Dr. Sonja Radatz ist Begründerin der Mind Changer Akademie. Sie erklärt ihren Ansatz der Relationalen Philosophie – und wie wir uns mit ihr sofort anhand von acht Grundannahmen verändern können.
Die von der Wiener Beraterin Sonja Radatz entwickelte Relationale Philosophie gibt uns das Denken und die Methodik in die Hand, jene Zukunft zu gestalten, die wir uns verdient haben – anstatt alles mit Schicksal zu begründen und darauf zu warten, welche Zukunft sich „für uns ergibt“.
„Die Relationale Philosophie ermöglicht, gemeinsam mit Menschen und Unternehmen an Themenstellungen ganz anders heranzugehen, als wir es gewohnt sind“ sagt Sonja Radatz, „Das Gestalten ist im Prinzip etwas, das uns Menschen fasziniert. Oft sagen wir aber Dinge wie ‚‘Wenn ich einen anderen Job oder eine andere Familie hätte“, ‚Wenn ich woanders geboren wäre oder eine andere Sprache sprechen würde, dann könnte ich es machen‘ und nehmen uns dadurch neue Möglichkeiten." So bleiben wir in Jobs, die wir nicht wollen, führen Unternehmen weiter, die wir ethisch gar nicht mehr vertreten können und bleiben in Beziehungen, die uns nicht mehr erfüllen. „Wir glauben dann, darin gefangen zu sein“, so die Beraterin, „Dabei geht es eigentlich nur darum, sich selbst mehr Bewegungsfreiheit zu schaffen.“
Wirklichkeiten hinterfragen
Was heißt nun relational? „Unsere Wirklichkeit ist nicht wirklich da“, sagt Radatz, „Denn jeder sieht andere Chancen, und so können Sie eine Chance sehen, die Ihre Arbeitskollegen nicht sehen.“ Wenn wir also gestalten wollen und uns das Ziel setzen, dass wir in einer gestaltbaren Welt leben und wir sie gestaltbar machen, tut es uns ganz gut, diese Welt als etwas zu betrachten, die zwischen uns entsteht. Das bedeutet: In der Art, wie wir Möglichkeiten sehen, uns auf Dinge zu bewegen entstehen plötzlich andere Möglichkeiten. „Die Idee, dass die Welt zwischen uns passiert und praktisch in unserer Interaktion entsteht, gibt uns eine Menge an Möglichkeiten.“
Die Veränderung von Glaubenssätzen kann bewirken, dass wir unsere Welt gestaltbar machen. Und das könne durchaus weltverändernd sein.
Wie viel Zeit haben wir?
Wir bewegen uns immer in eine bestimmte Richtung, und Entwicklung braucht Zeit: „Wenn Sie Ihrem Ehepartner die Option geben, sich bis zum Dezember nächsten Jahres zu einem guten Ehepartner zu entwickeln – wann wird er damit beginnen, ein neues Leben zu leben? Meiner Erfahrung nach ist es immer im letzten Augenblick“, sagt Radatz, „Fatal ist, dass wir Menschen es nicht gewohnt sind, uns zu entwickeln – trotzdem setzen wir uns Entwicklungsziele.“
Wirklichkeit lässt sich aber nur herstellen, wenn wir wirklich etwas verändern und ein neues Szenario gestalten. Denn Fakt ist: „Wenn es sein muss, dann klappt alles – wie es zum Beispiel der Lockdown verdeutlicht hat, auf den niemand von uns vorbereitet war“, sagt die Beraterin.
Strategie: Tun Sie, als wäre es schon da
Wer sich zum Beispiel zum Ziel setze, der beste Arbeitgeber zu werden, könne dieses Ziel nur erreichen, wenn er sich entsprechend neu beschreibt und jeden Tag so gestaltet, als hätte er dieses Ziel bereits erreicht. Das Gleiche gilt dafür, der beste Partner/die beste Partnerin die beste Mutter zu sein. „Wenn Sie Ihr Leben einfach anders und entgegen Ihrer Gewohnheiten leben und tatsächlich jemand andere/-r sein wollen, werden Sie nach einer Zeit merken, dass Sie plötzlich jemand anders sind“, sagt Radatz, „Und nach einiger Zeit werden Sie auch feststellen, dass Sie darin immer besser werden.“ Die bewusste Herstellung der Zukunft unterscheidet sich ganz gewaltig von dem, was wir heute leben: „Es bedeutet, dass wir sofort Zukunft leben“, sagt Radatz.
Reflexion: Wer bin ich und wer will ich sein?
Zentral in der Veränderung ist die Frage: „Wer bin ich und wer will ich sein?“ Zukunft herstellen und sofort leben bedeutet, dass jeder die Zukunft heute definieren kann:
1. Wie sollte meine Zukunft optimaler Weise aussehen?
2. Wer bin ich darin, sodass beide zusammenpassen?
Diese Überlegungen sind auf einen Menschen aber auch auf ganze Systeme anwendbar, zum Beispiel auf Familien, Organisationen oder Staaten.
Den Rahmen festlegen
Möglicherweise stellen Sie dann fest, dass es Rahmen – also äußere Umstände – in verschiedenen Lebensbereichen gibt, die nicht zu dem passen, was Sie sich vorstellen. „Dann ist es notwendig, die Rahmen zu verändern oder sogar zu sprengen“, sagt Radatz. Rahmen bestehen unsichtbar nämlich in jedem Lebensbereich: Zu einem Rahmen zählen unter anderem ausgesprochene oder unausgesprochene Erwartungen sowie Regeln und Pflichten, die jeder zu erfüllen hat. „Grundsätzlich macht es keinen Sinn, gegen Windmühlen zu kämpfen, die Sie selbst nicht aufgestellt haben“, sagt Radatz, „Aber es macht Sinn, den Rahmen immer wieder zu prüfen. Dort, wo man selbst Windmühlen aufgestellt hat, kann man neue errichten.“ Tatsache ist: „Sie können aus jedem Rahmen auch aussteigen“, sagt Radatz, „So können Sie einen Rahmen finden bzw. gestalten, der besser zu Ihnen passt.“
Die 8 Grundannahmen der Relationalen Philosophie
Folgende Leitsätze machen Veränderung nach dem Relationalen Ansatz möglich:
1. Unsere Welt entsteht durch Relationen
Das eigene Verhalten und das Verhalten anderer beeinflusst sich gegenseitig ständig.
2. Wir haben die Wahl zwischen Gestalten und Gestaltet-Werden
Gestalten heißt, sich neu aufzustellen, wenn das Bisherige nicht die gewünschten Ergebnisse brachte. Wir können uns immer dafür entscheiden, GestalterInnen zu sein.
3. Es gibt keine Objektivität und damit kein Richtig und Falsch
Es gibt weder eine Objektivität noch ein Richtig oder Falsch – wir dürfen frei sein und damit immer wieder neue, womöglich überraschende Drehungen und Wendungen herbeiführen.
4. Wir haben selbst die Verantwortung
Wir müssen Regeln und Anweisungen nicht blind folgen, sondern dürfen unser eigenes Feld selbstverantwortlich ausgestalten.
5. Fokus auf Ergebnis
Der Fokus liegt nicht auf dem Handeln oder dem Verhalten sondern darauf, welche Ergebnisse es bringt.
6. Vertrauen in sich und andere
Vertrauen in sich selbst und andere ist die Grundlage dafür, dass Gestalten gelingen kann.
7. Ergebnisse erleben statt "erreichen"
Die Idee der "Herstellung der Ergebnisse" folgt im Relationalen Ansatz der Logik, dass zwischen dem aktuellen Zustand und dem gewünschten Zustand kein zeitlicher Unterschied, sondern vielmehr eine Entscheidung für ein neues Leben liegt. Damit gibt es kein "Erreichen-Müssen" mehr.
8. Rahmen statt Planen
Wenn Ihnen klar ist, welchen Rahmen Sie in Ihrem Umfeld haben – etwa in der Familie oder am Arbeitsplatz – also zum Beispiel Kosten, freie Zeit oder Pflichten, dann geht es aus einer Relationalen Sicht immer darum, die erwünschten Ergebnisse mit den bestehenden Ressourcen zu erreichen.
Weitere Informationen finden Sie auf https://irbw.net und https://mind-changer.net/