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Minipille: Wann ist die Gestagenpille sinnvoll?

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Minipille: Wann ist die Gestagenpille sinnvoll?

Anti-Baby-Pille? Pille? Minipille? Wo ist der Unterschied?

©Elke Mayr
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Bei über 80 verschiedenen Pillenpräparaten innerhalb Österreichs ist es manchmal gar nicht so einfach, sich für die eine, richtige Anti-Baby-Pille zu entscheiden. Jede Variante bringt dabei gewisse Vorteile und Nachteile mit sich! Wir zeigen, wobei es sich bei der östrogenfreien Minipille handelt und wer davon profitiert.

Falls ihr zur Pille greift oder dies in nächster Zeit vorhabt, kann ich es wirklich gut nachvollziehen: Im Gegensatz zu anderen Verhütungsmitteln ist die Handhabung easy, das Präparat günstig und - davor haben nämlich viele Angst - absolut schmerzfrei ... zu Beginn. Hormonbomben sind einfach nie angenehm für den Körper! Um dem zumindest etwas zu entgehen, wurde die Minipille entworfen - eine östrogenfreie Anti-Baby-Pille.

Weil auch die Minipille wie jede andere Verhütungsmethode ihre Nebenwirkungen hat, zeigen wir, was bei der Einnahme, dem Absetzen und der Wirkung beachtet werden sollte. Let's go!

Was versteht sich eigentlich unter der Minipille?

Bei der Minipille handelt es sich um eine nur auf Gestagen basierende Anti-Baby-Pille. Im Gegensatz zu anderen Präparaten fehlt hier das Follikelhormon Östrogen! Selbst die Konzentration des enthaltenen Gelbkörperhormons ist niedrig gehalten. Die Gründe, wieso zur Minipille gegriffen wird, sind verschieden: Primär soll die Einnahme natürlich eine Schwangerschaft verhindern. Hinzukommt aber, dass beispielsweise das Thromboserisiko minimiert werden kann. Manche Konsument:innen vertragen auch schlichtweg kein Östrogen. Eigentlich eine Win-Win-Situation, oder?

Um die Minipille einnehmen zu dürfen, muss vorab ein Termin bei einem:einer Gynäkolog:in gemacht werden - das Präparat ist rezeptpflichtig und wird genau auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt. In Österreich ist die Situation derzeit noch überschaubar: Es gibt nur zwei Minipillen mit unterschiedlichen Wirkstoffen. Wer das Rezept in der Apotheke abgeben möchte, darf nicht aus allen Wolken fallen! Ihr müsst euch Bewusst sein, dass es in Österreich keine Kostenübernahme für Verhütungsmittel gibt. Die Minipille kostet dementsprechend zwischen 5€ bis 10€ pro Monat.

Worin liegt der Unterschied zur Mikro- und Kombinationspille?

Tatsächlich - und das, obwohl sie total verlockend klingt - verwenden weltweit weniger als 10% die Minipille. In Österreich und Deutschland wird der Anteil sogar auf 1% geschätzt. Ebenso auffällig ist, dass die Konsument:innen oft über 35 Jahre alt sind. Stattdessen wird lieber zur Mikropille gegriffen, die gleichzeitig auch eine Kombinationspille ist! Wie der Name verraten lässt, werden hier verschiedene Hormone miteinander kombiniert: Gestagen und Östrogen.

Die Pille danach zählt zwar nicht zu den regulären Verhütungsmitteln, wird allerdings gerne als Notfallverhütung genutzt: Egal, ob der Grund ungeschützter Sex ohne Schwangerschaftswunsch, Magen-Darm-Beschwerden oder doch ein geplatztes Kondom war - der Empfängnisschutz ist so nicht mehr gegeben. Bei diesem Präparat handelt es sich um eine rezeptfreie Pille, die aber bitte nur in Ausnahmesituationen eingenommen werden soll!

Wo findet die (Mini-)Pille ihren Ursprung?

Ein kleiner Geschichtsexkurs: Bereits vor über 100 Jahren gab es die ersten Gedanken zu hormoneller Verhütung. Die allererste Anti-Baby-Pille hingegen wurde erst im Jahr 1957 in den USA zugelassen! Dies haben wir Magaret Sanger, Katharina McCormick, Gregory Pincus und Carl Djerassi zu verdanken: Zusammen arbeiteten die Aktivist:innen, Wissenschaftler:innen und Biolog:innen daran, endlich ein Verhütungsmittel in Pillenform zu entwickeln!

Der Witz daran ist, dass die Anti-Baby-Pille vorerst allein der Linderung von Menstruationsbeschwerden dienen sollte! Es kommt noch besser: Konsument:innen durften dabei nur verheiratete Mehrfachmütter sein. Erst später wurde sie offiziell als Verhütungsmittel anerkannt und weiterentwickelt - bis auch die Minipille entstand.

Wie lässt sich die Wirkweise erklären?

Durch das Gestagen, welches in der Minipille enthalten ist, wird der Zervixschleim im Gebärmutterhalskanal aufgebaut. Aufgrund der konstant zugeführten Hormone bleibt der Schleim den gesamten Zyklus über verdickt. Das Ende vom Lied: Spermien wird der Zugang zum Uterus blockiert - eine Befruchtung bleibt aus. Sollte der Fall der Fälle eintreten, dass das Ei doch befruchtet wird, sorgt Gestagen ebenso für ein Ausdünnen der Gebärmutterschleimhaut. Die Eizelle kann sich so nicht einnisten.

Im Gegensatz zur Mikropille wird der Eisprung hier eigentlich nicht verhindert. Die Minipille mit Desogestrel hingegen kann auch als Ovulationshemmer dienen! Die tatsächliche Hemmung liegt - im Vergleich zu östrogenhaltigen Pillen - aber nur bei 50%. Wie immer gilt: Information und Beratung zum Produkt sind unausweichlich!

Laut Pearl-Index - das ist ein Maß für die Zuverlässigkeit unterschiedlicher Verhütungsmethoden - liegt die Minipille je nach Präparat bei 0,5 bis 3. Je kleiner der Wert, desto effektiver ist die Verhütungsmethode. Bedeutet: Die Mikropille mit 0,1 bis 0,9 ist zuverlässiger! Ihr könnt euch den Pearl-Index ungefähr so vorstellen: Ein Wert von 0,5 besagt, dass innerhalb eines Jahres bei Verhütung mit der Minipille nur 5 von 1000 Konsument:innen schwanger werden.

Das gilt bei der Einnahme zu beachten

Die Minipille wird erstmals am ersten Tag der natürlichen Menstruationsblutung und dann jeden Tag zur selben Uhrzeit eingenommen - mit sofortigem Schutz. Bei einer Einnahmeverzögerung von drei Stunden ist der Empfängnisschutz jedoch nicht mehr vollständig gegeben! Während bei der Mikropille eine meist siebentägige Pause existiert, wird diese bei der Minipille einfach weggelassen. Konsument:innen nehmen sie 28 Tage lang - so viele Pillen sind meist in einem Blister enthalten - durch. Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass keine (Menstruations-)Blutung eintreten wird. Das ist völlig normal und nicht ungesund!

Es kann immer vorkommen, dass die (Mini-)Pille - beispielsweise aufgrund von Magen-Darm-Beschwerden - ausgeschieden wird. Auch hier liegt der Empfängnisschutz nicht mehr bei 100%. Solange die Beschwerden anhalten, sollte zusätzlich mit einem Kondom verhütet werden. Übrigens können auch Antibiotika, Mittel gegen Pilzinfektionen (Antimykotika), Schlaf- und Beruhigungsmittel, Antiepileptika sowie Medikamente bei Tuberkulose oder HIV die Wirkung herabsetzen.

Interessant wird es bei Zeitverschiebungen und (Flug-)Reisen: Gerade bei kurzen Einnahmefristen wie bei der Minipille ist es wichtig, darauf zu achten, keine Tablette zu vergessen oder den Einnahmerahmen zu überziehen.

Gibt es Nebenwirkungen, über die man Bescheid wissen sollte?

Ja! Leider bringt auch die Minipille einige Nachteile mit sich - das perfekte Verhütungsmittel muss wohl noch erfunden werden. Tatsächlich fallen die Nebenwirkungen vergleichsweise gering aus, folgende werden in der Packungsbeilage gelistet:

  • Kopfschmerzen

  • Akne

  • Brustpannen

  • Übelkeit

  • Stimmungsschwankungen

  • erhöhtes Risiko für Eileiterschwangerschaften

  • Gewichtsveränderungen

  • Depressionen

  • Müdigkeit

  • sexuelle Unlust

  • Haarausfall

  • Zwischenblutungen

Mit Schmier- und Zwischenblutungen sowie allgemeinen Unregelmäßigkeiten sollte vor allem zu Beginn der Einnahme gerechnet werden, während sich der Körper noch umstellt. Durch die einseitige Zufuhr von Gestagen kann es vorkommen, dass die Scheidenflora verändert wird und sich dadurch Pilzinfektionen bilden. Allgemein gilt - so wie für jede andere Verhütungspille auch: Dieses Präparat schützt nicht vor Außeneinflüssen wie Geschlechtskrankheiten!

Wer sollte die Minipille lieber nicht einnehmen?

Sag wir es so: Wenn du dich sowieso angeschlagen fühlst und beispielhaft unter depressiven Verstimmungen leidest, ist es nicht schlau, ein Präparat einzunehmen, welches diese maximieren kann. Dasselbe gilt für jegliche andere Vorerkrankungen wie (Brust-)Krebs, Reizdarm oder Schlaganfälle. Falls man die Minipille bereits nutzt, wird empfohlen, sechs Monate abzuwarten. In der ersten Zeit ist es völlig normal, dass der Körper verrückt spielt. Alles darüber hinaus sollte dringend abgeklärt werden! Notfalls wird eine andere Pille oder ein komplett neues Verhütungsmittel vorgeschlagen.

Wie sieht es mit den Vorteilen aus?

Bitte nicht falsch verstehen, die Minipille hat durchaus auch Vorteile! Wie bereits angeschnitten, können die oben genannten Nebenwirkungen auftreten, tun es letztendlich jedoch selten oder in abgeschwächter Form. Insbesondere Raucher:innen, Migräne- sowie Bluthochdruck-Patient:innen und ältere Personen sollten daher zur Minipille greifen.

Der größte Pluspunkt richtet sich an stillende Mütter: Durch den niedrigen Gehalt an Gestagen gehen nur wenig Hormone in die Muttermilch über. Die Milchmenge und Zusammensetzung werden also nicht beeinflusst! Ebenso profitieren Endometriose-Patient:innen enorm von der Minipille, da so Regelkrämpfe und andere Beschwerden minimiert werden können.

Welche Minipillen gibt es und welche ist am besten?

Schwierige Frage, da jeder Mensch unterschiedliche Bedürfnisse hat, aber: Wir können mit Sicherheit sagen, dass es eine veraltete und moderne Form der Minipille gibt. Die Variante mit Levonorgestrel gilt dabei als unsicherer, da sie die Ovulation nicht verhindern kann. Das Zeitfenster für eine potenzielle Verschiebung der Einnahme ist bei wie gewohnt 3 Stunden. Bei der "neuen" Minipille mit Desogestrel sind Verzögerungen bis zu 12 Stunden möglich! Auch - wie zu Anfang beschrieben - wird mit diesem Präparat der Eisprung unterdrückt.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Minipille - egal welcher Wirkstoff es nun ist - sehr vorteilhaft ist, da es nie zur Abbruchblutung kommt. Diese ist nämlich nur Stress für den Körper und im Endeffekt komplett unnötig. Die Pillenpause, wie sie bei der Mikropille eintritt, wurde damals nur erfunden, um die natürliche Menstruationsblutung nachzuahmen. Das Gute an der ausbleibenden Periode? Du musst sie nicht mehr verschieben, wenn es in den Badeurlaub geht!

Was muss beim Absetzen der Minipille beachtet werden?

Die Minipille kann jederzeit abgesetzt werden, da es sozusagen keinen Anfang und kein Ende gibt! Das kann unterschiedliche Gründe haben: Manche wollen schwanger werden, andere kommen in die Wechseljahre und wiederum andere Personen wollen auf eine hormonfreie Verhütung umsteigen. Eins kann ich mit Sicherheit sagen - euer Körper wird sehr mitgenommen sein und viele Monate brauchen, um sich wieder in den natürlichen Rhythmus einzupendeln.

Wer die (Mini-)Pille absetzt, bleibt leider auch nicht von weiteren Nebenwirkungen verschont: Gewichtsschwankungen, Depressionen, Haarausfall und ein unregelmäßiger Zyklus stehen ab jetzt auf der Agenda. Eure Libido hingegen steigt endlich wieder - juhu! Dennoch der kleine Reminder, dass weder Vor- noch Nachteile vom Absetzen sowie Einnehmen der Minipille auf jede:n zutreffen werden.

Verhütung

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