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Maria Happel und Dirk Nocker: Ein fast perfektes Paar

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15 min
Maria Happel, Dirk Nocker

Maria Happel & Dirk Nocker, ROMY - Film- u. TV-Preis, 23.04.2022, Wiener Hofburg

©IMAGO / K.Piles
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Die Burgtheater Schauspieler Maria Happel und Dirk Nocker lernten sich auf der Bühne kennen und lieben einander seit 25 Jahren, fast ohne Krisen.

Lachen, Witze, Blödeln. Beim Treffen mit den Burgtheater-Schauspielern MARIA HAPPEL UND DIRK NOCKER rennt der Wiener Schmäh, obwohl die Künstler Deutsche sind. Sie lernten sich auf der Bühne kennen und lieben einander seit 25 Jahren, fast ohne Krisen. Und auch die werden humorvoll zelebriert, denn eine kleine Böe tut jeder Beziehung gut, meinen die beiden im WOMAN-Interview.

Maria Happel & Dirk Nocker im WOMAN-Interview

Hand in Hand kommen Maria Happel und Dirk Nocker zum Riesenrad in den Prater. Hier kennen sich die beiden Burg-Stars aus, hier haben sie viel Zeit verbracht, als ihre Töchter Paula, 21, und Annemarie, 16, noch klein waren. Verliebt küssen sie sich nach einer Fahrt im Autodrom, wo Dirk sicher hinter dem Steuer sitzt, während Maria bei jedem Zusammenstoß aufschreit. Durchs Leben navigieren sie seit 25 Jahren gemeinsam. Hin und wieder fliegen die Fetzen, "aber das gehört dazu, und ein Gewitter reinigt die Luft", meint die Schauspielerin aus dem Spessart. "Gemeinsam übereinander lachen" ist der Tipp des Berliners für eine lange Beziehung. Zeit würden sie einander gern mehr schenken, denn gearbeitet wird viel: Am 26. Mai hat Happel mit dem Dürrenmatt-Klassiker "Der Besuch der alten Dame" Premiere am Burgtheater, Nocker schrieb sein eigenes Programm, "Cronos", das er am 24. Mai im Wiener Kabinetttheater vorstellt.

"LIEBE IST DAS EINZIGE, DAS WÄCHST, WENN WIR ES VERSCHWENDEN."

Sie haben einander 1993 zu den Proben zu Bertolt Brechts "Der kaukasische Kreidekreis" kennengelernt. Und nach einer Probe sagte Dirk Nocker zu Maria Happel: "Ich glaub, ich hab mich in dich verknallt." Wie gingen Sie damit um, Frau Happel?
HAPPEL: Erstaunt und sehr verwirrt, weil ich damals immer davon ausging, dass die Leute mich gar nicht mögen! Warum waren Sie verliebt, Herr Nocker?
NOCKER: Das frage ich mich bis heute. Aber es erschien mir richtig. Wenn man sich verliebt, kann man das doch gar nicht so erklären, das Wesen zieht einen an, die Optik und die sexuelle Ausstrahlung spielen da mit. All dies verkörpert sie für mich bis heute.

Aber Sie waren beide noch mit anderen Partnern liiert?
HAPPEL: Ja, aber wir haben beschlossen, niemandem weh zu tun. In der Sommerpause sind wir noch einmal zu den Partnern zurückgegangen.

Und wann haben Sie sich dann endgültig verliebt?
HAPPEL: Nach den Sommerferien sind wir einander im Theater wieder begegnet, ich habe mich umgedreht, Dirk hat sich umgedreht und blieb, bis heute. In dem Moment wusste ich, er ist es.

Was schätzen Sie aneinander?
HAPPEL: Er steht mir in Krisen wahnsinnig bei. Krisen sind ja nicht nur einseitig, die schweißen zusammen. Aus Zeiten, in denen man sich stützt, gehen beide gestärkt heraus.
NOCKER: Wenn man so lange zusammen ist, kommt es auf das gemeinsame Spektrum, die Freundschaft und die Verlässlichkeit an, und darauf, zu akzeptieren, was einem auf die Nerven geht. Denke ich mir, denn ich bin ja noch mit niemand anderem so lange zusammen gewesen. Obwohl, es gibt nur wenige Sachen, die wir nicht aneinander mögen, oder?
HAPPEL: Doch, doch. (lacht) Es sind immer die Kleinigkeiten, die wir alle kennen. Suppe schlürfen geht nicht. Du magst es nicht, wenn ich im Badezimmer Schuhe trage ...
NOCKER:... ach, da bin ich pedantisch und denke an die Putzfrau. Man wird spießiger und blöder im Alter!
HAPPEL: Daran reiben sich alle Paare.
NOCKER: Oder dass man so langsam spricht wie die Eltern! Ein Wahnsinn.

Fliegen bei Ihnen nicht auch die Fetzen?
HAPPEL: Doch, es kommt durchaus zu sizilianischen Verhältnissen! So zwischendurch. Das gehört dazu, und ein Gewitter reinigt die Luft.

Gibt es die Maxime, wieder versöhnt einzuschlafen?
NOCKER: Doch, klappt aber nicht immer.
HAPPEL: Ich hab auch schon einmal am Sofa geschlafen. Aber ich habe von zu Hause mitbekommen, nie im Streit einzuschlafen. Meine Eltern waren alte Eltern, die haben sich im Schlaf an der Hand gehalten wie Hänsel und Gretel. Das ist ein schönes Bild, das man für die eigene Erziehung mitnimmt. Dann kommt es darauf an, ob das ein Traum bleibt oder man das Bild umsetzt. Meine Großmutter hat einmal die Woche die Familie um sich versammelt, da wurde alles besprochen. Es konnte sich nichts anstauen. Das ist eine gute Möglichkeit für ein langes Zusammenleben.

Der französische Bestsellerautor Frédéric Beigbeder meinte über die Halbwertszeit der Liebe: Im ersten Jahr ist es Leidenschaft, im zweiten Zärtlichkeit, im dritten Langeweile.
NOCKER: Der arme Mann!
HAPPEL: Ja! Aber es gibt auch meinen Lieblingsspruch: Liebe ist das Einzige, das wächst, wenn wir es verschwenden. Die Liebe wird immer größer, wenn man verschwenderisch mit ihr umgeht. Das unterscheidet auch die Liebe von der Verliebtheit.
NOCKER: Beigbeder ist ein interessanter Autor, ob er das selbst so praktiziert? Ich mag Gewohnheiten, zusammen ins Kino gehen oder gemeinsam essen.

Beigbeder meinte auch, Beziehungsarbeit sei spießig. Gibt es die bei Ihnen?
NOCKER: Da sag doch du etwas!
HAPPEL: (Lacht) So funktioniert das bei uns! Tolle Beziehungsarbeit! Es gibt keine Regeln, so oder so funktioniert es! Den Trick gibt es nicht. Wir haben einfach Glück! Vielleicht auch, weil wir denselben Beruf haben. Es gibt aber keinen Garantieschein.

Stichwort Beruf: Wie ist das, wenn Sie beide proben?
HAPPEL: Wir arbeiten gern zusammen!
NOCKER: Als die Kinder kleiner waren, gab es ein paar Probleme, aber das haben wir alles bewältigt. Wie, weiß ich allerdings nicht mehr. Es gab auch Zeit für die Kinder.
HAPPEL: Im Extremfall haben wir es wie die Artisten im Zirkus gemacht und die Kinder einfach mitgenommen. Wenn ich in Reichenau inszeniert habe und Dirk gespielt hat, da waren die Kinder in kleinen Rollen auch dabei. Unter dem Motto: Gleich mit hinauf auf das Seil. Das hat gut funktioniert. Klar ist es schön, wenn man die Zeit gemeinsam verbringen kann.

Wie ist das für Sie, wenn Maria inszeniert?
NOCKER: Sehr gut, denn sie weiß ja um meine Blöd-und Eigenheiten. Sie bekommt etwas aus mir heraus. Es ist gut, mit Leuten zu arbeiten, mit denen man gut auskommt.
HAPPEL: Ich konnte immer darauf vertrauen, dass alles da ist, was ich brauche. Umgekehrt ist es auch so, wir können uns aufeinander verlassen.

Außer Vertrauen -was hält Sie noch zusammen?
NOCKER: Das Lachen, die Kinder, der Sex, die Liebe, das Theater, der ganze Kuchen eben. Dass man sich etwas zu sagen hat. Dass man nicht immer nur über sich selber redet.
(Maria Happel hat nach der Geburt der beiden Mädchen Paula und Annemarie gleich wieder gearbeitet)
HAPPEL: er hat mir die Tür aufgehalten und mir den Vortritt überlassen. War das für Sie schwierig?
NOCKER: Ich wollte unbedingt Kinder haben, das ist mir noch wichtiger als mein Beruf. Darauf möchte ich nicht verzichten. Ich war oft verzweifelt, wenn Maria zu wenig Milch gepumpt hat. Das sind schon Extremsituationen.

Man lernt durch Machen. Haben Sie sich das so ausgemacht, dass Dirk sich mehr um die Kinder kümmert? Und Maria Karriere macht?
HAPPEL: Es hat sich so ergeben! Auch dafür gab es keinen Plan. Für Schauspielerinnen kommen die großen Rollen in dem Alter, in dem sie Kinder bekommen. Das ist leider so ungerecht aufgeteilt. Wenn man beides will, muss man schauen, wie man beides hinbekommt. In unserem Fall war es so, dass Dirk gesagt hat: "Mach es. Ich lass dich machen." Wir haben oft versucht, beides hinzukriegen. Es hat funktioniert. In der Rückbetrachtung, meint Dirk, die Zeit mit den Kindern könne ihm niemand nehmen. Und im Gegenzug sage ich: "Die Zeit mit den Kindern kann mir niemand mehr geben. Ich habe vieles verpasst."

Wie haben Sie einander inspiriert?
HAPPEL: Die Welt des Films hat sich zum Beispiel für mich erst durch Dirk erschlossen. Ich wusste, dass ich bei ihm irgendwann in einer Videothek leben werde. Er ist ein Cineast, ein wandelndes Filmlexikon, er kennt alle Filmregisseure. Das ist eine Leidenschaft, die ich mittlerweile teile, aber nicht so fanatisch. Dirk kann sonntags nicht mehr schlafen, wenn am Donnerstag ein neuer Film herauskommt.

Filme von Michael Haneke etwa?
NOCKER: Nein, ich mag nichts Intellektuelles, das hab ich mir vor vielen Jahren am kleinen Schwarz-Weiß-Fernseher angesehen. Nein, ich mag Trashfilme. Oder alte Draculafilme, Western sehr gern und die alten französischen Gangsterfilme. Herzlich lachen wir über "Die nackte Kanone".

Wo treffen sich Ihre Sehnsüchte?
HAPPEL: (lacht) Gibt es da etwas?
NOCKER: Mir fällt auch nichts ein.
HAPPEL: Vielleicht ist das unser Trick. Wenn es sich einmal trifft, wird es langweilig!
NOCKER: Wir lachen gern, da trifft sich etwas? Das ist auch wichtig. Sich Blödsinn erzählen und lachen. Sie lacht immer, wenn sie mich nackt sieht. (Denkt nach) Der war nicht so schlecht.
HAPPEL: Der war nicht so gut. Aber er hat doch eine gute Figur.
HAPPEL: Seit zwei Monaten, wir haben jeder für sich viel abgenommen und getrennt voneinander gefastet. Das gehört auch dazu, dass man sich wieder erneuert, auffrischt. Jung bleiben im Geist und im Körper.

Wie sehen Sie sich im Alter? Nebeneinander ruhig auf einem Bankerl sitzend?
HAPPEL: Nein! Ich kann mir kein ruhigeres Leben vorstellen. Ich bin immer in Aktion, damit nichts hereinweht, was ich nicht haben will. Neugier ist der Motor. Nichts machen ist eine vertane Chance.
NOCKER: Ich könnte stundenlang Filme schauen. Ich brauche den ganzen Zirkus nicht. Immer auf der Bühne stehen mit den irren Kollegen.

Gab es nie eine Krise zwischen Ihnen?
NOCKER: Man kann sich ab und zu ganz gut streiten. Ist schon lange her, was bedenklich ist. Dann reden wir tagelang nicht miteinander, dann werden wir beide zickig.
HAPPEL: Es muss auch einmal etwas aus dem Ruder laufen, nichts ist so langweilig wie die Mitte. Muss man einen Seitensprung beichten?
NOCKER: Wenn man Lust hat.
HAPPEL: Wenn man blöd ist. (Beide lachen)

Ist Eifersucht ein Thema?
HAPPEL: Ich bin es total, Dirk gar nicht! Das ärgert mich. Eifersucht ist eine Veranlagung, die sucht man sich nicht aus. Ich wäre es gern nicht. Aber ich bin nicht neidisch, ich gönne allen alles.

Was sagen Ihre Töchter über Sie?
HAPPEL: Manchmal denke ich, sie sind unsere Eltern. Sie sind viel ordentlicher und vernünftiger. Oft glaube ich, sie passen mehr auf uns auf, als umgekehrt. Sie sind sehr liebevoll mit uns. Kommen zu Premierenfeiern und sagen nicht direkt, ob es ihnen gefallen hat oder nicht. Sie schonen uns und machen uns keinen Ärger.
NOCKER: Sie kritisieren uns, das ist gut und auch ihr Recht.
HAPPEL: Es ist alles gut.

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