, Kärnten

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Anna Gasser und ihre Karriereanfänge

Anna wuchs mit ihren Eltern und ihrer Schwester in Kärnten am Millstätter See auf. Schon in ihrer Kindheit und Jugend war sie sportlich – sie entdeckte das Kunstturnen für sich, das sie eine Zeit lang im Leistungsbereich ausübte.

Zum Snowboarden kam sie relativ spät. 2010 zeigt ihr Cousin ihr einige Videos. Noch im selben Winter steht die damals 18-Jährige zum ersten Mal auf dem Board. Und ihr ist klar: "Ich will Profi werden!"

Plan B? Es gab eigentlich nicht einmal Plan A.

Anna GasserSnowboarderin

In ihrem Maturajahr beginnt sie mit dem Training, was ihr dementsprechend viele Fehlstunden einbringt. Von ihrem Umfeld wird sie belächelt, andere machen sich Sorgen. "Bitte schmeiß deine Zukunft nicht weg" ist ein Satz, den sie oft hören musste.

Doch es hat sich gelohnt. Gleich bei ihrem ersten Wettbewerb erreicht sie ihren ersten Podestplatz. Nach dem Schulabschluss geht sie für ein Jahr nach Amerika, um sich voll und ganz aufs Snowboarden zu konzentrieren.

Durchbruch mit dem "Cab Double Cork 900"

Sie nimmt an weiteren Wettbewerben teil – im November 2013 gelingt es ihr schließlich, den Cab Double Cork 900 zu stehen, einen doppelten Rückwärtssalto mit zweieinhalb schraubenförmigen Drehungen. Das war der Startschuss – als sie aus Amerika zurückkam, hatte sie niemand am Schirm. Plötzlich kannte die ganze Welt ihren Namen.

Sobald ich abspringe, bin ich total im Moment.

Anna GasserSnowboarderin

Gassers Rekordsprung war 10 Meter hoch und ging 35 Meter weit. Auf die Frage, wie es sich dort oben in der Luft anfühlt, antwortet sie: "Nach Freiheit. Beim Wegfahren höre ich noch die Zuseher:innen, aber sobald ich abspringe, bin ich total im Moment. Keine Gedanken im Kopf. Alles wird ausgeblendet, nur der Sprung zählt."

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 © Getty Images

Anna Gasser über Mut und die Angst zu stürzen

"Man wächst hinein, fängt mit kleinen Sprüngen an und baut dort Selbstvertrauen auf", erzählt Gasser im Interview. "Sobald Angst im Spiel ist, wird's gefährlich." Eins ihrer größten Learnings? "Dass man nicht alles sofort wollen darf, sondern sich langsam vorantasten muss."

"Ich habe sehr viel einfach gemacht. Alle Chancen, die sich aufgetan haben, ergriffen, ohne dass ich gewusst habe, wohin es führt. Niemals hätte ich gedacht, dass ich einmal Olympiasiegerin werde."

Rückblickend fragt sie Anna Gasser manchmal, ob sie sich das alles nochmal so trauen würde. "Aber hätte ich selbst nicht zu 100 % daran geglaubt, wäre ich nie dorthin gekommen, wo ich heute bin."

Nachdem sie sich Anfang 2019 eine Verletzung am Knöchel zugezogen hatte, musste Gasser für 10 Wochen pausieren. Sie verbrachte ihre Zeit vermehrt in der Physiotherapie anstatt in den Bergen und verpasste die X Games und die Snowboard-Weltmeisterschaft.

Sobald sie stürzt, ist ihre erste Angst: "Wie lange falle ich aus? Und komme ich gleich stark wieder zurück? Eine Verletzung im Profisport ist das Schlimmste, als wäre man von einer Sekunde auf die andere arbeitslos."

Comeback mit Furore

Nur ein Monat nach der Pause gelingt Anna ein weiterer Rekordsprung. Bei einem Videodreh in Obergurgl steht sie den Cab Double Cork 1260 (dreieinhalb Drehungen, zwei davon über Kopf) - und zwar beim ersten Versuch.

Es ist der dritte Sprung, den sie als erste Snowboarderin weltweit steht. Diesen Trick hatte sie schon länger im Kopf. Der Wunsch, diesen zu schaffen, wurde in ihrer Verletzungspause immer größer. "Mental habe ich den Bewegungsablauf schon hunderte Male durchgespielt."

Es lohnt sich, ein Risiko einzugehen, wenn man eine Leidenschaft hat.

Anna GasserSnowboarderin

"Du bist eh gut – für ein Mädchen"

In Österreich ist sie die erste Frau, die es im Snowboarden je so weit geschafft hat. "In den vergangenen Jahren hat sich da viel verändert, aber als ich angefangen habe, war ich meistens die einzige Frau. Wenn ich zu großen Schanzen gefahren bin, wurde ich oft belächelt."

Anna Gasser hat von Anfang an ihr Snowboard für sie sprechen lassen. Unterschätzt zu werden, hat sie motiviert. Wenn ihr ein Sprung gut gelungen ist, bekam sie von Männern oft zu hören: "Du bist eh gut - für ein Mädchen."

"Heute denk ich mir: Das ist eigentlich eine Beleidigung", sagt Gasser. "Der Sport hat sich zum Glück weiterentwickelt. Es wäre schön, wenn ich da für einige ein Role Model sein kann."

Anna Gasser: Ihre größten Meilensteine

Nach ihrem ersten Rekordsprung 2013 geht es steil bergauf.

  • 2014 qualifiziert sie sich für die Olympischen Winterspiele in Sotschi.

  • 2015 gewinnt sie die bei den Snowboard-Weltmeisterschaften am Kreischberg die Silbermedaille im Slopestyle.

  • 2016 holt sie sich den Weltmeistertitel im Big Air, ihre erste Goldmedaille bei den X Games und gewinnt den Snowboard-Gesamtweltcup.

  • 2017 setzt sie noch einen drauf: Sie gewinnt jeden einzelnen Weltcup Big Air Contest, bei dem sie an den Start geht. Am Kreischberg gewinnt sie erstmals auch in einem Slopestyle-Bewerb. Und, die damals 26-Jährige wird als erste Snowboarderin in Österreich als "Sportlerin des Jahres" ausgezeichnet.

  • 2018 holt sie sich die Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen in PyeongChang. Und bricht im selben Jahr einen weiteren Rekord: Sie steht als erste Frau einen Cab Triple Underflip 1260 (dreifacher Rückwärtssalto mit halber Drehung) und katapultiert sich, sofern das überhaupt möglich ist, noch weiter an die Spitze.

  • 2019: Nach ihrem 10-wöchigem Ausfall steht sie mit dem Cab Double Cork 1260 einen weiteren Rekordsprung. Außerdem holt sie Gold bei den X Games.

  • 2020 belegt sie bei den X Games den 6. Platz im Slopestyle sowie den 8. im Big Air.

  • 2021 gewinnt sie den Slopestyle World Cup in Aspen. Außerdem feiert sie die Premiere ihrer eigenen Doku "The Spark Within".

  • 2022 nimmt sie erneut bei den Olympischen Winterspielen in Peking teil - und gewinnt Gold im Big Air. Somit ist sie zweifache Olympiasiegerin.

  • Auch 2023 holt sich Anna Gasser in Bakuriani WM-Gold im Big Air und wird somit zum zweiten Mal Weltmeisterin im Bewerb.

Es ist nie zu spät, etwas Neues anzufangen.

Anna GasserSnowboarderin
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 © Getty Images

Wie tickt Anna Gasser privat?

Mutig, großzügig und aufgeschlossen. So würde sich Anna Gasser selbst beschreiben. "Ich bin ein Kärntner Mädel, das die Natur und die Berge liebt."

Beruflich ist sie viele Tage im Jahr unterwegs, ihre Heimat, der Millstätter See, bleibt ihr Kraftort. Sie kommt immer wieder gerne zurück nach Hause. "Ich bin vor allem gerne am Abend am See. Genieße den Blick, die Natur und bin mir völlig bewusst, an welchen schönen Ort ich wohne", sagt sie gegenüber MeinBezirk. Seit 2019 hat sie ihre eigene Wohnung in Millstatt.

Bei ihrem oft sehr hektischen Alltag ist die Familie ein Anker für Anna Gasser. Ihren Vater beschreibt sie als Vorbild, mit ihrer Schwester macht sie zum Spaß gerne Acro Yoga – die wilden Stunts der beiden kann man auf Annas Instagram-Kanal mitverfolgen.

Das können wir uns von ihr abschauen

Anna Gasser hat mehrmals bewiesen, wie wichtig es ist, an sich selbst zu glauben. Dass es besser ist, auf das eigene Bauchgefühl zu hören anstatt auf Menschen, von denen man belächelt wird. Und man Chancen ergreifen sollte, wann immer sich welche auftun.

Was sie von ihrer Sportler:innen-Karriere fürs Leben gelernt hat? "Dass man seinen Weg gehen muss und es nie zu spät ist, mit etwas Neuem anzufangen."

NationalSportler:innen

Über die Autor:innen

Bild von Melanie Zingl

Melanie Zingl

Chefredakteurin für Gesellschaft, Karriere & Kultur

Melanie ist seit 2007 bei der Verlagsgruppe News (VGN) tätig. 2016 wurde sie Leitende Redakteurin und 2018 Stellvertretende Chefredakteurin. Seit 2024 ist Melanie Chefredakteurin bei WOMAN. Ihr erklärtes Ziel: "Make the World more WOMAN. Weil wir davon überzeugt sind, dass eine gleichberechtigte Welt eine bessere ist."

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