©Elke Mayr
"Auch mir ist es widerfahren, auch ich habe es erlebt" . Unter dem Hashtag #MeToo teilen Frauen (und auch einige Männer) auf den sozialen Netzwerken ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung, Missbrauch oder Vergewaltigung.
- Was bedeutet #MeToo?
- Die #MeToo-Bewegung wurde von der Aktivistin Tarana Burke ins Leben gerufen
- Ein Hashtag gegen sexuelle Belästigung - Frauen teilen ihre Geschichte
- #MeToo am Arbeitsplatz
- Diese Promis wurden Opfer von sexueller und häuslicher Gewalt
- Kritik an der #MeToo-Debatte
- Was hat die #MeToo-Bewegung in unserer Gesellschaft verändert?
- Stoppt das Victim Blaming
Gemeinsam stark. Die #MeToo-Bewegung gibt Opfern von sexueller Gewalt eine Stimme und bestärkt sie darin, dass sie nicht allein sind. Anzügliche Sprüche und unerwünschte Berührungen - insbesondere Frauen sind von sexueller Belästigung oder Mobbing am Arbeitsplatz betroffen.
Grenzüberschreitungen sind alltäglich. Wir müssen weiterhin Bewusstsein schaffen und auf die patriarchalen Strukturen in unserer Gesellschaft aufmerksam machen. Was dieser Hashtag genau bedeutet, welche Bewegung er auslöste und warum es wichtig ist, über das Thema #MeToo zu sprechen, erfahrt ihr bei uns. Hab keine Angst zu sagen: #Ich auch.
Was bedeutet #MeToo?
Mit dem #MeToo (deutsch: #IchAuch) teilten überwiegend Frauen und einige Männer auf sozialen Netzwerken ihre persönlichen Erfahrungen mit sexueller Belästigung, Missbrauch oder Vergewaltigung, um Unterstützung und Solidarität mit Betroffenen auszudrücken. Auf den sozialen Medien wurde der Hashtag populär, als Frauen ihre eigenen Geschichten teilten und auf das Ausmaß des Problems aufmerksam machten.
Die #MeToo-Bewegung wurde von der Aktivistin Tarana Burke ins Leben gerufen
Im Jahr 2006 verwendete die amerikanische Bürgerrechts- und Menschenrechtsaktivistin Tarana Burke erstmals die Phrase #MeToo. Damit wollte sie vor allem eines erreichen: Ein Signal an alle Frauen senden, die Opfer sexueller Gewalt wurden, um ihnen zu zeigen, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht allein sind.
Als Gründerin dieser lebenswichtigen und wachsenden Bewegung und als jemand, der sich seit mehr als drei Jahrzehnten für Probleme von schwarzen Frauen und Mädchen einsetzt, leitet sie heute die Girls for Gender Equity Organisation, die sich für die Rechte von Frauen einsetzt. Ihr ging es nicht nur um einen viralen Hashtag, vielmehr um eine Bewegung, die Sichtbarkeit schafft. Sichtbarkeit von sexueller Belästigung, Scham und Angst.
Auch Männer erleben sexuelle Belästigung
Gegenüber der Öffentlichkeit öffneten sich auch Männer und teilten persönliche Erfahrungen mit sexueller Belästigung. Die Bewegung machte somit auch darüber aufmerksam, dass sexuelle Belästigung und Gewalt nicht nur Frauen widerfahren kann, sondern auch Männer betroffen sind (denen aufgrund ihres Geschlechts meist noch seltener Beachtung geschenkt wird).
Ein Hashtag gegen sexuelle Belästigung - Frauen teilen ihre Geschichte
Das öffentliche Bewusstsein für diese Problematik wurde vor allem durch die Enthüllungen um den US-amerikanischen Filmproduzenten Harvey Weinstein geweckt. Dieser hatte zahlreiche sexuelle Übergriffe begangen und operierte jahrzehntelang ungestraft und ohne Reue in Hollywood. Dennoch dauerte es Jahre, bis sich endlich Frauenstimmen erhoben und er von der Justiz zur Rechenschaft gezogen wurde. Dieser Fall erinnert uns daran, dass sexuelle Gewalt von unkontrollierter Macht und Privilegien lebt.
Die Schauspielerin Alyssa Milano forderte 2017 in einem Tweet andere Frauen auf, unter dem Hashtag #MeToo öffentlich über ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen zu berichten. Innerhalb weniger Stunden wurde der Hashtag mehr als 200.000 Mal auf Twitter verwendet. Am Folgetag gab es bereits über eine halbe Million Tweets: Seitdem hat sich der Hashtag weltweit verbreitet immer mehr Frauen teilen ihre Geschichte.
#MeToo am Arbeitsplatz
Am Arbeitsplatz solltest du dich wohl und sicher fühlen. Das ist dein Recht und dafür hat dein Arbeitgeber zu sorgen! Sexismus am Arbeitsplatz kann in Form von verbalen oder körperlichen Übergriffen auftreten. Belästigung, unangebrachte Anspielungen, Mansplaining oder abwertende Kommentare ,die aufs Geschlecht bezogen sind. Aus Angst, den Job zu verlieren, lassen sich leider viele Frauen eine Annäherungen ohne Zustimmung gefallen und schweigen sehr lange.
Solltest du unangenehme Erfahrungen am Arbeitsplatz gemacht haben, die du nicht richtig einordnen kannst oder von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen sein, kannst du dich bei der Telefonberatung Act4Respect melden. Die Nummer 0670 600 70 80 (österreichweit) ist vertraulich und kostenlos.
Diese Promis wurden Opfer von sexueller und häuslicher Gewalt
Die Erhebung "Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und andere Formen von interpersoneller Gewalt“ legt offen, wie viele Frauen im Laufe ihres bisherigen Erwachsenenlebens von Gewalt innerhalb bzw. außerhalb von intimen Beziehungen, von Stalking, von Mobbing oder sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen waren. Auch diese Prominenten haben sexuelle Gewalt in der Vergangenheit erlebt:
Lady Gaga wurde mit 19 Jahren von einem Musikproduzenten vergewaltigt. Lange Zeit wollte sich die Sängerin nicht eingestehen, dass es sich dabei um eine Vergewaltigung handelte und sprach erst Jahre später darüber.
Die US-Moderatorin Oprah Winfrey wurde mit neun Jahren von ihrem Onkel, ihrem Cousin und einem engen Freund ihrer Familie vergewaltigt. Sie wurde nach wiederholten Vergewaltigungen sogar schwanger und brachte mit 14 Jahren ein Baby zur Welt.
Auch Angelina Jolie klagte gegen Weinstein wegen sexueller Nötigung. "Ich hatte eine schlechte Erfahrung mit Harvey Weinstein in meiner Jugend. Daraufhin habe ich entschieden, nie wieder mit ihm zu arbeiten". Außerdem hatte sie andere Schauspielerinnen vor ihm gewarnt, wie sie in einem Interview erzählte.
Blutige Lippen, blaue Augen und ein geschwollenes Gesicht. Von Gewalt in intimen Beziehungen sind laut der Statistik Austria 16,41 % der Frauen betroffen. Im Jahr 2009 wurde die Sängerin Rihanna von ihrem damaligen Freund Chris Brown körperlich misshandelt.
Jane Fonda wurde als Kind vergewaltigt. In einem Interview sagte sie "Ich habe etwas über die Auswirkungen des Patriarchats zu sagen. Sie haben mich vergewaltigt, mich als Kind sexuell missbraucht und mich gefeuert, weil ich nicht mit meinem Chef schlafen wollte. Ich dachte immer, es wäre meine Schuld." Heute engagiert sich die Schauspielerin mehr denn je im Kampf gegen die Gewalt an Frauen.
Kritik an der #MeToo-Debatte
Die Bewegung hat aber auch viel Kritik ausgelöst. "Was bedeutet denn eigentlich genau MeToo? Was ist dir auch passiert"? Einige Menschen kritisieren die Undifferenziertheit des Begriffes und der Bewegung. Kritiker:innen sprechen von einer Vermischung von #MeToo und einer Pauschalverurteilung von Männern. Zudem gab es Bedenken, dass einige Frauen die Bewegung missbrauchen könnten, um rachsüchtige Vorwürfe gegen Männer zu erheben.
Ein weiterer Kritikpunkt war, dass die Debatte hauptsächlich von privilegierten Frauen in der Unterhaltungsindustrie vorangetrieben wurde und dass die Erfahrungen von Frauen aus marginalisierten Gemeinschaften, wie zum Beispiel Frauen mit geringem Einkommen, Frauen mit Behinderungen und Frauen aus ethnischen Minderheiten, oft übersehen wurden.
Was hat die #MeToo-Bewegung in unserer Gesellschaft verändert?
Jede dritte Frau zwischen 18 und 74 Jahren in Österreich hat ab dem
Alter von 15 Jahren körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt, so die Statistik Austria. Die #MeToo-Bewegung ermutigte Frauen weltweit, ihre eigenen Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen und Belästigungen zu teilen, um auf das Ausmaß des Problems aufmerksam zu machen. Aus Scham und Angst haben viele Frauen über Jahre geschwiegen.
Die Bewegung hat zu einer breiteren öffentlichen Debatte über sexuelle Übergriffe und Belästigungen geführt und dazu beigetragen, die Bedeutung von Einwilligung und Grenzen in intimen Beziehungen zu betonen und zu hinterfragen. Sie hat auch dazu beigetragen, dass Arbeitgeber:innen und Institutionen Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ergreifen und Betroffenen Unterstützung und Schutz bieten.
Einflussreiche und mächtige Personen wurden endlich zur Rechenschaft gezogen. Viele Menschen nutzten den Hashtag, um ihre eigenen Geschichten zu teilen, und es folgte eine Welle von Anschuldigungen gegen zahlreiche Persönlichkeiten aus den Bereichen Film, Musik, Medien, Politik und Wirtschaft.
Stoppt das Victim Blaming
"Was hat sie denn erwartet, wenn sie sich so anzieht"? Aussagen wie diese müssen aufhören! Victim Blaming beschreibt die sogenannte "Täter-Opfer Umkehr". Die Art und Weise wie du dich anziehst (egal ob freizügig oder nicht), gibt absolut niemandem das Recht, dich zu berühren oder sexuell zu belästigen. Die Verantwortung liegt allein bei den Täter:innen.
Niemand, der eine Vergewaltigung oder sexuelle Gewalt erlebt hat ist daran selbst schuld! "Männer haben halt Bedürfnisse und wenn sich eine Frau aufreizend kleidet, wird eben die sexuelle Lust getriggert". Bitte was?
Das ist eines der frauenfeindlichsten Verhaltensmuster in unserer Gesellschaft und zeigt sich im Umgang mit Opfern sexualisierter Gewalt. Muss ein Opfer wirklich erst darüber nachdenken, ob das Erlebte "schlimm genug" ist, um es anzusprechen? Fragen wie " Hast du wirklich "Nein" gesagt oder "Hast du falsche Signale gesendet", sind Victim Blaming.
Auch Stealthing, das heimliche Abziehen des Kondoms beim Sex, ist ein sexueller Übergriff, der von vielen Frauen aus Scham und Angst. oft nicht gemeldet wird.
Die #MeToo-Bewegung bricht die Kultur des Schweigens und gibt Opfern eine Stimme. Wenn du dich mehr über die Bewegung informieren möchtest oder Hilfe suchst, kannst du das auf der offiziellen MeToo Movement Seite tun.