„Gefühle sind die beste Medizin“, ist Emotionstrainer und Schauspieler Michael Weger überzeugt. Keine Ernährung, kein Sport und kein Medikament können vorbeugend mehr für unsere Gesundheit leisten. Im Interview erklärt Weger, wie auch Sie die Heilkraft der Gefühle nützen können – für mehr Wohlbefinden und für mehr Lebensfreude. Plus: Gewinnspiel
Über 13.000 Menschen hat er bereits in Seminaren, Vorträgen und Coachings begleitet. Wir treffen Emotionstrainer, Autor, Schauspieler und Regisseur Michael Weger im Wiener Café Tirolerhof, um mit ihm über aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema Emotionen zu sprechen – und über die häufigsten gefühlsbedingten Krankheiten sowie ihre Wege zur Heilung.
Trinken Sie lieber Tee oder Kaffee?
Kaffee, wobei ich nicht zu viel davon trinken sollte. Mehr als zwei Tassen am Tag tun mir vom Magen her nicht gut. Mittlerweile habe ich mich auch an Tee gewöhnt: Pfefferminztee mit Milch mag ich sehr gerne. Schwarzer Tee geht auch.
Warum beschäftigen Sie sich so intensiv mit menschlichen Gefühlen?
Das hat sich aus meinem Kernberuf heraus entwickelt. Ich bin ja Schauspieler und Landesprofessor für Schauspiel, Stimme und Sprache. Und Schauspieler sind Gefühlsmenschen. Stimme, (Körper-)Sprache, Konzentrationstechniken, aber auch ganz viel Herzenstechnik – all das ist in der Schauspielerei enthalten. Wenn ein Schauspieler auf der Bühne weint, dann weint er ja nicht, weil er in einen Scheinwerfer gestarrt hat, sondern aufgrund von Erinnerungen oder Vorstellungen. Dadurch werden reale Gefühle wachgerufen. Und ich habe relativ früh bei meinen Schauspielstudenten bemerkt: Wenn sie ihre wahren Gefühle – wie Schmerz oder Zorn – herausgeschrien haben, so haben sich auch ihre psychosomatischen Beschwerden verbessert.
Welche konkret?
Von Hauterkrankungen über Verdauungsprobleme bis hin zu Migräne oder Angstzuständen. Ich habe zur Biochemie der Gefühle 30 Jahre lang geforscht. Emotionen sind die treibende Kraft in unserem Leben. Erkenntnisse der Neurologie und der Molekularbiologie haben gezeigt, dass in unserem Gehirn ein „zweites Gehirn“ wirkt, das alle wesentlichen Entscheidungen fällt, bevor unser Bewusstsein es registriert hat. Dieses emotionale Gehirn ist direkt mit unseren Körperfunktionen verbunden und reguliert unsere Atemfrequenz, das Herz-Kreislauf-System und unser Immunsystem. Es beeinflusst unmittelbar unser Agieren und Reagieren. Wer das Wechselspiel zwischen Körper und Emotion versteht, kann Krankheiten vorbeugen und seinen Gefühlshaushalt neu aufbauen.
Etwa indem er versucht, positiv zu denken?
Nein, genau in diese Richtung geht es eben nicht. Es geht vielmehr um die Authentizität der Gefühle. Was innen ist, darf sich außen zeigen. Als Babys können wir das noch sehr gut, aber leider verlernen wir das alle ein bisschen durch die Erziehung. Wir haben auch keine Kultur der Gefühlskommunikation. Wenn wir über Gefühle reden, dann meist nur über die positiven, also wenn es uns gut geht, wenn wir Erfolge feiern und Glück haben. Wir reden aber nicht über Ängste, Zorn oder Schmerzen; über Trauer vielleicht – das geht gesellschaftlich wieder. Aber alles, was unter Schwäche, Aggression oder Scham fällt, wird nicht kommuniziert. Und gerade in der Unterdrückung und Verdrängung dieser elementaren Gefühle können emotionale Probleme und körperliche Erkrankungen entstehen.
Blockierte Gefühle machen also krank?
Ja, vor allem, wenn über lange Zeit intensive Gefühle gefühlt werden, die nicht ausgelebt werden dürfen. Es kann auch eine Verliebtheit krank machen, wenn ich sie nicht zeigen kann. Besser ist, man öffnet sein Herz. Auch alles, was gelogen oder unehrlich ist, ist schädlich. Aber niemand fühlt gerne Schmerz oder Scham ...
Dennoch dürfen auch diese Gefühle sein. Es geht nicht darum, sofort etwas zu unternehmen, damit ich mich wieder glücklich oder anders fühle. Der erste Schritt ist immer zu fragen: Was ist da? Und was da ist, darf sein – dem darf ich folgen und Raum geben. Und wenn ich es nicht alleine schaffe, dann sorge ich dafür, dass ich Hilfsräume bekomme – durch Therapeuten oder Coaches. In der Carinthischen Musikakademie haben wir einen neuen Schauspiellehrgang, den jeder besuchen kann, um seine Gefühle auszuleben. Orte wie diese gibt es in unserer Gesellschaft zu wenige.
Sie behaupten auch, dass sich in nur drei Wochen ein „neuer Gefühlshaushalt“ aufbauen lasse. Wie geht das?
Grundsätzlich fällt es uns schwer, psychische Muster zu ändern – wir haben diese ja meist seit frühester Kindheit eingeübt. Aber es funktioniert dennoch – wenn ich mich dafür entscheide, mein Leben zu ändern. Diese Veränderung ist eine Frage der Wiederholung und damit der Geduld. Fest etablierte Schaltungen in unserem Gehirn lassen sich zwar nicht mehr ändern, aber ich kann sie durch neue, gesündere ersetzen. Die Hauptregel lautet: Drücken und sprechen Sie ab sofort Ihre Gefühle wahrhaftig aus. Jeder Schritt in diese Richtung, sei er auch noch so klein, wird sich wie eine Befreiung anfühlen. Und: Sie sollten sich drei Wochen lang morgens und abends rund 30 Minuten Zeit nehmen, um mithilfe spezieller Techniken zu mehr Gelassenheit und guten Gefühlen zu gelangen. Vereinfacht ausgedrückt: Sie müssen erst bestehende negative Gefühle annehmen, ehe Sie neue, positive aufbauen.
Welche Techniken kommen da zum Einsatz?
Ganz einfache Atem- und Entspannungsübungen – in meinem Ratgeber ist das ausführlich erklärt. Dann beginne ich aktiv, positive Erinnerungen auszulösen und mir schöne, reale Szenarien vorzustellen, zu visualisieren. Dass diese Fantasien dann tatsächlich eintreten können, ist ein positiver Nebeneffekt. Es geht primär darum, dass ich auf diese Weise gute Gefühle erzeugen kann. Und gute Gefühle sind die beste Medizin.
Und nach drei Wochen fühle ich mich dann tatsächlich besser?
Ja. Je positiver meine Gefühle sind, desto mehr Glückshormone durchfluten meinen Körper: Befindet sich mehr vom Wohlfühlhormon Serotonin und weniger von den Stresshormonen Adrenalin und Cortisol im Blut, entwickeln die Körperzellen ein biochemisches Gedächtnis dafür. Diese Programmierungsphase dauert im Schnitt drei Wochen – das begründet auch dreiwöchige Kuraufenthalte. Es funktioniert leider auch umgekehrt: Nach drei Wochen Stress entwickelt der Körper eine Sucht danach. Er braucht die Stresshormone dann biochemisch, weil die Zellen die Rezeptoren dafür entwickelt haben. Sie schreien nach dem Futter, und es ist schwer, da wieder rauszukommen.
Was sind denn die häufigsten gefühlsbedingten Krankheiten?
Magenbeschwerden, Reizdarm, Burn-out, seelische Verstimmungen, Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System, Verspannungen, Migräne, Kopfschmerzen und dann noch die Ernährungs- und Gewichtsthematik. Krankheiten sind immer ein Ersatzaufschrei unterdrückter Gefühle. Und sobald wir eine Krankheit als Hinweis verstehen, dass mit unseren Gefühlen, Handlungen oder unserem Denken etwas nicht stimmt, zeigen sie uns den Weg zur Gesundheit. Wir sollten Krankheiten als Aufforderung wahrnehmen und unseren Körper behandeln, als wäre er unser bester Lehrer.
Wie kann ich lernen, die Botschaften meines Körpers zu erkennen?
Bei manchen Erkrankungen fällt es schwer, die richtige Deutung zu verstehen. Deshalb empfehle ich bei schweren Erkrankungen neben der medizinischen auch eine psychotherapeutische Begleitung. Sie selbst können diese Übung machen: Ziehen Sie sich zurück, atmen Sie entspannt ein und aus und wenden Sie Ihre Aufmerksamkeit dem erkrankten Körperteil zu. Fragen Sie es:
„Was willst du mir mitteilen?“ Wiederholen Sie die Übung ein paar Tage lang – irgendwann werden Bilder oder Gedanken auftauchen, die Ihnen zeigen, was die Krankheit begünstigt hat. Dort setzen Sie dann an und beginnen, Ihre Einstellung oder Ihr Verhalten zu ändern.
Was tun Sie selbst für Ihre Gesundheit?
Ich versuche, meinen Magen nicht überzustrapazieren und ab 18.00 oder 19.00 Uhr nichts mehr zu essen. Ich mag Gemüse und Fleisch lieber als Kohlenhydrate. Außerdem habe ich vor kurzem erst zu rauchen aufgehört und mache zwei- bis dreimal die Woche Sport: Ich jogge, fahre Mountainbike oder gehe zum EMS-Training. Im Sommer schwimme ich im Faaker See und wir golfen ein bisschen. Und ich arbeite daran, mich nicht zu sehr dem Stress auszusetzen ...
Michael Weger, 52, ist Professor für Stimme, Sprache und Schauspiel, Intendant der neuebuehne-villach, Schauspieler, Regisseur sowie Autor von Romanen, Theaterstücken und Ratgebern. Als Emotionstrainer betreut er seit 1996 Unternehmen, Sportler und Privatpersonen. Weger lebt mit seiner Frau Isabella am Faaker See in Kärnten.
Infos: www.michaelweger.com
Buchtipp:
Diesen Herbst erschien Michael Wegers dritter Roman „Die Wiederauferstehung der Löwen“. Sheema-Medien-Verlag, € 20,–.
Gewinnspiel:
Wir verlosen sieben Stück von Michael Wegers Ratgeber „Die Heilkraft der Gefühle. Der Weg zu Gesundheit und Lebensfreude“, Kneipp-Verlag.
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