Prada gilt heute auf der ganzen Welt als Kult-Modemarke. Zu verdanken hat die Marke das vor allem dem modischen Feingefühl von Miuccia Prada: Mit revolutionären Designs, schlichtem Understatement und praktischen Materialien machte sie Prada zum Fashion-Powerhouse.
Miuccia Prada konnte zunächst so gar nichts mit der Modemarke ihres Großvaters anfangen. Denn sie absolvierte ihren Doktor in Politikwissenschaften, trat einer kommunistischen Partei bei und bezeichnete sich selbst als Feministin.
Doch es sollte genau ihre Andersartigkeit sein, die frischen Wind in das angestaubte Familienunternehmen brachte und der Marke zu einem ungeahnten Höhenflug verhalf. Heute gilt Miuccia Prada als eine der einflussreichsten Designerinnen der Gegenwart. Alles über ihren beeindruckenden Werdegang, verraten wir im großen WOMAN-Portrait.
Steckbrief: Miuccia Prada
Steckbrief
Miuccia Prada (geb. Maria Bianchi)
Partner: Patrizio Bertelli
Kinder: Lorenzo und Giulio
Stier
Mailand, Italien
5 spannende Fakten über Miuccia Prada
Miuccia ist eine Verniedlichung von Maria
Hast du dich auch schon einmal gefragt, woher der Name Miuccia stammt, wenn der bürgerliche Vorname von Miuccia Prada doch Maria lautet? Tatsächlich ist Miuccia eine Art Kosename bzw. Verniedlichung von Maria. In den 80er Jahren nahm Maria Bianchi den Mädchennamen ihrer Mutter an und nannte sich von da an Miuccia Prada.
Sie teilt sich ihren Geburtstag mit Sohn Lorenzo
Über das Privatleben der Pradas ist nicht allzu viel bekannt. Doch wenn das Ehepaar Prada für etwas bekannt ist, dann sind es ihre hitzigen Auseinandersetzungen. Speziell Patrizio gilt als Macho, der für sein Temperament berüchtigt ist.
Aus ihrer Ehe stammen auch zwei Söhne: Lorenzo und Giulio. Ersterer schlug eine Laufbahn als Rallyepilot ein und soll Prada in Zukunft übernehmen. Ob er in die großen Fußstapfen von Miuccia treten kann? Eines haben die beiden schon mal auf jeden Fall gemeinsam: Sie teilen sich den 10. Mai als Geburtstag!
Sie gilt als eine der bedeutendsten Kunstsammlerinnen der Welt
Kunst ist nach eigener Aussage die größte Leidenschaft von Miuccia Prada. Daher wurde im Mai 2015 die Fondazione Prada in einer ehemaligen Destillerie gegenüber einem Prada-Gebäude in Mailand eröffnet.
Das Gebäude beherbergt mehrere Ausstellungsräume in denen über 900 Werke aus der Sammlung von Miuccia Prada und Patrizio Bertelli ausgestellt werden. Darüber hinaus enthält die Fondazione Prada auch Räume für Installationen und Tanzaufführungen, einen Kinosaal sowie eine Bar, die von Wes Anderson gestaltet wurde.
Kunst und Mode versucht Miuccia aber getrennt voneinander zu behandeln: Während andere Modemarken wie Louis Vuitton beispielsweise mit Künstler:innen kooperieren, glaubt die Designerin an die eigene Kreativität und Linie ihre Modemarken. Zweifellos ist die Fondazione Prada aber ein wichtiges Element, welches zur DNA der Marke Prada gehört.
Als Feministin haderte sie oft mit ihrem Job
In ihrer Studienzeit setzte sich Miuccia Prada für die Gleichberechtigung von Frauen ein. Zudem bezeichnet sie sich selbst als Feministin. Doch speziell in der Modewelt hatte man es als solche nicht unbedingt leicht.
Über ihren Konflikt sprach sie offen in Interviews: "Als ich begann, war die Mode der schlimmste Ort für eine linksgerichtete Feministin. Es war grauenvoll. Ich hatte Vorurteile und ein Problem damit. Ich denke, ich habe mich schuldig gefühlt, weil ich nicht etwas Wichtigeres getan habe, etwas Politischeres. Also versuchte ich die Firma auch für diese anderen Aktivitäten zu nutzen." Und das ist ihr durchaus gelungen, denn Miuccia Prada machte mit ihrer Mode etwa das Hässliche salonfähig und brachte die Menschen dazu, vermeintliche Schönheitsstandards zu überdenken.
Anna Wintour ist bekennender Fan von Miuccia Prada
Miuccia Prada und die Prada-Gruppe verstehen es, relevant und ihrer Zeit stets ein paar Schritte voraus zu bleiben – unter anderem, indem sie ihre Mode mit der Popkultur verschmelzen lassen. Bestes Beispiel: Der Film "Der Teufel Trägt Prada", der eigentlich die Gnadenlosigkeit der Modewelt portraitierte, wurde im Jahr 2006 zum Kassenschlager und die beste Werbung für das renommierte Haus.
Die Referenz zu Prada kommt übrigens nicht von ungefähr: Denn "Vogue"-Legende Anna Wintour, auf deren Leben die Vorlage zum Film basiert, bekannte sich bereits 2004 öffentlich dazu, ein großer Fan von Miuccia Prada zu sein. Sie lobte die Modeschöpferin damals mit den Worten "Du bist der einzige Grund, weswegen wir alle nach Mailand kommen".
Miuccia kam über Umwege zur Mode
Maria Bianchi – wie Miuccia Prada mit Mädchennamen heißt – wurde am 10. Mai 1949 als jüngstes Enkelkind von Mario Prada, dem Mitbegründer des Familienbetriebs Fratelli Prada, in Mailand geboren. Das Geschäft vertrieb in seiner Anfangszeit hochwertige Lederwaren wie Koffer, Handtaschen und Handschuhe und wurde bald darauf sogar zum königlichen Hoflieferanten ernannt.
Doch Miuccia, die erst später den Nachnamen ihres Großvaters annahm, dachte zunächst nicht an eine Karriere in der Modewelt. Im Gegenteil, sie war sogar davon überzeugt, dass die Mode "der schlimmste Ort für eine Feministin in den 60er Jahren" sei. Deshalb absolvierte Maria ihr Studium in Politikwissenschaften und schloss sich der kommunistischen Partei Italiens an. Darüber hinaus absolvierte sie eine fünfjährige Ausbildung in Pantomime und trat regelmäßig im Mailänder Piccolo Teatro auf.
Im Alter von 28 Jahren übernahm Miuccia schließlich gemeinsam mit ihren Geschwistern Alberto und Marina den Familienbetrieb von ihrer Mutter Luisa. Und ausgerechnet Miuccia gelang es innerhalb weniger Jahre, das eher traditionelle Unternehmen in ein gefeiertes Modelabel zu verwandeln.
Miuccia revolutionierte die Mode
Doch wie hat sie das überhaupt geschafft? Tatsächlich, waren es gerade ihre Erfahrungen außerhalb der Modewelt, die Miuccia einen frischen Blick von außen erlaubten und sie letztendlich zu der Mode-Koryphäe werden ließen, die sie heute ist. Denn statt sich von der vorherrschenden Mode beeinflussen zu lassen, hinterfragte sie sie.
1985 erlangte sie erstmals großes Ansehen in der Modewelt – und zwar ausgerechnet wegen des Einsatzes von Nylon, einem bis dato in der Modewelt eher verpönten Material. Die Designerin präsentierte erstmalig Taschen und Rucksäcke aus glänzendem schwarzen Fallschirmnylon, heute unter dem Namen "Re-Nylon" bekannt. Die Kreationen entwickelten sich aufgrund ihres schlichten Designs und ihrer Robustheit binnen kürzester Zeit zum Verkaufsschlager.
Das Power-Couple hinter Prada
Maßgeblich zum Erfolg von Prada beitragen sollte aber auch Miuccias späterer Ehemann. 1978 lernte sie nämlich auf einer Mode-Messe den Geschäftsmann Patrizio Bertelli kennen. Sie warb ihn als Zulieferer für Prada an und heiratete ihn schließlich im Jahr 1987. Die beiden sollten das Power-Couple hinter Prada werden: Während sie sich um den kreativen Part kümmerte, widmete er sich dem Management und der Business-Strategie.
Patrizio Bertelli war es auch, der sie dazu ermutigte, eine Bekleidungslinie auf den Markt zu bringen. 1988 designte Miuccia Prada die erste Damenkollektion, welche schließlich im Herbst/ Winter 1989 gelauncht wurde. Und selbst bis heute stellt ihr Debüt von damals ein Kernelement des Hauses dar: Anzug-Elemente trafen auf klobige Silhouetten. Miuccia designte Kleidungsstücke für den Alltag, eine Art Arbeits-Uniform, die mühelos und zurückhaltend wirken sollte. Die Kreationen kamen anfangs nicht gut an, doch das sollte sich schon bald ändern ...
Miuccia Prada gilt als Vorreiterin des Ugly Chic
Es brauchte einige Jahre, bis sich Mode-Liebhaber:innen an die neue Schroffheit und die ungewöhnliche Ästhetik von Miuccia Prada gewöhnt hatten. Spätestens in den 1990er Jahren wurden die Kreationen der Designerin aber gefeiert.
Als "Ugly Chic" wurde die Stilrichtung bezeichnet, denn während Designer wie Tom Ford oder John Galliano auf körperbetonte Schnitte und Sexyness setzten, lieferte Prada mit polarisierenden Farbkombis, wildem Mustermix, dicken Brillengläsern sowie klobigen Ballerinas und breiten Sandalen einen Gegenentwurf.
Mit ihren Designs wollte Miuccia Prada die Bedeutung von "Hässlichkeit" infrage stellen, denn oft handelt es sich bei so bezeichneten Objekten ganz einfach um Entwürfe, die für das Auge noch ungewohnt sind und fremd erscheinen.
Expansion und Gründung von Miu Miu
Dank Miuccia Prada entwickelte sich Prada zu einem weltweit führenden Modekonzern. 1991 expandierte das Label etwa nach China, Japan und in die USA. Zwei Jahre später wurde außerdem die erste Herrenkollektion gelauncht. Anfang der 2000er Jahre brachte Prada die erste Sonnenbrillenkollektion und das erste Parfum auf den Markt.
Im Jahr 1993 erschuf Miuccia Prada außerdem die günstigere Zweitmarke Miu Miu. Benannt nach ihrem Spitznamen, sollte Miu Miu eine jüngere Zielgruppe ansprechen. Im Gegensatz zu den klaren Linien von Prada, sind die Kreationen aus dem Haus Miu Miu etwas verrückter und verspielter.
Das macht Miuccia Prada heute
Bis heute zählt Miuccia Prada, die übrigens auch Mutter von zwei erwachsenen Söhnen ist, zu den einflussreichsten Designerinnen der Welt. Und selbst mit über 70 Jahren denkt die Designerin nicht ans Aufhören: Seit April 2020 teilt sie sich die kreative Leitung mit Design-Genie Raf Simons. Mit dem neuen Co-Creative Director hat sich die Marke bereits verändert: Mehr Logo und weniger diskrete Eleganz zieren nun die Prada-Designs.
Das Unternehmen selbst ist nach wie vor in der Hand der Familie Prada – eine echte Seltenheit, da die meisten Luxusmodehäuser mittlerweile von großen Konzernen aufgekauft wurden. In puncto Geschäftsleitung treten Miuccia und ihr Ehemann jedoch bereits kürzer: Im November 2022 wurde nämlich bekannt, dass Andrea Guerra die Nachfolge von Miuccia Prada und Patrizio Bertelli als Vorstandsvorsitzender antreten wird.
Dies soll jedoch lediglich eine Übergangslösung sein, denn auf die Übernahme des Führungsposten soll Lorenzo Bertelli, der gemeinsame Sohn von Miuccia Prada und Patrizio Bertelli, vorbereitet werden. Dieser ist bereits als Marketingdirektor und Verantwortlicher für Corporate Social Responsibility bei Prada tätig. Die Zügel bleiben also auch weiterhin in der Familie – Miuccia Prada höchstpersönlich sorgt dafür, dass ihr Lebenswerk auch in Zukunft auf Erfolgskurs bleibt.