Mein Kind muss in die Vorschule, wieso? Viel Unsicherheit herrscht um das Vorschuljahr, denn Eltern wollen für ihr Kind schließlich nur das Beste. So fragen sich einige, was dem Kind fehlt, um nicht sofort in die Volksschule gehen zu können. Wir erklären, was man darüber wissen sollte, wie man seine Kinder unterstützen kann und warum der Vorschulbesuch sogar ein Vorteil sein kann.
Allgemein gilt: Für Kinder, die das Pflichtschulalter (vollendetes 6. Lebensjahr) erreicht haben, jedoch nicht reif für die Volksschule sind, ist ein einjähriges Vorschuljahr verpflichtend. Doch was bedeutet "nicht reif" eigentlich?
Vorschule: "Nicht reif" für die Volksschule?
Vorweg gesagt mit "nicht reif" ist keinesfalls dumm gemeint. Es geht eher darum, die Überforderung des Kindes in der Schule zu vermeiden. So sind zum Beispiel das rasche Ermüden bei kleinen Aufgaben, Trennungsängste von der Familie oder auch unkonzentriertes Verhalten ein Anzeichen für diese Überforderung.
Treten diese Verhaltensweisen bei der Schulanmeldung auf, dann ist das meist ein Zeichen dafür, dass ein Kind einfach noch etwas Zeit braucht, um die Volksschule zu besuchen. Denn die Vorschule soll einen sanfteren Übertritt von Kindergarten in die Volksschule ermöglichen und unnötigen Stress vermeiden.
"Jedes Kind ist anders, manche Kinder brauchen für die Anforderungen der Schule etwas länger als andere. Das ist kein Versagen. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und müssen unseren Kindern das Rüstzeug mitgeben, um in dieser bestehen zu können." Manuela Kainer, Vorschullehrerin in Wien.
Ziel ist dabei immer den Start ins Schulleben zu erleichtern. Deshalb ist in diesen Fällen ein Vorschuljahr verpflichtend. Dabei sei erwähnt, dass das Vorschuljahr zur Schulpflicht angerechnet wird.
An Wiener Schulen ist vorgesehen, dass an allen Volksschulen ein Vorschulangebot vorhanden sein soll. Entweder durch eine separate Vorschulklasse oder eine in die 1. Schulstufe integrierte Vorschulstufe oder durch eine Kombination von Vorschulstufe, 1. und 2. Schulstufe bzw. in Mehrstufenklassen. Nach dem Abschluss des Vorschuljahres wird das Kind zum Besuch der 1. Schulstufe der Volksschule zugelassen.
Vorschule: Lernziele und Vorteile
Besonders wichtig ist die individuelle Förderung und das Weiterentwickeln der Kinder in Vorschulklassen. Statt Stress durch zu frühe Einschulung steht Lernmotivation am Lehrplan. Dabei ist auch die Kinderanzahl in den Klassen kleiner. Hier geht es auch darum, Kinder an Verpflichtungen zu gewöhnen.
So ist still sitzen in der Schule ebenso wichtig, wie das Erledigen von Hausübungen oder auch das regelmäßige und pünktliche Besuchen der Schule. Es gilt in der Vorschule Kinder an diese Verpflichtungen zu gewöhnen. So arbeiten Vorschullehrer:innen viel an der körperlichen, visuellen, sprachlichen und akustischen Wahrnehmung der Kinder.
Ebenso werden Konzentration und Aufmerksamkeit gefördert. Darüber hinaus steht auch mathematische Früherziehung am Lehrplan. Auch singen und bildnerische Erziehung, sowie Werken werden unterrichtet. Dabei gibt es in Vorschulen keine Benotung, Ziel ist das Fördern, aber auch das Fordern von Schüler:innen.
Weniger Druck und mehr Spiel
Diese Förderung und Forderung der Vorschüler:innen ist der von Erstklässler:innen sehr ähnlichen. Doch dabei wird Wert darauf gelegt mit weniger Druck und mehr individuellen Möglichkeiten zu arbeiten. Ob Vorübungen zum Rechnen oder auch zum Schreiben, der spielerische Zugang beim Erlernen hat einen wichtigen Platz im Stundenplan der Vorschule.
Dies kann darüber hinaus auch zu Hause mit den Eltern geübt werden. Dieser Zugang soll Spontanität, Motivation und Lernbereitschaft erhöhen. Wesentlich dabei ist den Unterricht und Zugang zu den Themen so zu gestalten, dass diese Motivation erhalten bleibt und so auch mit in die Volksschulzeit genommen werden kann.
Deshalb stehen Sprach- ebenso wie Zahlenspiele am Lehrplan. Die so geförderte Konzentration und verbesserte Feinmotorik sind wichtige Punkte für den späteren Volksschulalltag.
Wie Eltern ihre Vorschulkinder fördern können
Darüber hinaus können Eltern auch zu Hause die Vorfreude der Kinder auf die Schule stärken, z.B. durch entsprechende Bücher oder positive Gespräche über die Schule zu Hause. Auch das ruhige Beschäftigen beim Basteln, Malen oder Puzzeln kann helfen. Denn so können Kinder lernen ihren Bewegungsdrang besser zu kontrollieren.
Dadurch kann auch die Feinmotorik geübt werden, denn Ausschneiden und Ausmalen sind gute Fördermöglichkeiten, die auch zu Hause spielerisch geübt werden können. Kleine Pflichten im Alltag, wie etwa den Tisch nach dem Essen abzuräumen oder sein Bett zu machen helfen, können helfen, dem Kind beizubringen Verantwortung für etwas zu übernehmen.
Schule ist nicht immer nur motivierend, es kann auch frustrierende Erlebnisse geben, hierbei können Eltern ihre Kinder unterstützen. Manchmal verliert man, manchmal ist ein Weg voller Hürden, nicht gleich aufgeben, eine Eigenschaft, die man auch im Schulalltag gut gebrauchen kann, kann zu Hause vorgelebt werden.
Vor- und Nachteile der Vorschule
Der Besuch einer Vorschule, gilt leider in der Gesellschaft manchmal auch als Zeichen von (Lern-)Schwäche. Doch neben oft zitierten Nachteilen kann der Besuch einer Vorschule auch einige Vorteile mit sich bringen.
Vorteile:
Der spielerische und kreative Zugang zum Unterricht erhöht die Freude am Lernen. Langfristige Begeisterung fürs Lernen und mehr Motivation werden dadurch gefördert.
Leistungsdruck wird reduziert. So kann ein Leistungsabfall in der Schule verhindert werden. Denn dieser Druck reduziert nicht nur die Lust auf Schule, sondern kann schnell auch zur Überforderung der Schüler:innen führen.
Ein Vorschuljahr kann dem Kind mehr Entfaltungsmöglichkeiten geben, so kann die Entwicklung des Kindes besser gefördert werden, somit ist eine sehr gute Grundlage für einen erfolgreichen Eintritt in die Volksschule und eine erfolgreiche Schullaufbahn gelegt.
Das Vorschuljahr wird der Schulpflicht angerechnet.
Ist die Vorschule in die Volksschulklasse integriert können die Kinder ihre Klassenkameraden bereits kennenlernen.
Nachteile:
Vorschulkinder werden gehänselt, sind vielleicht auch als "langsam" abgestempelt. Dieses Vorurteil besteht leider immer noch.
Hänseleien sind für niemanden schön. Bei Kindern können sie zu einem frühen Gefühl der "Andersartigkeit" beitragen. Sie könnten sich dadurch ausgeschlossen fühlen.
Die Vorschullehre unterscheidet sich von der, der Volksschule, so auch die Art der Erziehung und Behandlung der Kinder. Dies kann ein Nachteil für Vorschüler:innen sein.
"Da lernt man ja nichts", der spielerische Zugang, die individuelle Art der Förderung wird von außen manchmal als Schwäche wahrgenommen. In der Vorschule lernt man nicht wirklich etwas, ist hier das Vorurteil. Ein Vorschuljahr ist für Manche dadurch auch ein verlorenes Jahr an Schulbildung.
Das Vorschuljahr wird zur Schulpflicht angerechnet, ist die Lernmotivation gering, kann dies dazu führen, dass Jugendliche die 9. Schulstufe nicht besuchen, dadurch ev. keine Ausbildung abschließen.
Fazit
Vorschule ja oder nein, keine leichte Entscheidung für Eltern. Denn leider gibt es immer noch Vorurteile der Vorschule gegenüber. Ob die Vorschule der richtige Weg für das eigene Kind ist, sollte immer mit Pädagog:innen und Schulleitung abgeklärt werden.
Klar ist, der spielerische Zugang zum Lernen, die dadurch entstehende Motivation und im besten Fall eine Lernbereitschaft, die weit über die Volksschule hinaus anhalten kann, sind keine schlechten Voraussetzung für eine erfolgreiche Schullaufbahn.
Wer weiß vielleicht wäre berühmte Persönlichkeiten wie Albert Schweitzer oder auch Winston Churchill ein große Portion Schulfrust und ein Sitzen bleiben erspart geblieben, hätten sie motivierende Vorschulerfahrungen machen können.