USA/ Balmain Fashion Show at Paris Fashion Week 2023
©IMAGO/SipaBalmain ist von rockigem Chic geprägt – hautengen Röhrenjeans und aufwendige Details sind der Signature-Style der Luxusmarke. Das Unternehmen blickt aber auch auf eine lange und interessante Geschichte zurück.
Das Modehaus Balmain ist eine Luxusmarke, die in der Nachkriegszeit in Paris begründet wurde. Sie war zu dieser Zeit ein wichtiger Bestandteil der Revolutionierung des französischen Stils. Heute steht das Label neben anderen Marken wie Chanel oder Fendi für exklusive Fashion.
Unternehmens-Steckbrief
Mode & Lederwaren
Die Geschichte von Balmain
Im Jahr 1914 wurde Pierre Balmain in St. Jean de Maurienne (Frankreich) geboren. Er verbrachte seine Kindheit inmitten des väterlichen Vorhanggeschäfts, wo er Kunden bediente und mit Stoffen arbeitete. Pierre studierte ab 1933 an der Ècole des Beaux-Arts Architektur, doch seine Zeit dort war nur von kurzer Dauer. Nur ein Jahr später erhielt er eine Anstellung bei dem britischen Designer Edward Molyneux, der zu dieser Zeit für seine anspruchsvolle Haute Couture bekannt war.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs unterbrach er seine Karriere, während er in der französischen Armee und im Fliegerkorps diente. In der zweiten Hälfte des Krieges arbeitet Pierre im Modehaus von Lucien Lelong, wo er sich mit Christian Dior anfreundete. Beide Modedesigner prägten den French Chic maßgeblich mit ihren Designs.
Pierre Balmain war im August 1944, als Paris befreit wurde, erst 30 Jahre alt. Er gründete ein Jahr später sein eigenes Modehaus und richtete sein Atelier in einem kürzlich frei gewordenem historischen Gebäude in der Rue de François Premier 44 ein, das zuvor von den Nazis während der langen Besatzung beschlagnahmt worden war.
Balmains Debüt-Show im Oktober 1945 fand zwei Jahre vor Christian Diors "New Look" statt, der die Extravaganz der Mode wieder aufleben lies. Pierre führte kurvenreiche Silhouetten ein, wie beispielsweise glockenförmige Röcke, die an der Taille eng anliegen. In der Kriegszeit verlor Paris an Bedeutung in der Modeszene - der Designer wollte mit seinen glamourösen Looks der Welt zeigen, das Paris noch immer die wichtigste Mode-Metropole dieser Zeit war.
1947 war Balmain zu einem einflussreichen, weltweit agierenden Unternehmen geworden, das wie Chanel, Dior oder Balenciaga ebenfalls an der Vorreiterrolle eines neuen, freieren Stils in der Mode teilnahm. Pierre Balmains "Jolie Madame"-Stil ist auch heute noch zentraler Bestandteil der Marke. Die für Balmain charakteristischen maßgeschneiderten Jacken gehören zu den Ikonen der Modegeschichte.
Expansion und Erfolge der Luxusmarke
Balmain reiste in die Welt hinaus, um Geschäftsbeziehungen aufzubauen und seine Unternehmen auszuweiten. Er expandierte schnell, eröffnete Filialen von New York City bis Caracas und erweiterte sein Angebot um Parfüm und Accessoires. Mit seiner Strategie erlangte Balmain seinen Markenstatus und die Loyalität vieler Hollywood-Stars wie Katherine Hepburn, Brigitte Bardot, Sophia Loren oder Ava Gardner. Sie trugen die Kleider von Balmain. Aber sie waren nicht die einzigen in der Geschichte, die Balmain trugen. Marlene Dietrich trug Kleider von Balmain in "No Highway in the Sky" (1951) und 1960 trug die thailändische Königin Sirikit bei ihrer Tournee durch die Vereinigten Staaten einen Rock der Luxusmarke.
1951 gründete er in Paris eine Firma, um Prêt-à-porter-Kollektionen, die auf seinen Couture-Kreationen basierten, von der Firma Elfreda-Fox herstellen zu lassen. Die Parfums "Jolie Madame" von 1949 und dass 1966 erste für Revlon lancierte Parfüm "Miss Balmain" wurden zu einem großen Erfolg. Trotz dieser Tatsachen wird Balmain zu selten in einem Satz mit Chanel, Dior oder Balenciaga genannt. Das Modehaus wurde laut dem Magazin Business of Fashion in der restlichen Modegeschichte des 20. Jahrhunderts nur kaum erwähnt.
Pierre Balmain hat seinen Platz vor allem in der wirtschaftlichen Geschichte der französischen Haute Couture. Zusammen mit Jacques Fath war er einer der ersten Pariser Couturiers, die das Potenzial des amerikanischen Marktes erkannten. Trotzdem zählt Balmain zu einem der ganz großen Couture-Häusern, welche die Mode maßgeblich geprägt haben. Dies ist aber nicht nur dem wirtschaftlichen Geschick von Pierre Balmain zu verdanken, sondern auch deinen eleganten und großartigen Designs, die stets auch seine hohen handwerklichen Fertigkeiten zeigten.
Das Monogramm-Logo ("PB") in seiner vollständigen grafischen Version mit den beiden ineinandergreifenden Initialen wurde 1970 offiziell eingeführt. Damals wurde es auf dem Boden der Balmain-Boutique verwendet, die im Herbst in New York auf der Madison Avenue eröffnet wurde, sowie in der ersten Boutique in der Rue François Premier 44 in Paris, die im Sommer 1971 mit einer braun-beigen Version des Monogramms ausgestattet wurde.
Das Motiv des Monograms verweist auf den Namen des Gründers Pierre Balmain und spiegelt dessen Faszination für die französischen Labyrinthe der Renaissance wider.
Pierre blieb für den Rest seines Lebens an der Spitze des Unternehmens und arbeitete stets an seinem speziellen Couture-Stil, der seiner Designs so besonders machte. Er verstarb 1982 nach einem Leberkrebsleiden.
Nach Pierre Balmains langer Führung des Unternehmens waren viele weitere Designchefs an der Spitze der Brand tätig. Sogar Karl Lagerfeld hatte im Rahmen eines gewonnenen Preises kurz bei Balmain gearbeitet. Der berühmte dominikanische Designer Oscar de la Renta brachte 1994 mit seiner gefeierten ersten Couture-Kollektion, seine eigene Art von Eleganz in das Haus ein. Die Haute-Couture-Linie wurde bis 2004 geführt, sie musste aufgrund drohender Insolvenz eingestellt werden. 2012 wurde eine günstigere Zweitlinie unter dem Namen "Pierre Balmain" vorgestellt.
Seit 2016 steht Balmain unter der Leitung von Mayhoola For Investments LLC. Das Unternehmen veröffentlicht keine regelmäßigen Finanzinformationen, im Jahr 2019 wurde laut Northdata ein Umsatz von 208 Millionen generiert.
Die Nachfolger:innen des großen Designers Pierre Balmain
Nach dem Tod von Pierre übernahm Erik Mortenson die Leitung von Balmain House. Als Pierres rechte Hand und Lebenspartner stand er Pierre schon davor zur Seite und führte dessen Vision für Balmain weiter. Während seiner Zeit im Unternehmen war Mortenson bestrebt, die Integrität von Pierres Originaldesigns zu bewahren, musste aber auch kreativ werden, um den sich ändernden Modetrends anzupassen, da die Haute Couture zunehmend aus der Mode kam.
Als Mortenson 1993 das Haus Balmain verließ, übernahm der dominikanische Designer Oscar de la Renta als Kreativdirektor die Leitung des Hauses. Er war damals kein Unbekannter in der Modewelt und vor allem für seine Haute-Couture-Kollektion bekannt.
Als Christopher Decarnin 2006 zum Chefdesigner ernannt wurde, hat er den Balmain-Stil neu interpretiert. Decarnin arbeite zuvor bei Paco Rabanne. Er kreierte aufwändig gestaltete Designs, die sich von der Schlichtheit des ursprünglichen Ansatzes von Balmain abhoben und zeigte äußerst erfolgreiche Prêt-à-Porter-Kollektionen. Er prägte die Modecodes des Hauses so wie wir sie heute kennen - stark betonte Schultern und enge Schnitte, die von rockigen Einflüssen durchzogen sind und feminine Stärke ausstrahlen.
Olivier Rousteing
Unter Kreativdirektor Olivier Rousteing fand für Balmain ein Gleichgewicht zwischen der Schlichtheit der frühen Tage und der von Decarnin eingeführten dekorativen Üppigkeit. Seine Designs begeistern zudem mit außergewöhnlichen und innovativen Formen und Schnitten, die zeigen das er sein Handwerk hervorragend beherrscht.
Besonders bekannt ist der Designer auch für die feine Ausarbeitung auffallender Details, die einen einzigartigen Look kreieren und jede seiner Kollektionen besonders macht.
Wer trägt Balmain
Fans seiner Designs sind Michelle Obama, Adele, Beyoncé und Billie Eilish. Letztere war als Testimonial für die Frühjahrs-Kollektion 2023 zu sehen.
Kooperationen in der Modewelt
Wie es sich für ein Modehaus von Welt gehört, kann auch die Luxusmarke Balmain mehrere Zusammenarbeiten mit anderen Unternehmen wie Puma oder dem Spielzeughersteller Mattel (Barbie) aufweisen.
Balmain x H&M
Unter Rousteing kam es 2015 auch zu einer Zusammenarbeit mit H&M. Er kreierte eine typische Balmain-Kollektion mit üppigen rockigen Elementen und einem ordentlichen Schuss Glamour. Als Werbe-Gesicht zeigte sich Kendall Jenner.
Balmain Beauty
Balmain kooperierte 2017 mit L'Oréal Paris, um Lippenstifte auf den Markt zu bringen. Zudem gibt es Balmain Hair Couture, eine Linie, die von Haarspangen bis Tools für Frisuren reicht. Diese existiert schon seit geraumer Zeit und hat ihr Wurzeln in den 70ern.
In einem Interview mit WWD kündigte Rousteing eine Beauty-Kooperation mit Estée Lauder für 2024 an.
Netflix
Als Netflix Olivier Rousteing bat, gemeinsam mit der Kostümleitung des Films, an einigen Stücken für den Western "The Harder They Fall" mitzuarbeiten, war der Kreativdirektor, der sich als Fan des Film-Genres zeigte, begeistert.
Balmain brachte zudem eine Mini-Kollektion heraus, die sich vom Film inspiriert zeigte.