Warum Fast Fashion nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch für unsere Geldbörse ist, möchte eine neue Studie vom Secondhand-Giganten Vestiaire Collective nun beweisen. Im Fokus: Wie wertvoll Vintage ist und was es mit dem "Cost per Wear"-Prinzip auf sich hat. Wir haben die Key-Punkte zusammengefasst.
"Scheinbar leicht leistbare Fast Fashion ist am Ende der falsche Weg. Sie führt die Menschen in die Irre, denn schlussendlich müssen sie die jeweiligen Artikel immer und immer wieder durch neue austauschen oder ersetzen. Wir möchten uns daher für die Kreislaufwirtschaft starkmachen, weil wir sowohl die Geldbeutel unserer Kund:innen als auch unseren Planeten schonen wollen. Secondhand-Luxusartikel leben länger und sind mit der Zeit kosteneffizienter. Unser Motto 'Think First, Buy Second' ist heute relevanter denn je", so Dounia Wone, Chief Impact Officer von Vestiaire Collective.
Die französische Resale-Plattform ist einer der ganz großen Player in Sachen Vintage und hat es sich seit Jahren auf die Fahne geheftet, Aufklärungsarbeit über die Umweltfaktoren von Fast Fashion zu betreiben. Früher konnte man auf der Site nämlich durchaus Secondhand-Teile von Zara, H&M & Co. erstehen. Doch 2022 wurden diese entfernt, man kann sie weder einstellen noch erstehen. Und kontinuierlich kommen neue Brands hinzu, die den Nachhaltigkeitskriterien des Unternehmens nicht genügen.
Zum Earth Day im April stellte Vestiaire Collective daher auch seinen Circularity Report "Exposing the true cost of fast fashion" vor, der beweisen soll, dass sich die Welt Fast Fashion nicht mehr leisten kann. Eine repräsentative Studie zeigt, dass Stücke der üblichen großen Ketten weniger oft getragen und weniger lange behalten werden, dazu kommt ein geringer Resale-Wert. Daraus wiederum ergibt sich ein schlechter "Deal" in Sachen "Cost per Wear".
Das "Cost per Wear"-Prinzip
Um den Cost per Wear (also Kosten pro Tragen, Anm.) eines Kleidungsstücks zu berechnen, teilt man den Preis durch die Anzahl der Male, die man das Kleidungsstück tragen will oder getragen hat. Laut VC-Studie ist das bei hochwertigen Secondhand-Mänteln im Schnitt 4 Mal so häufig wie bei neuen Fast-Fashion-Mänteln, die rund 28 Mal getragen werden.
Das führt laut dieser Rechnung im Kostenpro-Tragen-Vergleich zu € 1,62 für hochwertige Secondhand-Stücke (die teilweise sogar generationenübergreifend getragen werden) gegen € 4,53 für neue Fast-Fashion-Mäntel. Verbraucher:innen behalten ihre Secondhand-Modeartikel im Schnitt um 31 % länger, wobei der Unterschied bei Schuhen am größten ist (48 % längere Tragezeit als bei Fast Fashion).
Kurz nachrechnen
Dieses "CPW"-Prinzip ist gerade wieder in aller Munde, schließlich errechnet es einen Durchschnittswert, wie viel uns ein Stück am Ende wirklich kostet. Neben den verheerenden Folgen, die Überkonsum auf das Klima hat, zeigt der "Circularity Report" auch, dass die Vorstellung, günstige Mode und Accessoires seien erschwinglicher, schlichtweg falsch ist. Da Preise für Verbraucher:innen aber natürlich weiterhin einen wesentlichen Faktor darstellen, propagiert Vestiaire Collective nun das Kosten-pro-Tragen-Maß.
Die Studie stellt fest, dass hochwertige Secondhand-Modeartikel, verglichen mit neuen Fast-Fashion-Produkten, in der Regel kosteneffizienter sind und somit eine nachhaltigere Wahl darstellen. So werden beispielsweise Secondhand-Mäntel durchschnittlich viermal so oft getragen wie neue Fast-Fashion-Mäntel, was die Kosten pro Tragetag signifikant senkt. Darüber hinaus wird gezeigt, dass Secondhand-Kleidung und -Taschen durch ihren hohen Wiederverkaufswert und ihre Langlebigkeit die Kosten pro Tragetag um bis zu 72 Prozent reduzieren können.
Die Cost-per-Wear-Metrik soll den Konsument:innen ein tieferes Verständnis für den Wert von Mode vermitteln, indem sie die wahren Kosten eines Artikels auf Basis der Nutzungshäufigkeit, der Gesamtlebensdauer und des Wiederverkaufswerts aufschlüsselt.
Beste Investments
Letzterer ist eines der größten Argumente für Luxuslabels. Denn laut Studie weisen Designerhandtaschen aus zweiter Hand einen noch größeren Kostenvorteil auf, mit einer etwa 72-prozentigen Reduzierung des Cost-per-Wear aufgrund ihres erheblichen Wiederverkaufswerts. Diese ökonomischen Faktoren bewegen die Konsument:innen dazu, ihre Besitztümer sorgfältiger zu pflegen und in langlebige, qualitativ hochwertige Artikel zu investieren und diese gegebenenfalls auch reparieren zu lassen.
Wer bei Taschen Vintage kauft, kann am meisten davon profitieren, wenn er in Modelle von Hermès, Chanel, Dior, Louis Vuitton, Gucci oder Fendi investiert. Wer pokert und seltenere oder ältere Vintage-Modelle ersteht, und diese werden neu aufgelegt oder erhalten durch Filme oder Serien (etwa in "And Just Like That") einen Boost, kann noch satte Gewinne einfahren. Ebenfalls extrem wertbeständig sind Designer-Modeschmuck und Uhren sowie Schmuck großer Traditionshäuser.
Investmentmodelle
Ein nicht unwesentlicher Faktor für viele Luxus-Konsument:innen ist die Wertbeständigkeit von Big Brands. Besonders spannend als Investment sind Taschen, da sie stabil performen, oftmals sogar an Wert gewinnen. Zu den Top-Marken mit hohem Wiederverkaufspotenzial gehören daher natürlich Hermès, Chanel, Dior, Louis Vuitton, Gucci und Fendi.
Tipp: Wer Schnäppchen machen möchte, sollte versuchen, zu antizipieren, welche Vintage-Schätzchen in den kommenden Saisonen neu aufgelegt oder in Filmen/Serien gestylt werden.
Der Carbon Footprint
Generell sollten Qualität und Langlebigkeit im Fokus unserer Kaufentscheidungen stehen. Je länger ein Stück im Kreislauf bleibt, desto besser. Daher sprechen Expert:innen auch vom sogenannten Upscale-Effekt, der bei Luxusmode zu weniger Neukäufen führt, da Käufer:innen weniger Kleidung, aber in besserer Qualität konsumieren. Wenn der Trend zu Vintage weiter anhält, wird laut Studie die Zahl der wiederverkauften statt neugekauften Artikel bis 2030 Umweltfolgen in Höhe von 38 Milliarden Euro einsparen, schätzt das Unternehmen.
Faktor Fast Fashion
Modische Aufklärungsarbeit zu betreiben, ist bei Vestiaire Collective gerade das Thema der Stunde, besonders im Hinblick auf jüngere Konsument:innen. Laut Studie landen 60 Prozent aller gekauften Fast-Fashion-Teile noch im selben Jahr auf der Deponie. Auf einen Haufen geworfen wäre das in etwa so hoch wie der Eiffelturm – und zwar jeden Tag!